Niederlage, Ausraster, Gruppenzweiter Ein gebrauchter Tag für die Eintracht
Eintracht Frankfurt ist gegen Thessaloniki die bessere Mannschaft, trifft aber vorne das Tor nicht und lädt den Gegner hinten ein. An einem gebrauchten Tag verliert Kristijan Jakic dann auch noch die Nerven.
Eintracht Frankfurt hat am Donnerstag auch das Rückspiel gegen PAOK Thessaloniki verloren und damit keine Chance mehr auf den Gruppensieg in der Conference-League-Gruppe D. Beim 1:2 gegen die Griechen patzen die Hessen bei beiden Gegentoren (55., 73.) und vergeben vorne auch die besten Chancen, um die Partie noch zu drehen. Ein Nachbericht in fünf Punkten.
1. Endlich wieder Europapokal
Eigentlich hatte alles ganz wunderbar angefangen an diesem Europapokal-Abend. Nach den Krawallen gegen Stuttgart zeigten sich die Eintracht-Fans wieder von ihrer besten Seite, unterstützten die Mannschaft in den Anfangsminuten mit einem riesigen Fahnenmeer und über die kompletten 90 Minuten lautstark.
Einzige Ausnahme: Als es in der ersten Halbzeit zu einem medizinischen Notfall in der Kurve kam, wurde es still im Stadion. Als die Person von den Sanitätern kurz vor Pausenpfiff abtransportiert wurde – und laut Verein ansprechbar war – brandete Applaus auf. Danach war wieder Vollgas-Support angesagt.
2. Zwei Fehler, zwei Gegentore
So richtig überspringen wollte der Funke aber nicht. Die Eintracht wirkte in Abwesenheit von Abwehr-Chef Robin Koch wieder einmal nicht sattelfest. PAOK lauerte auf Fehler der Hessen und holte aus wenigen Chancen das Maximum heraus. Nach einem Eckball waren sich Kevin Trapp und seine Abwehr nicht einig, was sie mit dem hoppelnden Ball im Fünfmeterraum tun sollten, Tomasz Kedziora schaltete als einziger und drückte ihn zur 1:0-Führung über die Linie (55.).
Fast noch bitterer war das zweite Gegentor, als Trapp einen recht mittigen Fernschuss vor die Füße von Andrija Zivkovic baggerte, der zum 2:1-Siegtreffer abstaubte (73.). "Die Gegentore schießen wir uns gefühlt selbst rein", formulierte es SGE-Trainer Dino Toppmöller treffend.
3. PAOK-Tor wie vernagelt
Ganz anders auf der Gegenseite. Nach viel zu statischer erster Halbzeit ließ Toppmöller seine Jungs mehr in die Vertikale spielen. Das 0:1 wirkte wie ein Weckruf. So plötzlich wie die Eintracht in Rückstand geraten war, so plötzlich köpfte Omar Marmoush nach Farès-Chaibi-Flanke zum Ausgleich (58.).
Möglichkeiten für weitere Tore hatten die Hausherren daraufhin genügend, das PAOK-Gehäuse schien aber wie vernagelt. Junior Dina Ebimbe zog knapp links vorbei (63.), Marmoush schoss aus spitzem Winkel erst knapp (75.) und zentral im Fünfmeterraum dann weit über das Tor (85.). "Wir haben unsere Überlegenheit nicht in Tore umgemünzt. Der letzte Punch und etwas Spielglück haben uns gefehlt", sagte Sportdirektor Timmo Hardung diplomatisch. Man könnte auch sagen: Es war ein gebrauchter Tag für die Eintracht.
4. Skhiri verletzt, Jakic nicht zu halten
Zu allem Überfluss verloren die Hessen nämlich auch noch zwei Sechser. Ellyes Skhiri musste in der 54. Minute mit Muskelbeschwerden ausgewechselt werden und nach dem Spiel direkt ins Krankenhaus zum MRT. "Wenn Ellyes schon sagt, dass er ausgewechselt werden möchte, können wir davon ausgehen, dass es bis Sonntag sehr eng wird", hatte Toppmöller auch ohne Diagnose wenig Hoffnung, dass der Tunesier in Augsburg dabei sein wird.
Vertreten wird ihn dann – wie gegen Thessaloniki – möglicherweise Kristijan Jakic. Das Europapokal-Jahr 2023 ist für den Kroaten hingegen gelaufen. Jakic sah in der Nachspielzeit binnen zwei Minuten zwei Mal Gelb und musste vorzeitig vom Feld. Dabei hatte der 26-Jährige noch Glück, dass ihm Schiedsrichter Damian Sylwestrak nicht nachträglich noch Rot zeigte. Jakic war mit seinem Platzverweis nämlich überhaupt nicht einverstanden und ging erst auf Tuchfühlung mit dem Unparteiischen und dann auch noch mit dem 4. Offiziellen. "Mit Jakic sind die Emotionen durchgegangen, wir werden das intern nochmal ansprechen", kündigte Hardung an.
5. Auslaufen in Aberdeen
Viel verpassen wird Jakic bei seiner Sperre in Aberdeen allerdings nicht. Das letzte Gruppenspiel in zwei Wochen ist sportlich völlig ohne Bedeutung, für keines der beiden Teams geht es mehr um etwas. Und weil die Eintracht ohne Fans auf die Insel reisen muss, dürfte die Partie in etwa so prickelnd werden wie das schottische Wetter im Dezember.
"Das ist trotzdem ein Fußballspiel, das wir gewinnen wollen", kündigte Toppmöller zwar etwas pflichtschuldig an, stellte dann aber in Aussicht, dass die Eintracht einigen Stammkräften in Aberdeen eine Pause gönnen werde. "Das ist die letzte Englische Woche des Jahres mit schweren Spielen um dieses Spiel herum", so Toppmöller. Vor Aberdeen kommen die Bayern nach Frankfurt, danach reist die Eintracht nach Leverkusen. So gesehen ist es am Ende vielleicht auch gar nicht so schlimm, dass es in Schottland um nichts mehr geht.