Kolo Muani? Welcher Kolo Muani?

Eintracht Frankfurt gewinnt souverän bei Union Berlin. Die Hessen haben mit Omar Marmoush einen Stürmer in Topform, bleiben auch unter Druck stabil und freuen sich endlich wieder über einen Torschützen aus dem eigenen Nachwuchs. Die Analyse in fünf Punkten.

Omar Marmoush
Omar Marmoush jubelt gegen Union Berlin Bild © Imago Images
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Eintracht Frankfurt bleibt in der Bundesliga weiter auf Kurs und hat bei Union Berlin einen 3:0-Sieg eingefahren. Die Tore für die Hessen erzielten Omar Marmoush per Doppelpack (2./14.) sowie Nacho Ferri mit seinem ersten Profitor (82.).

1. Wer braucht Kolo Muani, wenn er Omar Marmoush hat?

Was waren die Sorgen groß, als am letzten Transfertag Eintrachts Stürmer Nummer eins Randal Kolo Muani den Klub verließ, ohne dass die Hessen noch einen echten Mittelstürmer als Ersatz verpflichten konnten. Und nicht zu Unrecht: Ein verletzter Lucas Alario, ein junger Jessic Ngankam und ein eher als Lindström-Ersatz geholter Omar Marmoush im Kader – der Sturm der Hessen schien nach dem Prinzip Hoffnung zusammengestellt. Eine Offensive der Marke: Das kann auch schiefgehen.

Und lange taten sich die Hessen tatsächlich schwer. Dann aber kam Marmoush ins Rollen und stellt nun Woche für Woche eindrücklich seine Mittelstürmer-Qualitäten unter Beweis. So auch in Berlin, als er die Eintracht im Stile einer echten Neun innerhalb von nur 14. Minuten in Front brachte. Marmoush steht nun bereits bei zehn Pflichtspieltoren, sechs davon in der Liga. Das ist bereits eins mehr, als er in 33 Spielen in der Vorsaison für Wolfsburg erzielt hat. Kolo Muani hat in Frankreich übrigens zwei Törchen auf dem Konto. Aber das nur am Rande.

2. Frankfurt bleibt stabil

Dass Marmoush so früh auf 2:0 stellte, machte es den Hessen im sehr körperlichen Spiel in Berlin freilich einfacher. "Der Start des Spiels ist für uns optimal gelaufen mit den zwei frühen Toren. Das hat uns extrem geholfen in der Stabilität", sagte Dino Toppmöller nach dem Spiel. Die Hessen überließen den Unionern die Initiative und verteidigten konzentriert, wirklich gefährlich wurde es selten bis gar nicht. Frankfurt blieb stabil.

"Es hat sich nicht so angefühlt, dass wir ein Gegentor kassieren würden", sagte entsprechend auch Robin Koch, der ähnlich wie sein Nebenmann Willian Pacho erneut eine formidable Leistung zeigte. Tatsächlich bekam der wiedergenesene Kevin Trapp nur einen richtig gefährlichen Schuss aufs Tor, parierte gegen David Fofana aber weltklasse. "Wir haben es bis zum Schluss gut wegverteidigt", so Trapp. Wieder einmal, muss man fast sagen, angesichts von nur neun Gegentoren in zehn Spielen. Ein Wert, der nur von den Bayern unterboten wird.

3. Sorgen um Tuta

Wie stabil sich die Eintracht in den kommenden Wochen präsentiert, könnte nun aber auch davon abhängen, wie die genaue Diagnose bei Tuta ausfällt. Der Brasilianer griff sich nach einem Zweikampf mit schmerzverzerrter Miene an die Schulter, zur Pause blieb er in der Kabine und wurde durch Hrvoje Smolcic ersetzt.

Smolcic machte seine Sache zwar gut, eine Zwangspause des formstarken Tuta würde die Eintracht aber dennoch empfindlich treffen. Das Zusammenspiel der Dreierkette Tuta – Robin Koch – Willian Pacho ist der Garant für die besagte Frankfurter Stabilität, Qualität und Quantität dahinter sind eher dünn. Angesichts auch der anstehenden Europacup-Partien käme ein Ausfall von Tuta zur Unzeit.

4. Nacho mit der Story des Abends

Die schönste Geschichte des Abends lieferte derweil Nachwuchsspieler Nacho Ferri. Der 19 Jahre alte Spanier ist eigentlich in der Regionalliga zuhause, und wer weiß, ob er in dieser Saison tatsächlich so häufig bei den Profis würde mittun dürfen, hätte die Eintracht noch einen Muani-Nachfolger geholt. So aber durfte sich Ferri im Training und auch in Kurzeinsätzen zeigen, dass er am Samstag schon knapp 20 Minuten vor Ende und vor dem erfahreneren Jessic Ngankam eingewechselt wurde, spricht dafür, dass er seine Sache nicht so schlecht macht.

Und in der Tat: Wenige Minuten auf dem Platz, erlief Ferri einen schlampigen Berliner Ball, spielte Doppelpass mit Mario Götze und tat, was echte Mittelstürmer eben so tun: kurz aufschauen und mit dem direkten Kontakt ins lange Eck abschließen. Und das auch noch vor der Frankfurter Kurve, ausgiebige Jubeltraube seiner Mitspieler inklusive. "Dass Nacho Ferri das dritte Tor gemacht hat, das war das i-Tüpfelchen", sagte Krösche nach dem Spiel über das erste Tor eines Frankfurter NLZ-Absolventen seit Aymen Barkok 2016. Ein Spiel, das der junge Nachwuchskicker so schnell nicht vergessen wird.

Nacho Ferri
Nacho Ferri in der Jubeltraube nach seinem ersten Profitor Bild © Imago Images

5. Blickrichtung Europacup

Und so steht die Eintracht nach starken zehn Punkten aus den letzten vier Bundesligspielen plötzlich wieder in Schlagdistanz zu den internationalen Plätzen. Die TSG Hoffenheim und RB Leipzig auf den Europa-League-Plätzen sechs und fünf liegen nur zwei und drei Punkte entfernt, selbst Borussia Dortmund auf dem ersten Champions-League-Rang ist mit vier Zählern Abstand in Sichtweite. Eine erstaunliche Entwicklung, bedenkt man, dass die Eintracht vor vier Wochen noch mit einem veritablen Sturmproblem im Mittelfeld der Liga herumdümpelte. Der Fußball, er ist eben ein schnelllebiges Geschäft.

Quelle: hessenschau.de