Die Eintracht findet die richtigen Antworten
Eintracht Frankfurt macht gegen Leverkusen nahezu alles richtig. Die Peinlich-Pleite in Bochum ist nach der Gala-Vorstellung vergessen. Das Fehlen von Makoto Hasebe fiel kaum auf. Die Analyse in fünf Punkten.
Eintracht Frankfurt hat nach den Pleiten in Bochum und bei Tottenham die richtige Reaktion gezeigt und im heimischen Stadion Leverkusen eine Lektion erteilt. Beim 5:1-Sieg trafen Daichi Kamada (45.+5, 72.), Randal Kolo Muani (58.), Jesper Lindström (65.) und Lucas Alario (88.). Für die Gäste glich Piero Hincapié zum zwischenzeitlichen 1:1 aus (56.). Er flog zudem in der 72. Minute mit Gelb-Rot vom Platz.
1. Jakic macht den Hasebe
Kurz war die Verwunderung beim Blick auf den Spielerbogen groß. Das Personal, das Eintracht-Trainer Oliver Glasner gegen Leverkusen aufs Feld schickte, deutete auf ein 4-2-3-1-System hin. Von Anpfiff weg war dann aber klar: Nix Viererkette! Kristijan Jakic übernahm den zentralen Part in der Innenverteidigung vom verletzten Makoto Hasebe. Und der Kroate machte seine Sache ausgesprochen gut. Zumindest für Glasner war das keine Überraschung: "Die Besten in der Zentrale der Dreierkette sind häufig die gelernten Sechser", klärte der Österreicher auf. "Makoto Hasebe war ja in jüngeren Jahren auch mal ein Sechser."
Die Eintracht-Fans dürfen sich also wohl auch in den kommenden Spielen auf die Dreierkette um den neuen Balkan-Hasebe freuen. Mal sehen, ob diese gegen die kommenden Gegner ebenso überzeugen kann wie gegen zugegegebenermaßen völlig indisponierte Leverkusener. Die ungeliebte Viererkette sollte bei Frankfurt aber in jedem Fall Geschichte sein.
2. Auch außen klappt’s
Jakic war aber nicht die einzige kluge Personalentscheidung von Glasner, der auf den Außenbahnen Christopher Lenz (links) und Junior Dina Ebimbe (rechts) das Vertrauen schenkte. Gerade Lenz, der bisher als Schienenspieler kaum überzeugen konnte, machte gegen Leverkusen einen stark verbesserten Eindruck. In der ersten Halbzeit defensiv stabil, in der zweiten auch immer wieder mit gelungenen Offensivaktionen, wenn die Hessen Überzahlsituationen kreierten.
Aus einer solchen bereitete der Berliner mit einer mustergültigen Flanke dann auch das wichtige 2:1 durch Randal Kolo Muani vor (58.). "In der ersten Halbzeit haben wir noch viel über Jesper und Kolo umgeschaltet, in der zweiten Halbzeit haben wir auf der Seite Überzahl geschaffen und das ausgespielt", erklärte Lenz. "Dass das dann direkt geklappt hat, ist das, was wir uns erhoffen."
3. Kolo Muani und Lindstörm gehen steil
Was Lenz nach dem Spiel über die erste Halbzeit sagte, war schon währenddessen für die knapp 50.000 Zuschauer im Waldstadion sichtbar: Kolo Muani und Lindström wirbelten in den ersten 45 Minuten die Gäste-Defensive ein ums andere Mal gehörig durcheinander. Immer wieder spielten die Hessen Bälle in die Schnittstellen der Leverkusener Hintermannschaft, die die pfeilschnellen Angreifer erreichten. Das einzige Manko war die Chancenverwertung.
Leverkusen hätte sich nicht beschweren können, wenn alleine der Franzose und der Däne schon nach 45 Minuten auf 3:0 oder 4:0 für die Eintracht gestellt hätten. Beide ließen aber auch beste Chancen ungenutzt - Kolo Muani sogar einen Elfmeter (45. +3), aber dazu gleich mehr. Ein Happy End gab es in der zweiten Halbzeit dennoch für das danach lautstark gefeierte Duo: Kolo Muani verwertete die angesprochene Lenz-Flanke per wuchtigem Kopfball zum 2:1, Lindström sorgte sieben Minuten später mit feinem Heber für die Vorentscheidung.
4. VAR-Glück und Kamada-Coolness
Das Verhältnis von Fußball-Fans zum Video Assistant Referee wird wohl nie eine Liebesbeziehung. Gegen Leverkusen war es aber immerhin ein inniger Flirt zwischen dem VAR und dem SGE-Anhang. Bei Kolo Muanis verschossenem Elfmeter meldete sich der Kölner Keller ein erstes Mal. Bayer-Torwart Lukas Hradecky hatte beim Schuss des Franzosen keinen Fuß mehr auf der Linie, folglich musste der Strafstoß wiederholt werden. Und auch der zweite Eingriff aus Köln kam den Hessen gerade recht: Schiedsrichter Frank Willenborg übersah ein Foul an Kolo Muani im Strafraum, zeigte nach Hinweis des VAR aber doch noch auf den Punkt und schickte Hincapié mit der zweiten Gelben Karte vom Feld.
Dass beide Entscheidungen für die Hessen dann auch zu etwas Zählbarem führten, hatten sie Kamada zu verdanken. Der Japaner schnappte sich nach dem Fehlschuss von Kolo Muani den Ball und schoss den Wiederholungs-Elfmeter fester und platzierter als der Franzose, aber ins selbe Eck zum 1:0 in die Maschen. Und auch beim zweiten Strafstoß zeigte der Mittelfeldspieler keine Nerven, verlud Hradecky und schnürte den Strafstoß-Doppelpack. Abgebrühter kann man sich beim Elfmeter kaum präsentieren. Kamada hat dadurch bereits mit sechs Bundesligatoren am neunten Spieltag seine bisherige Bestmarke (2020/21 fünf Tore) geknackt.
5. Das Schönste kommt zum Schluss
Die Eintracht hatte aber auch nach dem 4:1 nicht genug und noch ein besonderes Schmankerl im Gepäck. "Das schönste Tor war für mich das letzte", verriet Glasner. Der eingewechselte Rafael Borré war da im Strafraum freigespielt worden, suchte aber nicht den Abschluss, sondern legte quer auf den ebenfalls eingewechselten Lucas Alario. Der Ex-Leverkusener, der ebenso wie Borré mit seinem Reservistendasein unzufrieden ist, musste nur noch den Fuß hinhalten für den 5:1-Endstand (88.).
"Das freut mich wahnsinnig, weil wir genau diesen Zusammenhalt in der Mannschaft brauchen", so der Eintracht-Trainer. "Jeder gönnt dem anderen ein Tor und die beste Leistung. Und deswegen gehe ich heute hochzufrieden ins Bett." Da wird er an diesem Abend nicht der einzige in Frankfurt gewesen sein.