Eintracht-Sieg: Was ist denn Jens los?
Eintracht Frankfurt zeigt bei der TSG Hoffenheim eine blitzsaubere Leistung. Dabei wird der Ersatzkeeper zum unverhofften Helden, das Team scheint in der Saison angekommen. Die Analyse in fünf Punkten.
Eintracht Frankfurt hat bei der TSG Hoffenheim souverän mit 3:1 gewonnen. Die Tore erzielten Omar Marmoush (11.), Ansgar Knauff (22.) und Ellyes Skhiri (45.+3) für die Eintracht. Maximilian Beier traf für die TSG (4.).
1. Jens Grahl wird zum Held
Die Partie war noch gar nicht angepfiffen, da gab es schon die erste Hiobsbotschaft für die Hessen: Stammkeeper Kevin Trapp, der sich bei der Nationalmannschaft eine Rückenblessur zugezogen hatte, brach mit Rückenschmerzen das Aufwärmen ab. Nach Mario Götze, der zum zweiten Mal Vater geworden war und bei der Familie weilte, der zweite schwerwiegende Ausfall der Hessen. Für Trapp rückte Jens Grahl zwischen die Pfosten, für den Ersatzkeeper war es im Alter von 35 Jahren der 14 Bundesligaeinsatz. "Fünf Minuten warmmachen und dann gib ihm!", beschrieb Grahl selbst seine Situation vor Anpfiff.
Und was soll man sagen: Grahl gab ihm! Beim frühen 0:1 war er noch machtlos, im Anschluss lieferte er eine starke Leistung ab und erwies sich als echter Rückhalt. Mehr noch: Seinen langen Ball in der elften Minute verwertete Omar Marmoush zum 1:1, was zu dem Novum in der Bundesligageschichte führte, dass erstmals die Keeper beider Teams ein Tor vorbereiteten. "Ich habe Omar losrennen sehen. Dass der Ball dann so perfekt kommt… Ich will mir nicht anmaßen zu sagen, den wollte ich so. Aber ich habe ihn gut getroffen", sagte Grahl nach der Partie. In der Tat.
2. Endlich Offensivpower
Wobei es zeitweise auch den Anschein hatte, als würde die Eintracht-Offensive an diesem Tag auch jeden noch so verunglückten Querschläger in einen ordentlichen Angriff verwandeln. Insbesondere die offensive Dreierreihe mit Omar Marmoush in der Spitze und Fares Chaibi und Ansgar Knauff dahinter hatte ihren Spaß, vor allem in der ersten Halbzeit hätte das Trio mit seinem Zusammenspiel auch gut in den Circus Roncalli gepasst.
Weil auch Aurelio Buta auf Rechts und Ellyes Skhiri im zentralen Mittelfeld Bock hatten, feuerten die Hessen zeitweise ein echtes Feuerwerk ab, zeigten Spielzüge wie an der Schnur gezogen und endlich auch die letzte Konsequenz vor dem Tor. "In der ersten halbe Stunde haben wir richtig guten Fußball gespielt, die Tore waren schön herausgespielt. Es war schön zu sehen, dass wir uns belohnen können", freute sich Trainer Dino Toppmöller nach dem Spiel.
3. Knauff ist wieder da
Insbesondere Knauff verdiente sich gegen die TSG ein Extralob. Nicht weil er an diesem Tag sehr viel besser spielte als Marmoush oder Chaibi, sondern weil er sich gegen Heiden- und nun Hoffenheim ganz offensichtlich aus einem Wochen und Monate dauernden Formtief herausgekämpft hat.
Gegen den FCH erzielte Knauff als Joker das eminent wichtige 2:0, in Sinsheim durfte der U21-Nationalspieler von Beginn an ran und zeigte eindrücklich, warum die Eintracht im Sommer knapp fünf Millionen Euro für Knauff auf den Tisch legte. Tor gemacht, das 3:1 mit einem mutigen Pass eingeleitet – hätte Knauff seine Chance in der 15. Minute per Seitfallzieher auch noch versenkt, es wäre das Sahnehäubchen auf einem Sahnetag gewesen.
4. Die Abwehr steht und steht und steht
Was in der ersten Halbzeit die Offensive, war in der zweiten Halbzeit die Defensive. Mit der Führung im Rücken schaltete die Eintracht einen Gang runter, die Hoffenheimer kamen zu mehr Spielanteilen – aber nicht zu Chancen. Die Dreierkette Tuta – Robin Koch – Willian Pacho ließ nämlich einfach nichts zu, außer einem Freistoß von Robert Skov und einem Kopfball nach einer Ecke von Marius Bülter bekam Grahl nichts Gefährliches mehr auf den Kasten. "In der zweiten Halbzeit haben die Jungs das gut wegverteidigt, das war sehr erwachsen", lobte Toppmöller.
Zumal vor der Dreierkette ja auch noch ein zentrales Mittelfeld spielt, das seinen Job ebenfalls verlässlich macht. Ellyes Skhiri belohnte seine abgeklärte Leistung mit dem Tor zum 3:1, und was Hugo Larsson mit seinen 19 Jahren Woche für Woche herunterspielt, ist wirklich erstaunlich. Wenn Sebastian Rode im kommenden Sommer in Rente geht, weiß er seine Position in guten Händen.
5. In der Saison angekommen
Und so scheinen die Hessen endlich in dieser lange so zäh verlaufenden Saison angekommen. Vor allem wegen der Art und Weise, wie der Sieg zustande kam. Die erste Halbzeit ließ erahnen, was Toppmöller vor der Saison meinte, als er sagte, man wolle "positiver Troublemaker" sein. Die zweite Halbzeit zeigte, wie reif und souverän die Eintracht Spiele verwalten kann. Mit 13 Punkten stehen die Hessen nun auf Platz sieben der Tabelle, nur zwei Punkte hinter den internationalen Plätzen. Es fühlt sich fast an, als ginge die Saison nun erst richtig los.