Eintracht-Sieg in der Analyse Gazellen, Debütanten und Beistand von oben
Eintracht Frankfurt besiegt Gladbach mit einer blitzsauberen Leistung. Das Sturmduo ist auf der Suche nach einem Spitznamen, ein Neuzugang zeigt sein Potential und am Ende gibt es noch Beistand von oben. Die Analyse in fünf Punkten.
Eintracht Frankfurt hat am Samstagabend dank einer starken Leistung mit 3:1 in Gladbach gewonnen. Die Tore für die Hessen erzielten Jesper Lindström (6./45.) und Eric Junior Dina Ebimbe (29.), für Gladbach traf Marcus Thuram (72.).
1. Die Gazellen kommen
Die Büffelherde ist schon eine Weile Geschichte, Eintracht Frankfurt scheint in der Saison 2022/23 aber wieder eine Offensive zu haben, die einen eigenen Spitznamen verdient. Namentlich das Sturmduo Randal Kolo Muani und Jesper Lindström. Der Neuzugang aus Frankreich und der Däne, der in seinem zweiten Jahr in Frankfurt noch einmal einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht hat, harmonierten auch gegen Gladbach wieder bestens, Lindström traf doppelt, Kolo Muani legte beide Tore des Dänen auf. Damit kommt Lindström mit fünf Toren bereits auf genau so viele wie in der gesamten Vorsaison, Kolo Muani ist mit sechs Assists der aktuell beste Vorlagengeber der Liga.
Das Erfolgsgeheimnis: Anders als andere Sturmduos sind sich Lindström und Kolo Muani in ihrer Spielanlage überaus ähnlich. Beide sind pfeilschnell, trickreich, mannschaftsdienlich und clever, beide lieben es, steil in die Räume hinter der gegnerischen Abwehr geschickt zu werden. "Kolo ist wichtig für mich. Letzte Saison musste ich immer tief gehen, jetzt können wir beide tief gehen, weil wir mehr Geschwindigkeit haben", sagte Lindström nach der Partie. Fehlt nur noch der Spitzname. Büffel sind die beiden qua Körperbau nicht. Aufgrund ihres Speeds eher Gazellen?
2. Ebimbe zeigt sich als Verstärkung
Erstmals in die Torschützenliste eintragen durfte sich gegen Gladbach Neuzugang Eric Junior Dina Ebimbe. Der Franzose stieg bei einer Ecke von Christopher Lenz am höchsten und nickte per blitzsauberem Kopfball ins lange Eck zum zwischenzeitlichen 2:0 ein. Und das, obwohl er im Training bei den Kopfballübungen in Ermangelung an Qualität im Kopfballspiel oft nur der Joker ist, wie Glasner nach der Partie durchblicken ließ.
Im Spiel klappen die Kopfbälle ganz offensichtlich besser, ohnehin krönte Ebimbe mit seinem Treffer eine Top-Leistung. In Gladbach wurde erstmals offensichtlich, warum die Eintracht so lange um den Franzosen gebuhlt hat. Der 21-Jährige beackerte die rechte Seite offensiv wie defensiv, war stark in den Zweikämpfen, dynamisch und vor allem: unglaublich engagiert. Exemplarisch eine Szene Minuten vor Schluss, als Ebimbe in der eigenen Hälfte den Ball gewann und ihn 80 Meter per Vollsprint über den Platz nach vorne trug, was für wichtige Entlastung sorgte. Noch ist der etatmäßige rechte Schienenspieler Ansgar Knauff verletzt. Kommt er zurück, hat er mit Ebimbe einen ernsthaften Konkurrenten bekommen.
3. Kevin Trapp weiterhin in Top-Form
Erst unter der Woche wurde Trapp Sechster bei der Wahl zum Welttorhüter, in Gladbach bewies der Keeper erneut, dass es ruhig das ein oder andere Plätzchen weiter oben hätte sein dürfen. In der zehnten Minute parierte Trapp blendend gegen den durchgebrochenen Thuram, knapp zehn Minuten später hielt er gegen Lars Stindl die 1:0-Führung fest. Wer weiß, wie sich die Dynamik des Spiels entwickelt hätte, wären die Gladbacher früh im Spiel zum Ausgleich gekommen.
"Dafür bin ich ja da", sagte Trapp nach dem Spiel bescheiden. Seine Leistung durfte übrigens auch Bundestrainer Hansi Flick beobachten, der auf der Tribüne saß. Dass bei der WM in Katar Manuel Neuer im Tor stehen wird und nicht Trapp, daran wird aber wohl auch Trapps Leistung vom Samstag nichts ändern. Und auch nicht, dass Neuer bei der Wahl zum Welttorhüter nur Siebter wurde.
4. Die "Spider Cam" hilft mit
Manchmal braucht es in der Bundesliga eben auch ein wenig Beistand von oben, um einen Sieg über die Zeit zu bringen. So wie am Samstag, als der Beistand für die Eintracht zwar nicht göttlich war, dennoch aber von oben kam, nämlich von der "Spider Cam". Nach dem 1:3-Anschlusstreffer durch Marcus Thuram in der 72. Minute schickten sich Spieler und Fans von Borussia Mönchengladbach nämlich an, sämtliche Kräfte für eine Schlussoffensive zu sammeln, da hing plötzlich ein Kabel der "Spider Cam" aufs Spielfeld. Jener Kamera, die an vier Drähten unter dem Stadiondach befestigt ist und im Normalbetrieb über dem Spielfeld schwebt.
Für knapp sieben Minuten war das Spiel unterbrochen, bis die defekte Kamera abmontiert war. Eine Pause, die aus dem Gladbacher Aufbäumen sichtlich die Luft rausließ. "Es ist natürlich ein bisschen unglücklich, dass wir dann den Anschlusstreffer machen, das Stadion bebt und dann diese Unterbrechung kommt. Das hat so ein bisschen den Schwung rausgenommen", sagte Julian Weigl nach dem Spiel. Fügte aber wahrheitsgemäß an: "Aber das war nicht der Grund, warum wir hier heute verlieren."
5. Der Blick geht nach oben
Und nun? Geht der Blick klar nach oben, und zwar nicht in Richtung "Spider Cam", sondern in Richtung Tabellenspitze. Mit 20 Punkten steht die Eintracht auf Platz vier, die Hessen haben nach Bayern München die meisten Tore geschossen, nur drei Punkte sind es auf den Spitzenreiter Union Berlin (der allerdings am Sonntag noch spielt).
In der aktuellen Verfassung sind die Hessen unter den Top-4 gut aufgehoben, die Leistung gegen Gladbach war wie schon in der Vorwoche gegen Leverkusen nicht nur außerordentlich stark, sondern auch überaus souverän. Eine Qualität, die man von der Eintracht lange nicht kannte. Am kommenden Spieltag kommt dann Borussia Dortmund in den Frankfurter Stadtwald, der BVB liegt mit einem Punkt Rückstand auf die Eintracht auf Platz fünf. Zuvor gibt es noch das Duell mit Marseille in der Champions League. "Es macht Spaß, alle drei Tage zu spielen", sagte Sebastian Rode nach dem Spiel. In dieser Form auf jeden Fall.