Frankfurter Achtelfinal-Aus Ausschreitungen in Neapel auch nach dem Eintracht-Spiel
Auch nach dem Aus in der Champions League von Eintracht Frankfurt ist es in Neapel in der Nacht nicht ruhig geblieben: Anhänger der Italiener versuchten, ins Teamhotel der Hessen vorzudringen. Sie zündeten Feuerwerkskörper und warfen Steine.
In Neapel ist es in der Nacht erneut zu Zusammenstößen von Hooligans mit der Polizei gekommen. Wie italienische Medien berichteten, versuchten Anhänger der SSC Neapel zum Teamhotel von Eintracht Frankfurt vorzudringen. Im Hotel direkt daneben waren auch viele Fans der Hessen abgestiegen und machten sich laut Nachrichtenagentur Ansa zu diesem Zeitpunkt bereit, mit Bussen aus der Stadt gebracht zu werden.
Die Napoli-Ultras zündeten demnach Feuerwerkskörper und warfen Steine auf die Einsatzkräfte. Die Polizei war mit einem Großaufgebot an dem Hotel. Laut Ansa wurden die gewaltbereiten Fußballfans in der Nacht und am frühen Morgen mit Bussen und unter Polizeischutz zum Flughafen von Neapel sowie nach Salerno und Rom gebracht.
Acht Fans sind nach den Ausschreitungen mittlerweile festgenommen , davon drei Eintracht-Anhänger. Dies geht aus einer Bilanz von Neapels Polizeichef Alessandro Giuliano hervor. Demnach seien bei den Krawallen sechs Polizisten verletzt worden. 470 Eintracht-Fans seien in die Polizeizentrale zur Identifizierung gebracht worden. 120 von ihnen hätten Italien inzwischen verlassen. Weitere 350 deutsche Fans befinden sich laut Polizei noch in der Dienststelle in Salerno. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.
Glasner und Krösche verurteilen Krawalle
Vor dem Achtelfinal-Rückspiel der Champions League zwischen Napoli und der Eintracht (3:0) hatte es am Mittwoch in der Innenstadt heftige Ausschreitungen von beiden Fangruppen gegeben. Italienische Medien berichteten martialisch von "Guerilla"-Kämpfen in den Straßen und Gassen der Stadt.
"Natürlich haben wir das mitbekommen. Das ist keine Sache, die hierhin gehört. Das können wir nicht gutheißen", kritisierte Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche die Vorfälle, die einen unwürdigen Rahmen für das Ende der ersten Champions-League-Saison der Hessen bildeten. "Ich verurteile jegliche Form von Gewalt und Kriminalität. Egal, wo und wann das passiert auf der Welt. Deshalb heiße ich das nicht gut", fügte Eintracht-Coach Oliver Glasner hinzu.
Sieben Festnahmen in der Nacht
Wie die Polizei der Eintracht bestätigte, war die Lage am Nachmittag eskaliert, als Napoli-Fangruppen an der zentralen Piazza del Gesù Frankfurter Anhänger und Polizisten angriffen. Die Eintracht-Ultras waren zuvor gemeinsam durch die Stadt marschiert und hatten dabei provozierende Gesänge gegen Neapel angestimmt.
Sondersitzung anberaumt
Bei den Zusammenstößen warfen die Hooligans unter anderem Steine, Leuchtraketen, Tische und Stühle auf die gegnerischen Fans und auf die Polizei. Diese setzte Tränengas ein. Ein Polizeiauto wurde in Brand gesteckt, etliche Außenbereiche von Bars und Restaurants verwüstet.
"Wir bedauern die Vorfälle außerordentlich, die sich hier ereignet haben. Diese Gewalt ist durch absolut Nichts zu rechtfertigen. Wir mögen sie vielleicht alle befürchtet haben, aber sie ist und bleibt nicht hinnehmbar", sagte Eintracht-Vorstand Philipp Reschke am Donnerstag vor der Abreise der Mannschaft.
Weitreichende Auswirkungen
Die Gewalt, die sich bei Straßenschlachten rund um die Partie am Mittwochabend entfesselt hatte, habe weitreichende Auswirkungen. "Sie schadet dem Fußball, sie schadet Eintracht Frankfurt und sie schadet unseren Bemühungen, uns für die Rechte aller Fans, die hier gerne ein Fußballspiel ohne Repressionen und Erlasse im Stadion gesehen hätten, einzusetzen", betonte Reschke.
In Italien war die Empörung groß über die Vorkommnisse. Es gibt heftige Kritik, dass es zu dieser Eskalation kam, obwohl man von vornherein wusste, dass gewaltbereite Anhänger aus Frankfurt trotz eines Tickets-Verbotes nach Neapel kommen würden. Bürgermeister Gaetano Manfredi kritisierte die "verrückten und inakzeptablen Verwüstungen" in der Stadt.
Auch die Eintracht wurde scharf kritisiert. "Die gewalttätigen Fans haben von der gerichtlichen Klage des Frankfurter Fußballvereins profitiert, da sie sich nicht mehr allein gefühlt haben", zitiert der Corriere dello Sport Enzo Letitzia von der Nationalen Vereinigung der Polizeibeamten. "Wenn Fußballinstitutionen und -vereine die Entscheidungen der Behörden für öffentliche Sicherheit anfechten, werden Gewalt, Zusammenstößen und der Verwüstung von Plätzen und Straßen der Stadt Tür und Tor geöffnet", schimpfte Letitzia.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 15.03.2023, 19.30 Uhr
Ende der weiteren Informationen