Das ist Eintracht-Neuzugang Batshuayi Der belgische Balotelli mit dem Batman-Faible

Michy Batshuayi erlebt eine bewegte Karriere, die ihn nun zu Eintracht Frankfurt führt. Das Paradebeispiel eines fußballspielenden Wandervogels soll bei den Hessen seine ganze Erfahrung einbringen.

Treffen in Frankfurt wieder aufeinander: Mario Götze (links) und Michy Batshuayi.
Treffen in Frankfurt wieder aufeinander: Mario Götze (links) und Michy Batshuayi. Bild © Imago Images
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hs 04.02.205
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So eng es auch zeitlich war an diesem für Eintracht Frankfurt turbulenten Deadline Day, so gut informiert fühlten sich die Bosse des hessischen Bundesligisten über ihre Neuverpflichtung Michy Batshuayi. Die fußballerischen Vorzüge des 31-Jährigen sind ohnehin bekannt, jene des Strafraumstürmers, der vor dem Tor über einen ausgeprägten Instinkt verfügt, der den direkten Weg zum Kasten sucht. Der nicht herausragend schnell und nicht sonderlich langsam ist. Der nicht auffällig kopfballstark und nicht besonders kopfballschwach ist. Der von allem etwas hat, was ihn zu einem interessanten Gesamtpaket macht.

Es ging dann eher um das Zusammentragen der weichen Faktoren, jene den Menschen Michy ausmachende. Das Ergebnis, so hört man: Da kommt alles in allem ein guter Kerl, positiv-verrückt, sicherlich ein extrovertierter Typ, aber kein Quertreiber. Gerade Eintracht-Verteidiger Arthur Theate, belgischer Nationalmannschaftskollege des Angreifers, soll intern in höchsten Tönen geschwärmt haben. Am Dienstag sagte er zudem öffentlich: "Michy ist ein großartiger Typ, der immer ein Lächeln im Gesicht hat." In Dortmund spielte Batshuayi einst auch ein halbes Jahr gemeinsam mit Mario Götze und Mo Dahoud.

"Ich war kein Engel"

Der Lebensweg des Mannes aus Brüssel ist derweil ein schwieriger. Aufgewachsen ist "Batshu", wie er gerufen wird, im Problembezirk Molenbeek. Er kickte viel auf der Straße, vor allem in Parks, und lernte sich dort zu behaupten – nicht nur mit Ball am Fuß.

"Wenn es Unstimmigkeiten gab, haben wir uns einfach geprügelt", sagte er einst im Interview mit dem Magazin So Foot. Mit 14 Jahren flog er aus disziplinarischen Gründen aus der Jugendakademie des RSC Anderlecht, auch war er ein schlechter Schüler. "Ich war damals kein Engel", sagte er mal ehrlich über sich.

Morddrohungen nach Istanbul-Wechsel

Bei Standard Lüttich, wo er zum Profi reifte, besserte er sich langsam, nicht ohne Rückschläge jedoch. Einmal wurde er noch aus dem Teamhotel der belgischen U21-Auswahl geworfen. Vom Boulevard bekam er deshalb den Spitznamen "belgischer Balotelli" verpasst – in Anlehnung an den italienischen Skandal-Stürmer. Früh in seiner Karriere fuhr er teure und schnelle Autos, was heutzutage ehrlicherweise das Gros an Profis macht.

All das liegt mindestens oder deutlich mehr als zehn Jahre zurück. Batshuayi ist gereift, zeit seiner Karriere ruhiger geworden. Dennoch gilt er als Paradebeispiel für einen fußballspielenden Wandervogel: Für neun verschiedene Clubs spielte Batshuayi in sechs verschiedenen europäischen Ligen, darunter Borussia Dortmund und der FC Chelsea sowie alle drei prominenten Istanbuler Vereine, zuletzt Galatasaray, davor Fenerbahce und Besiktas. Einst erhielten er und seine Partnerin wegen eines innerstädtischen Wechsels üble Morddrohungen.

Ein "kompletter Spieler" mit "reichlich Erfahrung"

Beim FC Chelsea, seinem wohl bekanntesten Arbeitgeber, schaffte er den endgültigen Durchbruch nicht, war geholt worden als Didier-Drogba-Nachfolger, konnte die hohen Erwartungen aber nie ganz erfüllen. Von Trainer-Guru Marcelo Bielsa, der gar Pep Guardiola inspiriert haben soll, wurde Batshuayi einst dennoch als "kompletter Spieler" geadelt. Er schoss bereits 220 Tore in seiner Profikarriere, spielte zwei Weltmeisterschaften, zwei Europameisterschaften, traf in der Champions und der Europa League, wurde unter anderem englischer Meister und spanischer Pokalsieger. In der laufenden Saison erzielte er für Gala in 18 Einsätzen, nur zwei von Beginn an, fünf Tore.

"Michy bringt nicht nur eine starke Torquote, sondern auch reichlich Erfahrung mit, weil er so gut wie jede große europäische Liga kennengelernt hat – nicht zuletzt auch die Bundesliga", sagte der Frankfurter Sportvorstand Markus Krösche, der den Angreifer als Soforthilfe einordnete und dessen "Boxpräsenz" lobte. Ein lang durchgescoutete Verpflichtung ist Batshuayi sicher nicht.

Batshuayi trägt seine Batman-Vorliebe am Fuß.
Batshuayi trägt seine Batman-Vorliebe am Fuß. Bild © Imago Images

Eintracht-Attacke auf die Champions League?

Die Hessen lassen sich die Dienste des 31-Jährigen, der ein ausgewiesener Batman-Fan ist und dies auch gerne mal auf seinen Kickschuhen zur Schau trägt, eine Ablöse von drei Millionen Euro plus Boni (wohl etwa 500.000 Euro) kosten. Der Vertrag gilt für zweieinhalb Jahre, was auf den ersten Blick erstaunlich lange ist, Batshuayi wäre dann fast 34, auf den zweiten aber zumindest nachvollziehbar. Sollte es nicht klappen mit der Eintracht und Batshuayi bringt er einen vergleichsweise prominenten Namen mit, um wohl ohne allzu immense Verluste weiterveräußert zu werden.

Besser wäre es für alle Beteiligten natürlich, Batshuayi würde einschlagen. Die Frankfurter werden das zwar nicht öffentlich ausrufen, sehr wohl kann aber die doppelte Sturm-Verstärkung mit dem jungen Elye Wahi und dem erfahrenen Batshuayi als Attacke auf die Champions-League-Ränge interpretiert werden.

Sendung: hessenschau Sport,

Quelle: hessenschau.de