Karriereende von Sebastian Rode Der geschundene Held

Eintracht-Kapitän Sebastian Rode beendet am Samstag seine Karriere. Als Europapokalsieger und Vereinslegende. Er war kein Lautsprecher, aber ein Leader, aufgrund seiner Qualität, seines Standings. Eine Würdigung.

Sebastian Rode
Sebastian Rode nach dem Finale in Sevilla 2022 Bild © Imago Images
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Es gibt dieses Video von Eintracht Frankfurt, das der Verein vor dem Finale der Europa League 2022 veröffentlichte. Man sieht Vereinslegende Bernd Hölzenbein und Kapitän Sebastian Rode im Eintracht-Museum im Stadion, sie stehen vor der Vitrine mit dem Uefa-Cup, den Hölzenbein 1980 mit der Eintracht gewann. Die Vitrine leuchtet golden, und golden leuchten auch die Augen von Rode, der in die Vitrine blickt, auf dieses silberne Stückchen Ewigkeit, das für ihn zugleich Verheißung ist, während im Hintergrund eine Stimme sagt: "Wir haben lange genug gewartet".

Das Video ist kaum mehr als eine Fußnote in dieser ganzen Flut aus Berichterstattung rund um das historische Finale im Sommer 2022. Aber es verdeutlicht ganz gut, wo sich Sebastian Rode als Kapitän von Eintracht Frankfurt eingereiht hat. Rode, mit Unterbrechungen neun Jahre im Verein, steht in jenem Video nicht umsonst neben Hölzenbein. Er steht sozusagen neben seinesgleichen. Das Video wurde drei Tage vor dem Endspiel veröffentlicht. Drei Tage später ist auch Rode eine Vereinslegende. Einer von nur zwei Europacupsieger-Kapitänen. Nun, keine zwei Jahre später, beendet Rode seine Karriere.

"Hier ist das Ding! Der Pokal ist für euch"

Im Februar erst fiel er wegen Kniebeschwerden wieder aus. "Ich werde nochmal alles geben, um mich am letzten Spieltag auf dem Platz zu verabschieden", schrieb Rode bei Instagram. Es war ihm zu wünschen. Schon seine Tränen nach dem Conference-League-Aus zeigten, dass sich Rode selbst das Ende anders vorgestellt hatte. Am liebsten mit Silberware, am liebsten erneut in einem Meer aus jubelnden Menschen, durch die er im Autokorso fährt. "Hier ist das Ding! Der Pokal ist für euch", schrie er am Tag nach Sevilla heiser vom Römerbalkon. Vor lauter Pyrorauch konnte man ihn da kaum sehen. Wie viel ihm dieser Titel bedeutete, dem vor den Toren Frankfurts aufgewachsenen Hessen, war dennoch klar zu erkennen.

Und was für ein Titel das war. Nach wenigen Minuten der Tritt eines Gegners an den Kopf, Rode, der sich schmerzverzerrt die Hand aufs Gesicht schlägt, und sie blutig wieder hebt. Der minutenlang auf dem Boden liegt und schließlich mit blauem Turban und blutigem Trikot wieder aufsteht. Ein Mann als Emblem einer ganzen Mannschaft, eines ganzen Vereins, eine Kampfansage an den Gegner, einfach durch die Geste des Wiederaufstehens: Eintracht Frankfurt wird an diesem Abend nicht K.o. gehen. Einer, der durch Szenen wie diese eine ganze Mannschaft aufrichtet, wo andere selbst gestützt werden müssten. "Frankfurts blutiger Held". "Der geschundene Prinz von Europa", titelt die Presse am Tag danach. So einem wünscht man umso mehr, dass er selbst entscheiden kann, wann Schluss ist.

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"Er ist mein 'favourite player'"

So einem, das meint auch: Frankfurter Bub. Die Jahre bei anderen Vereinen, schön und gut, aber eigentlich war er ja immer Frankfurter, schon dem Abschied 2014 schien die Rückkehr eingeschrieben, schon damals schien unausweichlich, dass Rode eins Tages zurückkehren würde. Da lag schon der erste Knorpelschaden hinter ihm, zudem die Rückrunde der Schande, die es ohne Rodes Verletzung – wahrscheinlich – so nicht gegeben hätte. In der zweiten Liga baute die Eintracht eine Mannschaft um Rode, der den Klub zurück in die erste Liga und direkt in die Europa League führte. Und dann eben ging, zu Bayern München und später Borussia Dortmund, weil das ist, was derart gute Spieler eben tun.

Dort sammelte Rode Titel, er ist zweifacher Deutscher Meister und zweimaliger Pokalsieger, spielte 18 Mal in der Champions League, "Er ist mein 'favourite player' in der Mannschaft", lobte niemand geringeres als Pep Guardiola. "Er will immer, will sich immer verbessern, klagt nicht, hilft der Mannschaft und ist ein super Spieler".

"Ich bilde mir nichts ein und hebe nicht ab"

Es waren aber auch wechselhafte Jahre, auch weil Rodes Knie immer wieder den Dienst versagten, allein dreimal erlitt er einen Knorpelschaden. Auch deshalb spielte er nie für die deutsche Nationalmannschaft. Für einen Spieler seiner Klasse und seines Charakters ein Treppenwitz.

Sowieso, der Charakter. "Ich bilde mir nichts ein und hebe nicht ab. Das Umfeld hält mich am Boden", sagte Rode schon Anfang der letzten Dekade, als er in Frankfurt vom Talent zum Fixpunkt des Spiels gereift war. In der Retrospektive klingt das wie ein eingelöstes Versprechen. Keine Skandale, dafür ein Haus in der Heimat. Bodenständigkeit statt Bling Bling. Kein Lautsprecher, aber ein Leader, aufgrund seiner Qualität, seiner Klarheit, seines Standings bei Mitspielern als auch bei den Trainern. "Wir Trainer wissen genau, was er kann", sagte, wieder, Pep Guardiola.

"Dieser Titel war wie kein anderer einer der Fans"

So etwas macht einen Kapitän aus. Und eine Vereinslegende? "Dieser Titel war wie kein anderer einer der Fans", sagte Rode im Interview mit dem hr-Sport über den Triumph von Sevilla. "Ohne sie wäre er nicht zustande gekommen." Ohne Sebastian Rode aber auch nicht. Aus dem Warten ist Wirklichkeit geworden, mit Rode als Kapitän. Aus dem goldenen Leuchten in der Vitrine die Krönung einer Karriere.

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Sendung: hr-Fernsehen, heimspiel!, 11.3.2024, 22:15 Uhr

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Quelle: hessenschau.de