Was ein Pacho-Verkauf verändert Bei der Eintracht ist der ganz große Druck raus
Die Eintracht verkauft Willian Pacho und wird ihn durch Konstantinos Koulierakis ersetzen - obendrein bleiben einige Millionen übrig. Das heißt jedoch nicht, dass weitere Verkäufe von Top-Spielern ausgeschlossen sind.
Da der nächste Millionen-Regen am Freitag auf Eintracht Frankfurt niedergeprasselt ist, die mindestens 40 Millionen Euro an Ablöse für Verteidiger WIllian Pacho, sollte eines nicht vergessen werden: Der Fußball-Bundesligist muss diese "Transfererlöse erwirtschaften". Das sagte Sportvorstand Markus Krösche bereits Anfang Juni. Das legen auch die reinen Zahlen nahe. Denn die Eintracht ist mit Blick auf die am 19. August mit dem Pokalspiel in Braunschweig beginnende Saison durchaus in Vorleistung gegangen, früh wurden diverse Neuzugänge verpflichtet.
Allen voran Stürmer Hugo Ekitiké, den die Hessen im Januar ausliehen, um im Frühjahr die Kaufoption zu ziehen. Gesamtinvest: rund 20 Millionen Euro, Vereinsrekord. Dazu addieren sich etwa zehn Millionen Euro für Can Uzun, vier für Krisztian Lisztes sowie eine halbe Million für Oscar Höjlund. Im Winter sicherten sich die Frankfurter bereits die Dienste von Aurèle Amenda für neun, Jean-Mattéo Bahoya für acht sowie Nathaniel Brown für drei Millionen Euro.
Pacho-Verkauf ein No-Brainer
Selbst wenn die Beträge nicht bis auf den Euro genau stimmen, was wahrscheinlich ist, und sie meist ja auch über einen längeren Zeitraum abbezahlt werden: Da kommt alles in allem eine Menge Geld zusammen. Millionen aufs Frankfurter Konto bringen in diesem Sommer – neben Pacho – bisher Kristijan Jakic (fünf Millionen Euro) und Philipp Max (eine Million Euro). Mit den Leihen von Paxten Aaronson, Jessic Ngankam oder Hrvoje Smolcic sparen die Hessen hauptsächlich Gehalt. Im Winter wurden zudem Rafael Borré für rund 6,5 Millionen und Lucas Alario für drei Millionen Euro verkauft.
Und klar, ein gewisses Polster ist bei der Eintracht vorhanden, dem außergewöhnlichen Kolo-Muani-Mega-Deal und dem Jesper-Lindström-Abgang aus dem vergangenen Sommer sei dank. Dennoch bleibt das Leitbild: Spieler sollen günstiger ein- denn verkauft werden. Insofern ist das nahende Pacho-Geschäft mit Paris Saint-Germain ein Paradebeispiel für die Arbeit von Sportvorstand Krösche und war ein No-Brainer.
Eintracht einig mit Koulierakis
Doch was heißt das nun alles? In erster Linie, dass die Hessen sich finanziellen und zeitlichen Spielraum verschafft haben. Der nötige Großtransfer des Sommers ist verhältnismäßig früh im August getätigt, die im Raum stehenden zehn Millionen Euro für Pacho-Nachfolger Konstantinos Koulierakis (PAOK Saloniki), mit dem sich die Eintracht über ein Arbeitspapier bis 2029 geeinigt haben soll, sind realisierbar.
Sollte nichts mehr schiefgehen, wird auch dieser Wechsel noch vor dem Bundesliga-Start durch sein. Etwas, das den Hessen mit Blick auf die vergangene Spielzeit enorm wichtig war. Sie wollen den Neuen zumindest eine gewisse Zeit geben, um sich integrieren zu können. Koulierakis, als Stammkraft eingeplant, ist immerhin erst 20 Jahre alt.
Collins überzeugt
Mitnichten bedeutet all das aber, dass es nun ruhig wird bezüglich der Frankfurter Transferaktivitäten. Der Club will auf jeden Fall noch seine Ersatz-Ersatzspieler abgeben, die chancenlosen Jerome Onguene und Faride Alidou. Auch Aurelio Buta kann gehen.
Bei Nnamdi Collins wird dagegen abgewogen. Der 20-Jährige macht einerseits in der Vorbereitung einen ausgesprochen guten Eindruck, sammelte bisher die meisten Einsatzminuten, andererseits wäre er hinter Robin Koch, Koulierakis, Amenda und Tuta wohl trotzdem nur Innenverteidiger Nummer fünf. Weiterhin ist eine Leihe möglich. Womöglich aber erst nach einer fixen Koulierakis-Verpflichtung. Sicher ist sicher.
Loses Vorfühlen bei Marmoush
Und schließlich wäre da noch Omar Marmoush. Der Stürmer fühlt sich grundsätzlich sehr wohl bei der Eintracht, was keine Floskel ist, sondern der Realität entspricht. Die Premier League aber bleibt des Angreifers Traum. Er gilt daher weiterhin als Verkaufskandidat, wenngleich ein Pacho-Deal der Eintracht den größten finanziellen Druck nehmen wird.
Trainer Dino Toppmöller würde seinen Stürmer gerne behalten. Er hat das nach dem Spiel beim FSV Frankfurt erstmals auch recht deutlich formuliert. Stichwort: Schloss an die Tür hängen. Das lose Vorfühlen von vergleichsweise kleinen Premier-League-Clubs, das es bereits gegegen haben soll, war daher kein großes Thema – für die Eintracht und den Spieler nicht.
Und am Ende gingen sie doch
Der will schließlich einen ähnlichen Karriere-Weg wie sein ägyptischer Landsmann, Superstar Mo Salah, gehen. Mehr denn je gilt für die Eintracht durch die nahenden Pacho-Millionen: Sie wird den vor einem Jahr ablösefrei verpflichteten Marmoush nur dann verkaufen, wenn die Zahlen aus ihrer Sicht stimmen. Der knallharte Verhandler Krösche sieht Marmoushs Marktwert noch etwas höher angesiedelt als jenen von Pacho.
Wäre bei all dem nur nicht die Vergangenheit, denn die lehrt vor allem eines: Am Ende sind sie, die Top-Angreifer der Hessen, letztlich doch immer gegangen - ob nun Sébastien Haller, Luka Jovic und Ante Rebic, oder André Silva und Randal Kolo Muani.