Donny van de Beek Auf der Suche nach dem Rhythmus
Donny van de Beek hat das Potenzial zum Weltstar, bei Eintracht Frankfurt tut sich der Niederländer aber schwer. Bleibt ihm genug Zeit, um sich über den Sommer hinaus zu empfehlen?
Es waren dramatische Worte, die Erik ten Hag, Trainer von Manchester United, Anfang Dezember in Richtung Donny van de Beek äußerte. "Er muss um seine Karriere spielen", mahnte ten Hag via Presse. Van de Beek, einst für 39 Millionen Euro von Ajax Amsterdam zu United gewechselt, war da schon dreieinhalb Jahre im Verein, verletzungsbedingt aber nie endgültig bei den Red Devils angekommen. "Ich bin bereit, wieder Spiele zu bestreiten, aber der Trainer trifft derzeit andere Entscheidungen. Wir werden im Januar sehen, was passiert", entgegnete Van de Beek damals im "Mirror".
Was im Januar passierte, war ein Wechsel zu Eintracht Frankfurt. Bei den Hessen wollte der 19-fache niederländische Nationalspieler seine Karriere wieder in Fahrt bringen, in Frankfurt freute man sich auf einen verhinderten Weltstar zum Schnäppchenpreis. Noch 2019 war Van de Beek mit Ajax durch die Champions League gepflügt, nur die Corona-Pandemie verhinderte einen Wechsel zu Real Madrid. Als es dann in die Premier League ging, stockte die Karriere. Auch weil Van de Beek beständig mit Verletzungen zu kämpfen hatte, in Summe verpasst er 60 Spiele.
"Frankfurt ist die richtige Adresse"
Weswegen der Schritt zurück nur logisch war. Auch die Eintracht sei ein großer Klub, "Frankfurt ist die richtige Adresse", sagte Van de Beek bei seiner Vorstellung. "Donny van de Beek passt perfekt zu unserer Spielidee und ist für unsere Mannschaft ein wichtiges Puzzleteil", lobte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche. Und Trainer Dino Toppmöller sagte: "Er ist ein guter Fußballer und hat einen guten Drang in die Box. Wir müssen ihn in den Rhythmus bekommen, er soll uns in der Rückrunde helfen."
Zwei Monate später ist davon allerdings noch nicht viel zu sehen. Von acht möglichen Partien in der Bundesliga machte Van de Beek fünf, vier von Beginn an, keine davon über die volle Distanz. "Es geht nicht darum, jemanden in den Rhythmus zu bringen, es geht darum, Spiele zu gewinnen", sagte Trainer Toppmöller vor dem Spiel gegen Heidenheim am vergangenen Wochenende interessanterweise. In Heidenheim saß Van de Beek 90 Minuten auf der Bank.
"Wie er den Fußball sieht, hat mich überzeugt"
Für die Conference League nominierte Toppmöller Van de Beek gleich gar nicht, dabei war es Toppmöller gewesen, der für Van de Beeks Entscheidung, zur Eintracht zu wechseln, maßgeblich war. "Wie er den Fußball sieht, hat mich überzeugt", sagt Van de Beek im Januar. "Für mich war die Art und Weise, wie der Verein spielen will, wichtig." Vielleicht liegt da ja auch der Hund begraben: Van de Beek ist in eine Mannschaft gekommen, deren Verunsicherung seither von Woche zu Woche wuchs.
Das bringt ihn in die unangenehme Lage, mit seiner Erfahrung und Klasse eigentlich prädestiniert für eine Führungsrolle zu sein, diese aus Gründen der Fitness und mangelnden Spielpraxis aber nicht oder noch nicht einnehmen zu können. "Er hat in den vergangenen zwei Jahren insgesamt gesehen nur vier Spiele gemacht, da geht es nicht von heute auf morgen", sagte Toppmöller am Rande der Nicht-Nominierung. "Aber ich habe hundert Prozent Vertrauen in seine Qualität, er wird uns im Laufe der Rückrunde sicher helfen."
Zehn Spiele noch Zeit
Diese ist aber nur noch zehn Spiele lang, so langsam wäre also die Zeit für Van de Beek gekommen, zurück zu seiner Form zu finden und seine Klasse hier und da aufblitzen zu lassen. Für Toppmöllers Ballbesitzfußball wäre der technisch beschlagene Van de Beek eigentlich ideal geeignet, mit seiner Erfahrung könnt er auch den jüngeren Spielern helfen.
Dem Vernehmen nach besitzt die Eintracht für den Sommer eine Kaufoption von elf Millionen Euro, gemessen am Potential des Holländers nach wie vor ein Schnäppchen. Zehn Spiele bleiben also, in denen Van de Beek weiter um seine Karriere spielt – und zeigen kann, dass Frankfurt tatsächlich der richtige Adresse für ihn ist.