Probleme in Eintracht-Defensive Toppmöller muss kompliziertes Abwehr-Puzzle lösen

Kurz vor dem Saisonstart wackelt die Abwehr von Eintracht Frankfurt noch bedenklich. Der Abgang von Willian Pacho reißt eine Lücke, einige Spieler sind noch weit weg von ihrer Bestform. Und was ist eigentlich mit dem versprochenen Neuzugang?

Dino Toppmöller von Eintracht Frankfurt diskutiert mit Rasmus Kristensen
Dino Toppmöller diskutiert mit Rasmus Kristensen. Bild © Imago Images
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Der FC Valencia erzielt das 2:1 gegen die Eintracht.
Der FC Valencia erzielt das 2:1 gegen die Eintracht. Bild © Imago Images
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Kaderplaner Markus Krösche und Trainer Dino Toppmöller werden am Dienstagabend mit Sicherheit mit mindestens einem Auge in Richtung Thessaloniki schauen. In der griechischen Küstenregion, in der aktuell schwere Waldbrände toben, steigt ab 19.30 Uhr das Qualifikationsspiel zur Champions League zwischen PAOK Saloniki und Malmö FF. Dann mittendrin: Konstantinos Koulierakis, der designierte neue Abwehr-Koloss von Eintracht Frankfurt.

Läuft alles nach Plan und dem Frankfurter Geschmack, soll sich der 20-Jährige nach der Partie von seinem Team verabschieden und in Richtung Hessen aufbrechen. Linksfuß Koulierakis ist weiter der Wunschkandidat für die vakante Position in der Innenverteidigung. Nach dem für alle Seiten nachvollziehbaren Abgang von Willian Pacho zu Paris St. Germain klafft im Abwehrzentrum eine Lücke, diese soll der junge Grieche schließen. Und zwar möglichst bald.

Bernardo und Bella-Kotchap wohl nur Mittel zum Zweck

Die Eintracht, die im letzten Testspiel gegen den FC Valencia (2:3) in der Defensive teilweise bedenklich wackelte und selbst im Duell mit dem viertklassigen Stadtnachbarn FSV Frankfurt nicht immer sattelfest wirkte, braucht dringend einen weiteren Stabilisator. Geht es nach Trainer Dino Toppmöller, am besten noch vor dem Pflichtspiel-Auftakt am Montag (20.45 Uhr) im DFB-Pokal in Braunschweig. "Man hat gesehen, dass wir gerade hinten den einen oder anderen schon noch brauchen", unterstrich Toppmöller schon in der vergangenen Woche.

Zwar soll es laut der Bild-Zeitung Alternativen geben, die in dieser Woche aufgeploppten Optionen Bernardo vom VfL Bochum und Armel Bella-Kotchap vom FC Southampton gehören aber wohl eher zur taktischen Verhandlungsführung. Denn: PAOK würde Koulierakis am liebsten bis zu den Champions-League-Playoffs Ende August behalten, die Eintracht drängt auf eine schnelle Lösung und bringt andere Namen ins Gespräch. So läuft das Geschäft.

Dass Bernardo kurz vor einem Wechsel zu Union Berlin steht und Bella-Kotchap schon in Hoffenheim sein soll, bestärkt diese These. Koulierakis soll es werden. Ob er es wirklich wird, wird sich zeitnah entscheiden.

Koulierakis kann nicht alle Probleme lösen

Doch selbst wenn die 1,88 Meter große Abwehrkante noch in dieser Woche in Frankfurt aufschlagen sollte, wären damit nicht im Handumdrehen alle Probleme in der Defensive gelöst. Trainer Toppmöller, der schon vor dem Auftakt unter einem gewissen Druck steht, hat sich wieder einmal die Installierung der Viererkette vorgenommen und diese auch bei der misslungenen Generalprobe in Valencia getestet. Toppmöllers Wunsch: Die beiden Außenverteidiger kurbeln das Offensivspiel mit an, im Spielaufbau lässt sich einer der beiden spielstarken Sechser zwischen die Innenverteidiger fallen.

Ein derart fluides System ist unter Toppmöller schon länger Standard, so richtig funktioniert hat es in der Vorbereitung aber noch nicht. Das Problem: Da Toppmöller seine Top-Besetzung noch nicht gefunden hat und nun auch noch Pacho weg ist, war ein Einspielen bislang nicht wirklich möglich. Die einzigen beiden Konstanten sind derzeit Abwehrchef Robin Koch und Neuzugang Rasmus Kristensen. Beide können ohne Probleme zwischen Dreier- und Viererkette hin- und herwechseln und sind absolute Stützen. Die Plätze um dieses Duo herum sind weiter vakant.

Tuta und Amenda suchen ihre Form

Auf der linken Seite sind sowohl Nathaniel Brown, der in Valencia den Vorzug erhielt, als auch Niels Nkounkou mit viel Talent und Offensivdrang ausgestattet. Für defensive Stabilität sorgten beide bislang aber nicht. Das ist zwar zum Teil, die Eintracht denkt ja offensiv, wohl so gewollt. Eine derart auf Angriff ausgelegte Verteidigungsreihe muss aber perfekt abgestimmt sein, sonst wird das einkalkulierte Risiko schnell zu einer nicht mehr kontrollierbaren Gefahr. Toppmöller steht vor einem komplizierten Puzzle und muss hoffen, dass Koulierakis schnellstmöglich kommt und sich dann im Eilverfahren akklimatisiert.

Denn auch der Posten des zweiten Innenverteidigers ist derzeit eine Problemzone. Neuzugang Aurèle Amenda ist nach einer Sprunggelenksverletzung noch weit weg von seiner Bestform. Der Schweizer, der schon gegen den FSV offensichtliche Probleme hatte, leistete sich in Valencia einen folgenschweren Patzer, der zum Siegtreffer der Spanier führte und ist dementsprechend aktuell kein Kandidat für die Startelf.

Gleiches gilt auch für Tuta. Der Brasilianer, der vor wenigen Wochen noch als neuer Heilsbringer auf der Sechs galt, ist in der Hierarchie sogar hinter Youngster Nnamdi Collins abgerutscht und zum Auftakt wohl erst einmal Bankdrücker. Ein rasanter Abstieg.

Gegen den BVB zählt's

Nun muss trotz der erkennbaren Schwierigkeiten aktuell sicher noch niemand Alarm schlagen, die Pokal-Aufgabe in Braunschweig sollten die Hessen – bei allem Respekt – auch mit dem aktuellen Aufgebot meistern. Etwas Eile ist aber dennoch gefragt, schon eine Woche später steigt das Frankfurter Gastspiel bei Borussia Dortmund. Und was bei diesem Duell mit einer löchrigen Abwehr passieren kann, sollte jedem klar sein.