Eintracht Frankfurts Transferstrategie Der Talente-Durchlauferhitzer
Eintracht Frankfurt mausert sich zu einer spannenden Adresse für junge Talente. Manche gehen durch die Decke, andere werden den Erwartungen nicht gerecht. Sportlich und finanziell lohnt sich der Weg, aber er birgt auch Risiken.
Und der Nächste bitte: "Der Verein hat einen guten Ruf, der Trainer und der Sportdirektor haben mir gezeigt, wie interessant der Klub ist." Gestatten: Jean-Matteo Bahoya, 18 Jahre jung, Offensivspieler aus Angers, seit neuestem Spieler von Eintracht Frankfurt. Bahoya wechselt für etwa zehn Millionen Euro zu den Hessen, "er ist sicherlich eines der größten Talente in Frankreich", freute sich Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche.
Dessen Transferstrategie knüpft nahtlos an an jene, die schon sein Vorgänger Fredi Bobic im Zusammenspiel mit Kaderplaner Ben Manga verfolgte: Junge, hochtalentierte Spieler verpflichten, um sie zu entwickeln und eines Tages mit Gewinn weiterzuverkaufen. "Wir wollen einer der Vereine in Europa werden, wo Top-Talente ihren nächsten Schritt gehen können. Wir haben uns mittlerweile einen Ruf erarbeitet, dass sie sich bei uns entwickeln können und wohlfühlen. Dafür haben wir die richtigen Strukturen", sagte Krösche zuletzt.
Talente satt
Krösche geht diesen Weg möglicherweise noch konsequenter als Bobic. Allein im vergangenen Sommer wechselten mit Farès Chaibi (20), Willian Pacho (21), Hugo Larsson (19), Niels Nkounkou (22), Jessic Ngankam (22) sowie Junior Dina Ebimbe (22) und Ansgar Knauff (21), die nach Leihen fest verpflichtet wurden, zahlreiche Spieler unter 23 zu den Hessen. Hinzu kommen Spieler wie Kaua Santos (20), Nnamdi Collins (19), Sidney Raebiger (18) oder Davis Bautista (18), die aktuell über die zweite Mannschaft herangeführt werden.
Talente satt also bei der Eintracht, deren "guter Ruf" darauf fußt, dass in den vergangenen Jahren immer wieder Talente durch die Decke und schließlich zu absoluten Top-Klubs gingen. Angefangen mit Luka Jovic, der für 65 Millionen Euro zu Real Madrid ging, oder Sebastian Haller, dessen Transfer West Ham United 45 Millionen Euro wert war.
"Das ist eine Win-win-Situation"
Oder zuletzt Randal Kolo Muani, der ablösefrei kam und für schwindelerregende 95 Millionen Euro ging. Auch Jesper Lindström oder Diant Ramaj, einst für 100.000 Euro aus Heidenheim gekommen, brachten den Hessen satte Millionen. "Wir begleiten ein Stück weit ihren Karriereweg, sie helfen uns, unsere Ziele zu erreichen, und können später für eine viel höhere Ablösesumme weiterziehen", so Krösche. "Das ist eine Win-win-Situation. Wir schaffen dadurch Werte im Kader und können durch Transfer-Erlöse in Sachen Budget sukzessiv wachsen. Nur so haben wir die Möglichkeit, eines Tages die Top 4 der Bundesliga anzugreifen."
Nicht immer geht die Wette auf. Spieler wie Fabio Blanco, Ali Akman oder Dejan Joveljic sind längst wieder weg und zeigten in Frankfurt nie, was die Scouting-Abteilung in ihnen gesehen hat. Auch in der aktuellen Transferperiode könnte es Abgänge von Spielern geben, von denen man sich eine bessere Entwicklung versprochen hat, allen voran Jens Petter Hauge, Hrvoje Smolcic oder Paxten Aaronson. Letzterer kam erst im vergangenen Winter, ebenfalls hochgelobt. Nach nur einem Jahr ist er ein Kandidat für eine Leihe. Der Klub ist zum Talente-Durchlauferhitzer geworden: Aus aller Welt kommen junge Spieler, manche brennen ein Feuerwerk ab, andere verglühen.
"Wichtig ist, dass man auch erfahrene Spieler im Kader hat"
Mit 24,7 Jahren stellt die Eintracht die drittjüngste Mannschaft aller Bundesligisten – ein Weg, der durchaus auch mit Risiko behaftet ist. Weswegen Krösche zugleich auf eine Achse aus erfahrenen Spielern setzt: Kevin Trapp, Robin Koch, Ellyes Skhiri, Mario Götze, auch die Neuzugänge Sasa Kalajdzic und Donny van de Beek. Etwas, das auch Bobic versuchte, mit Spielern wie Bas Dost, Dominik Kohr oder Erik Durm aber keinen großen Erfolg hatte.
Krösche will so ein Gegengewicht zu den vielen Talenten schaffen, deren Leistungen bei aller Veranlagung naturgemäß Schwankungen ausgesetzt sind. "Wichtig ist, dass man auch erfahrene Spieler im Kader hat, an denen sich die jungen Spieler orientieren können."
Der Nächste, bitte?
Junge Spieler wie eben Bahoya. Oder die nächsten, die anscheinend schon in den Startlöchern stehen. Hugo Ekitike, 21 Jahre jung, von Paris St. Germain, oder Aurele Amenda, 20, von den Young Boys Bern. An beiden zeigt die Eintracht gesteigertes Interesse. Bis Donnerstag ist das Transferfenster noch geöffnet.