Hält das Bollwerk auch gegen Wolfsburg? Eintracht beeindruckt mit bester Abwehr der Liga
Das hätten sich die Eintracht-Fans nicht träumen lassen: Dass ihre Abwehr einmal Bestleistungen vollbringen würde. Tuta, Robin Koch und Willian Pacho machen die Abwehr dicht, keiner ist derzeit besser in der Bundesliga. Und Bundestrainer Julian Nagelsmann horcht auf.
Du kommst hier nich durch! Die Eintracht-Innenverteidiger Willian Pacho, Robin Koch und Tuta würden aktuell vor jeder Frankfurter Szene-Diskothek eine gute Figur als Türsteher abgeben. Keiner kommt rein, der nicht soll. In den Eintracht-Strafraum. Ganze drei Tore hat sich die Eintracht in den bisherigen fünf Bundesliga-Spielen gefangen. Damit hat Frankfurt die beste Defensive der Liga. Danach kommen Bayern München und RB Leipzig mit jeweils vier Gegentoren.
Und wenn man einmal ganz genau hinschaut, dann waren zwei dieser drei Gegentore bei der Ausführung gar nicht zu verteidigen. Denn die Eintracht kassierte in den fünf Bundesliga-Spielen nur ein einziges Gegentor aus dem Spiel heraus, nämlich in Mainz. Die beiden anderen Gegentore gegen Köln und in Bochum erzielten die Gegner vom Elfmeterpunkt.
Die Begeisterung für die Eintracht-Abwehr besteht also zurecht. "Die stehen da richtig stabil und spielen von hinten raus - auch unter Druck - richtig gut Fußball", freute sich Trainer Dino Toppmöller am Montag. Stichwort Spieleröffnung.
Das ganz neue Sicherheitsgefühl - auch für die Fans
Viele Eintracht-Fans ertappen sich auch im fünften Bundesliga-Saison-Spiel immer noch, wie ihnen bei einem x-beliebigen Freiburger Angriff das Herz in die Hose rutschte. Nach dem Motto: Das kann nur schief gehen. Das sind einfach reine Erfahrungswerte. Denn in den vergangenen Jahren war die Defensive meist das große Sorgenkind der Eintracht. Die Achillesferse.
52 Gegentore in der vergangenen Saison. 49, 53 und sogar 60 Gegentore in den Spielzeiten davor, die Eintracht kassierte von allen Mannschaften im oberen Tabellendrittel fast immer mit Abstand die meisten Gegentore. Doch das ist jetzt vorbei. Pacho, Koch und Tuta sei Dank. Und Dino Toppmöller. Der neue Trainer hat der Eintracht eine Abwehr-Stategie verpasst, die den Laden dicht macht. Auch am vergangenen Sonntag beim 0:0 gegen Freiburg.
Wenn Pacho mit seinem bulligen Körper in den Zweikampf springt, Koch die schärfsten Bälle wegköpft und selbst der in der vergangenen Spielzeit noch schwächelnde Tuta Bestleistungen zeigt, legen die Gegner mittlerweile die Ohren an. Wobei man auch sagen muss, dass die großen Gegner, mal abgesehen vom SC Freiburg, bislang noch fehlten.
Pacho und Koch: Zwei Neue in bestehender Form
Koch schaut auf eine brillante Woche zurück. Gegen den FC Aberdeen war er der Mann des Tages. Erst eine blitzsaubere Abwehrleistung, dann das Siegtor zum 2:1. Und auch das 0:0 gegen Freiburg lief prima. Koch hatte die meisten Ballkontakte (99) und lenkte die Abwehr vorbildlich. Auch wegen ihm war der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann am Sonntag im Eintracht-Stadion. Vielleicht schafft Koch unter Nagelsmann ja die Rückkehr in die Nationalelf. Sein letztes Nationalspiel 2020 ist ihm in eher schlechter Erinnerung geblieben: das 0:6 gegen Spanien.
Und dann ist da auf links Pacho. Viele Fans vergleichen ihn schon mit dem abgewanderten Evan N'Dicka. Umsichtig und durchsetzungsfähig. Eine echte Zweikampfmaschine. Gegen Freiburg gewann der Ecuadorianer 15 Duelle, die meisten aller Spieler auf dem Platz. "Es ist wirklich unglaublich, wie stabil das Pacho hinten macht", lobte Toppmöller. Den ein oder anderen Flüchtigkeitsfehler hat Pacho allerdings auch im Repertoire. Auch da ähnelt er N'Dicka.
Und auf rechts räumt Tuta auf, der Brasilianer ist nicht mehr wiederzuerkennen. War die vergangene Saison bei ihm noch eine zum Vergessen, spielt er bislang richtig stark, ist bissig und extrem unangenehm für seine Gegenspieler. "Auch Tuta hat das in den vergangenen Wochen richtig gut gemacht, er hat bislang herausragend gespielt", so Toppmöller. Dabei helfe ihm auch, neben Koch und Pacho zu spielen.
Belastungsprobe der drei Eintracht-Türsteher gegen Wolfsburg
Koch, Pacho, Tuta. Da ist bei der Eintracht in der Innenverteidigung wirklich etwas zusammengewachsen, was auch der Trainer des nächsten Gegners VfL Wolfsburg, Ex-Eintracht-Coach Niko Kovac, registrierte. Kovac, der die Eintracht immer noch äußerst interessiert und mit viel Sympathie verfolgt, wird sich Gedanken machen müssen, wie er diese Abwehr am Samstag um 15.30 Uhr knacken will.
Auf der anderen Seite wird das Wolfsburg-Spiel für die Frankfurter "Türsteher" Pacho, Koch und Tuta eine echte Herausforderung. Denn mit Jonas Wind treffen die Drei auf einen der aktuell besten Torjäger der Bundesliga. So einen hat die Eintracht derzeit nicht. Bislang gelang der Eintracht-Offensive in fünf Bundesliga insgesamt nur vier Saisontore. Weniger als Jonas Wind alleine. Aber das ist eine andere Geschichte...