Deadline-Day-Wahnsinn bei Eintracht Frankfurt Das Sekunden-Drama: Die Hintergründe des Batshuayi-Deals
Die Eintracht schnappt sich an einem wilden Deadline Day den Stürmer Michy Batshuayi. Der Deal hängt bis kurz vor Schluss am seidenen Faden.
Wie knapp die ganze Kiste war, veranschaulicht auch ein kleines Detail: Die Medienabteilung der Frankfurter Eintracht flankierte ihre montag-abendliche Mitteilung zur Verpflichtung von Michy Batshuayi lediglich mit einem bearbeiteten Konterfei des Angreifers. Photoshop at it’s best. Kein echtes Bild des 31-Jährigen im Eintracht-Trikot, kein vorbereitetes Videostatement an die Fans, nicht mal eine schriftliche "Ich-freu-mich-auf-die-Aufgabe"-Aussage des Neuen.
Der Grund: Es ging an diesem für die Frankfurter mal wieder verrückten Deadline Day am Ende tatsächlich um wenige Minuten, vielleicht sogar Sekunden. Ein Abriss der vergangenen Wochen und Tage bis hin zur Last-Second-Verpflichtung des Stürmers:
Trainer Toppmöller macht Druck
Bereits Anfang Januar, als erstmals Wechselgerüchte um Omar Marmoush aufkamen, schrieb der hr-sport von der Möglichkeit, dass die Hessen auf einen Abgang ihres Torjägers mit der Verpflichtung von zwei neuen Stürmern reagieren könnten. Der Plan lag in der Schublade, eine Festverpflichtung und eine zusätzliche Leihe schwirrten durch die Köpfe der Verantwortlichen. Da Sportvorstand Markus Krösche zwischenzeitlich mit Elye Wahi jedoch einen seiner Top-Kandidaten auf die Marmoush-Nachfolge für viel Geld verpflichten konnte, verabschiedeten sich die Gedanken an einen zweiten Mann vorerst in die Hinterköpfe. Bis vergangene Woche.
Da meldete sich Trainer Dino Toppmöller bereits am Rande des Europa-League-Spiel in Rom, ließ zwischen den Zeilen durchblicken, dass der Marmoush-Verlust mit dem vorhandenen Personal nur schwer aufzufangen sei. Wahi brauche noch Zeit, hieß es. Zudem war damals der Öffentlichkeit noch nicht bekannt, sehr wohl aber zeitnah dem Trainer: Igor Matanovic hatte sich am Fuß verletzt, recht schwer sogar, ein wochenlanger Ausfall droht.
Eintracht wollte erst leihen, kauft dann aber doch
Am Samstag gegen Wolfsburg stand der kroatische Nationalstürmer dann auch nicht im Kader, ebenso wenig Wahi, sodass des Trainers Optionen im Angriff deutlich reduziert waren (Hugo Ekitiké, Ansgar Knauff, Can Uzun). Logisch, dass Toppmöller darob direkt nach dem Spiel ein Gespräch mit Krösche ankündigte.
Längst war zu diesem Zeitpunkt auch Batshuayi ein Thema bei den Hessen, kursierte der Name im innersten Entscheidungszirkel des Clubs. Das Problem: die vermeintlich zu hohen Kosten. Der 31-Jährige kassierte in Istanbul bei Galatasaray dem Vernehmen nach ein Gehalt von 4,5 Millionen Euro netto, nicht im Ansatz stemmbar für die Frankfurter, die ja eigentlich eine Leihe bevorzugt hatten. Doch unmöglich! Aufgrund der Statuten war es dem türkischen Spitzenclub formell nicht erlaubt, weitere Profis zu verleihen, sie mussten verkaufen. Zudem war Gala mit Blick auf die namhafte wie teure Stürmerdichte im Kader (Victor Osimhen, Alvaro Morata, Dries Mertens) darum bemüht, Batshuayi dauerhaft aus den Finanzbüchern zu streichen.
Der Deadline Day treibt es auf die Spitze
Dann also der Dealine Day: Noch am Mittag schien es nichts zu werden mit einer Verpflichtung des Belgiers, verfolgte die Eintracht auch andere Ideen. In Hannover wurde mal bei Nicolo Tresoldi vorgefühlt, die Spur aber nicht wirklich weiter verfolgt. Eine weitere soll zudem nach England geführt haben, zu einem jungen, talentierten Profi, der aber zumindest in Sachen Ablöse deutlich teurer gewesen wäre als es nun Batshuayi ist (drei Millionen Euro plus Boni). Am frühen Nachmittag sendeten schließlich die Beraterseite des Spielers sowie Gala diverse Rauchzeichen, wohl eher Anrufe, dass ein Deal womöglich doch drin sei.
Es wurde nun wilder, die Zeit knapper, um 20 Uhr musste die Verpflichtung eingetütet sein. Batshuayi weilte mit Galatasaray zudem beim Auswärtsspiel in Gaziantep nahe der syrischen Grenze. Ein Medizincheck unter Aufsicht der Hessen? Schwierig! Ebenso wie die von den Frankfurtern eigentlich bevorzugte Leihe. Die Tür also doch wieder zu, zumal Betis Sevilla dazwischen zu grätschen schien und Gala am Abend ja auch kickte? Es kam anders.
Ein Sekunden-Krimi zum Schluss
Batshuayi fuhr nicht mit dem Team ins Stadion, sondern blieb im Hotel. Die Eintracht verhandelte parallel zur laufenden Partie der Istanbuler mit den Verantwortlichen. Klar war mittlerweile: Nur ein Kauf war noch möglich, auf etwas anderes wollte sich die andere Club-Seite nicht einlassen. Da der Spieler selbst in den Gesprächen jedoch dazu bereit war, beim Gehalt deutliche Abstriche zu machen, einigten sich die Frankfurter erst mit ihm und dann mit dem türkischen Club.
Ein Deal im letzten Moment: Die Eintragung ins TOR, dem Transfer-Online-Registrierungssystem der Deutschen Fußball-Liga, erfolgte laut mehrerer Quellen nur wenige Minuten vor Transferschluss um 20 Uhr, manch einer munkelt gar, es habe sich um Sekunden gehandelt. An diesem Dienstag-Nachmittag wird Batshuayi nun in Frankfurt erwartet, am Mittwoch soll er mit der Mannschaft von Trainer Toppmöller in die Vorbereitungswoche auf das Auswärtsspiel in Mönchengladbach starten - und dort schon zum Einsatz kommen.