Drei Freistoßtore in Folge Omar Marmoush wandelt auf den Spuren von Messi und Fuchs

Omar Marmoush zeigt dieser Tage häufig, dass er vieles besser kann, als die meisten wussten. Mit seinen Freistoßtoren präsentiert er eine weitere Facette seiner Qualitäten, die zuletzt aus der Mode gekommen schien.

Eintracht Frankfurts Omar Marmoush
Eintracht-Torjäher Omar Marmoush jubelt nach seinem Freistoßtor gegen Prag. Bild © Imago Images
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Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo vom VfB Stuttgart und rechts das Logo der Eintracht Frankfurt
Bild © hr
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Omar Khaled Mohamed Abd Elsala Marmoush ist eine Herausforderung. Für alle, die sich beruflich ums Toreverhindern kümmern ohnehin. Mit seinem Freistoßtreffer gegen Stuttgart brachte er aber sogar Menschen ins Schwitzen, die bloß Buch darüber führen, was die Profis in der Fußball-Bundesliga treiben.

Richtig pingelig mitgeschrieben, wer wie getroffen oder welche Tore expektiert werden, wird erst seit irgendwann in den 2000ern – und selbst da ist die Geschichtsschreibung unpräzise. Dehnt sich das Ganze dann auf mehrere Wettbewerbe aus, wird alles noch unübersichtlicher und hängt nicht selten davon ab, wen man fragt.

Nun hat dieser Marmoush aber nun mal in zwei unterschiedlichen Wettbewerben getroffen. Dreimal in Serie per direktem Freistoß – unignorierbar schön. Nach seinem Präzisionsschuss gegen Prag in der Europa League beförderte ihn sein Arbeitgeber deshalb schon mal in den Adelsstand.

In einer Reihe mit Ronaldo, Messi, Beckham und Ronaldinho

Erst als neunter Profi überhaupt habe er zwei direkte Freistöße in zwei Spielen gleich hintereinander verwandelt, postete Eintracht Frankfurt. Dazu ein Bild mit Marmoush und den anderen acht: Ronaldo, Beckham, Pirlo, Ronaldinho, Calhanoglu, Mihajlovic, Juninho, Messi. Ein erlesener Kreis, in den sich der Frankfurter da bereits hineingezirkelt hatte.

Aufgrund der hohen Nachfrage legte Marmoush dem VfB Stuttgart nur drei Tage später gleich noch einen Freistoß ins Netz. Im Rausch der Tore machte kurzfristig nun sogar die Information die Runde, dass das zuvor noch niemandem gelungen sei. Das stimmt aber nicht ganz. 2019 setzte ein Argentinier namens Lionel Messi bereits seinen Zauberfußabdruck auf diese Bestmarke, erklärt der Datendienstleister Opta. Alessandro del Piero gelang dasselbe einst für Juventus Turin.

Und auch in der Bundesliga gab es noch einen, den man in diesen Sphären leicht vergessen kann: Christian Fuchs. Der trat in der Bundesliga-Saison 2009/10 für den VfL Bochum gegen den Ball und einmal drei Freistöße in drei Spielen in Serie ins Tor der anderen. Vorteil Marmoush: Seine Serie läuft noch. Sollte er im kommenden Spiel bei Werder Bremen erneut treffen, der Rekord wäre für ihn ganz alleine reserviert.

Erinnerungen an Calhanoglus Kunstschüsse

Mit seinen Freistoß-Gemälden ist der Ägypter aber in gewisser Hinsicht ein Renaissance-Künstler: Die etwas in Vergessenheit geratene Disziplin des direkten Freistoßtores erlebt womöglich eine Wiedergeburt. Auch hier ist die Datenlage nicht besonders üppig. Das Portal transfermarkt.de hat aber mitgezählt und füttert das Bauchgefühl mit Zahlen. In der vergangenen Bundesliga-Saison fielen ligaweit demnach nur 14 direkte Freistoßtore. In den vergangenen fünf Jahren konnte nur einmal die Marke von 20 gerissen werden.

2014/15 legten die Trainer noch mehr Wert auf diesen Trainingsinhalt – oder es gab einfach die besseren Spezialisten. Alleine Hakan Calhanoglu hatte damals für Bayer Leverkusen mit sechs erfolgreichen Versuchen wesentlichen Anteil daran, dass am Ende 39 Freistoßtore zu verbuchen waren.

Frankfurts Standard-Sorgen sind vergessen

Dass sich ausgerechnet ein Eintracht-Profi nun anschickt, diese Kunstform wieder aufleben zu lassen, ist allerdings ein statistischer Treppenwitz. Die notorische Harmlosigkeit nach ruhenden Bällen drohte schon in das Selbstverständnis des Klubs einzusickern. Fans hätten in der vergangenen Saison wohl ihre Dauerkarte gegen ein schnödes Ecke-Kopfball-Tor getauscht.

Mit welcher Selbstverständlichkeit den Hessen in diesen Tagen die Dinge von der Hand gehen, lässt sich auch daran ablesen: Nach zehn Bundesliga-Spielen in der laufenden Runde traf Frankfurt ligaweit am häufigsten nach ruhenden Bällen (sieben Mal) und erzielte die meisten Tore in der Bundesliga nach Ecken (drei). Verkehrte Welt.

Man fragt sich, was Marmoush vielleicht sonst noch alles lösen könnte. Allein, in dieser Form gehen der Eintracht allmählich die Probleme aus.

Quelle: hessenschau.de