Big Points, Bodyguards und die Kirsche auf der Eintracht-Torte

Eintracht Frankfurt zwingt den VfB Stuttgart in die Knie und feiert einen wichtigen Sieg im Kampf um die Champions-League-Qualifikation. Mittendrin: Ein Altmeister in Topform und zwei emotionale Leader in der Defensive.

Arthur Theate und Dino Toppmöller
Arthur Theate und Dino Toppmöller feiern den Sieg gegen Stuttgart Bild © Imago Images
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Dino Toppmöller sitzt auf dem Podium der Pressekonferenz.
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Eintracht Frankfurt hat in der Fußball-Bundesliga einen wichtigen Sieg im Kampf um die Champions-League-Plätze eingefahren. Die Hessen gewannen am Samstagabend mit 1:0 (0:0) gegen den VfB Stuttgart. Das Siegtor schoss Mario Götze in der 70. Minute.

1.) Ein 1:0 der besseren Sorte

Frühlingsanfang, schönes Wetter, ein Abendspiel zwischen zwei Traditionsklubs vor ausverkauftem Haus und unter Flutlicht – Bundesliga, du kannst so schön sein. Zumal dann, wenn das Topspiel seinem Namen auch tatsächlich gerecht wird. "Ein Spiel mit offenem Visier" hatte Eintracht-Trainer Dino Toppmöller schon im Vorfeld angekündigt, und er behielt Recht. Zahlreiche Chancen auf beiden Seiten, knackige Zweikämpfe, eine Rote Karte und ein verdienter Sieg der Eintracht – fertig war das 1:0 der besseren Sorte.

Waren es zunächst die Schwaben, die durch Jamie Leweling und Enzo Millot hätten in Führung gehen können, wurde mit fortlaufender Spieldauer die Eintracht das bessere Team. "Die ersten 15 bis 20 Minuten war Stuttgart die tonangebende Mannschaft. Danach haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht", sagte Toppmöller. Ansgar Knauff, Hugo Ekitiké und Nnamdi Collins vergaben vor der Pause gute bis sehr gute Chancen, in der zweiten Hälfte – zumal nach der Roten Karte nach Notbremse gegen Stuttgarts Ameen Al-Dakhil – wurde das Chancenplus immer größer.

"Wir haben viele Chancen gegen eine gute Stuttgarter Mannschaft herausgespielt. Bei so vielen Möglichkeiten hätte das ein oder andere Tor für mehr Ruhe gesorgt", sagte Sportvorstand Markus Krösche nach der Partie. Denn das ist der vielleicht einzige leise Kritikpunkt an einem ansonsten runden Abend: Am Ende hatte die Eintracht 19 Torschüsse aufzuweisen und einen Expected-Goals-Wert von 3,74. Ein 1:0 der besseren Sorte heißt eben auch, dass zu viele Chancen auf ein höheres Ergebnis liegengelassen wurden. Was angesichts der drei Punkte allerdings Meckern auf hohem Niveau ist. Oder wie es Krösche formulierte: "Wichtig war, dass wir das Spiel gewonnen haben."

2.) Das Lazarett leert sich – und füllt sich wieder

In der Liga geht es nun langsam aber sicher um die Preise, allzu viele Ausfälle können da die Saisonziele schnell in Gefahr bringen. Umso besser, dass sich bei Eintracht Frankfurt gleich vier Wackelkandidaten pünktlich zum Topspiel gegen Stuttgart zurückmeldeten. Die zuletzt angeschlagenen Ellyes Skhiri, Oscar Höjlund, Hugo Larsson und Arthur Theate waren alle wieder einsatzbereit, Larsson und Theate spielten gar von Beginn an. Für die Statik im Spiel der Eintracht entscheidend.

Es dauerte allerdings nur 18 Minuten, bis sich das Lazarett der Eintracht wieder füllte. Bei seiner Großchance in der Anfangsphase, die Maximilian Mittelstädt noch von der Linie kratzte, verletzte sich Ansgar Knauff am Knie und konnte nicht mehr weiterspielen. Eine genaue Diagnose steht noch aus, "er war schon im MRT, da haben wir zumindest die leise Hoffnungen, dass es nicht ganz so schlimm ist", sagte Trainer Dino Toppmöller nach der Partie. "Wahrscheinlich hat er Glück im Unglück. Wir hoffen, dass es nicht ganz so lange dauert." Die Daumen sind gedrückt, mit Knauff würde der Eintracht der zweitbeste Vorlagengeber fehlen.

3.) Götze weiter in Topform

Wie viele Man-of-the-Match-Trophäen Mario Götze in den letzten Wochen und Monaten mit nach Hause genommen hat, lässt sich schwer sagen, es dürften allerdings einige sein. Der Altmeister, aktuell im goldenen Spätherbst seiner Karriere, war auch gegen den VfB erneut Dreh- und Angelpunkt seiner Mannschaft, als "Cherry on top", wie Götze nach dem Spiel sagte, erzielte er auch noch den Siegtreffer, als er einen Pfostenschuss von Larsson nur noch über die Linie drücken musste. Kurios: Nur Minuten zuvor hatte Götze in einer beinahe identischen Situation einen Pfostentreffer von Ekitiké noch übers Tor gesetzt. Der Mann lernt eben schnell.

"Mario ist für uns ein unfassbar wichtiger Spieler. Er ist, was das Spiel mit Ball angeht, so ruhig, so schlau. Er macht kaum Fehler", lobte Toppmöller. Auch Robin Koch sagte: "Mario ist extrem wichtig für unser Spiel." Und fügte grinsend an: "Jetzt ist er auch noch torgefährlich geworden, das war eigentlich nicht seine Stärke." Nach seinem Doppelpack beim 4:1 gegen Ajax Amsterdam vor zwei Wochen avancierte Götze erneut zum Matchwinner. Das war also gemeint, als es im Winter hieß, man müsse die Tore von Omar Marmoush auf mehrere Schultern verteilen.

4.) Theate und Kristensen – das emotionale Herz der Eintracht

"Entflammte Herzen brennen nur für dich" stand auf der Choreo in der Nordwestkurve vor dem Spiel. Zwei Eintracht-Spieler schienen wohl ganz genau hingeschaut zu haben: Arthur Theate und Rasmus Kristensen. Welche Emotionalität die beiden Defensivspieler bei der Eintracht auf den Platz bringen, ist außergewöhnlich. In der Schlussphase war es Theate, der mit einer Sensationsgrätsche den Torschuss des blank stehenden Deniz Undav vereitelte und sich danach feierte, als habe er gerade das 2:0 gemacht. Wenig später bekam Kristensen nach einem harten Zweikampf den Abstoß zugesprochen, auch er pushte sich und das Publikum mit wildem Jubel.

Solche emotionalen Leader tun jeder Mannschaft gut, zumal der jüngsten der Liga. "Das zeigt, wie sehr sie sich mit dem Klub und dieser Mannschaft identifizieren. Sie sind wichtige Bausteine für den Erfolg", sagte Krösche nach der Partie. "Wir haben viele Jungs in der Offensive, die Risiken eingehen müssen, um Chancen herauszuspielen. Dann brauchst du auch so Bodyguards wir Arthur, Rasmus und auch Robin, die dir Rückhalt geben."

5.) Das Tor zur Champions League ist weit offen

In den vergangenen Wochen war es oft so, dass die anderen Mannschaften für die Eintracht spielten, die Eintracht diese freundlichen Einladungen aber ausschlug. Nicht an diesem Wochenende. "Der Sieg tut richtig gut, das waren Big Points mit Blick auf die Tabelle", sagte Nnamdi Collins nach dem Spiel. Zumindest bis zum Spiel von Mainz am Sonntag ist die Eintracht nun wieder Dritter, der Vorsprung auf den Tabellenfünften aus Gladbach beträgt bereits fünf Punkte - wobei Freiburg an diesem Spieltag noch auf drei Punkte aufschließen kann.

Es könnte also tatsächlich etwas werden mit der ersten Qualifikation für die Königsklasse über die Liga. Im Restprogramm wartet mit RB Leipzig nur noch ein echter Brocken, in praktisch alle anderen Partien geht die Eintracht als Favorit. "Uns ist allen klar, dass es jetzt in die heiße Phase geht. Wir müssen jeden Punkt mitnehmen", sagte Koch. Tritt die Eintracht auch in den nächsten Spielen so auf wie gegen den VfB, dürften noch ein paar Punkte zusammenkommen.

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Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo von Eintracht Frankfurt und rechts das Logo vom VfB Stuttgart
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Quelle: hessenschau.de