Trainerfrage in Frankfurt offen Eintracht berät über Toppmöller-Zukunft
Was passiert mit Trainer Toppmöller bei Eintracht Frankfurt? Diese Frage soll in den kommenden zwei Wochen geklärt werden. Einiges am Toppmöller-Fußball hat den Eintracht-Bossen nicht gefallen. Das hat auch mit seiner Außendarstellung zu tun.
Die große Saison-Analyse steht an. Dann geht es auch darum, ob und wie es mit Trainer Dino Toppmöller bei Eintracht Frankfurt weitergeht. Doch noch gibt es keine Bewegung in der Sache, denn der entscheidende Mann, Sportvorstand Markus Krösche, weilt zusammen mit Spieler-Legende Makoto Hasebe auf einer lange geplanten Marketing-Reise in Japan.
Am Freitagvormittag hatte sich Hasebe auf einer Pressekonferenz in Tokio nach seinem Karriere-Ende von den japanischen Fans verabschiedet. Daheim in Deutschland steht Toppmöller nicht der Sinn nach Abschied. Der 43-Jährige will in der neuen Saison bei der Eintracht wieder angreifen, in der Bundesliga, im Pokal und in der Europa League (oder wahlweise Champions League). Doch lässt man ihn auch?
Kann sich Toppmöller ändern?
Das Resultat mit der Qualifikation für die Europa League hat den Eintracht-Bossen sehr gefallen, die Leistungen auf dem Platz haben Krösche und Co. jedoch oft nicht geschmeckt. "Wir haben über weite Strecken der Saison keine guten Fußball gespielt, es gab sehr viele Tiefen und ab und zu Höhen", hatte der Sportvorstand nach dem finalen 2:2 gegen Leipzig analysiert. Auch das frühe Ausscheiden im DFB-Pokal und in der Conference League gingen Krösche und Vorstandssprecher Axel Hellmann mächtig auf den Zeiger.
Das soll nach der Rückkehr der Japan-Reisenden Anfang der Woche nun aufgearbeitet werden. Gespräche mit Spielern gab es schon, weitere wird es geben. Und dann wird Krösche natürlich vor allem mit Toppmöller und seinem Co-Trainer-Team sprechen. Eine Job-Garantie hatte der Sportvorstand nach dem Leipzig-Spiel nicht abgeben wollen.
Am Ende werden zwei zentrale Fragen in den Gesprächen geklärt werden müssen: Trauen die Frankfurter Toppmöller zu, in der kommenden Saison (mit einer verbesserten Mannschaft) attraktiveren und erfolgreicheren Fußball zu spielen und glauben die Eintracht-Macher, dass sich der Trainer bewegen und ändern kann. Das betrifft auch die Co-Trainer von Toppmöller, welche - so ist zu hören - keine ungeteilte Akzeptanz in der Mannschaft mehr genießen sollen.
Taktische Überfrachtung und Außendarstellung von Toppmöller
In den Gesprächen wird auch Thema sein, ob der Eintracht-Coach die Spieler taktisch überfrachtet. Toppmöller hat unzweifelhaft ein großes Wissen um die Inhalte des modernen Fußballs. Doch kann er dieses Wissen den Spielern auch weitergeben? Zahlreiche Spieler wie Niels Nkounkou, Junior Dina Ebimbe, Ellyes Skhiri, Mario Götze und andere wirkten auf dem Platz taktisch oft verunsichert und eben überfrachtet. Es schien, als sei nicht jedem Spieler seine Rolle oder Position wirklich klar.
Und dann geht es auch um die Außendarstellung des Cheftrainers. Aus dem 43-Jährigen wird nie eine Rampensau, man sollte ihn nicht mit Vorgänger Oliver Glasner vergleichen. Toppmöller muss so nicht sein, er hat andere Stärken. Und dennoch wünschen sie sich bei der Eintracht etwas mehr Vermittlung.
Als Toppmöller nach dem 1:5 gegen (eine B-Elf von) Bayer Leverkusen oder dem enttäuschenden 1:1 gegen Werder Bremen in der anschließenden Pressekonferenz eher über die positive Dinge sprach, sorgte das für Irritationen. Denn die Erkenntnisse aus der Taktik-Welt von Toppmöller und die Erkenntnisse der Journalisten und Fans lagen oft weit auseinander. Anders als beispielsweise der scheidende Kapitän Sebastian Rode äußerte der Frankfurter Coach nach schlechten Leistungen selten bis nie Selbstkritik.
Die Voraussetzungen für Toppmöller waren denkbar schlecht
Zur Analyse gehört freilich aber auch, dass Toppmöller in seiner ersten Saison als Chef-Trainer in einer europäischen Top-Liga sehr viel zugemutet wurde: beispielsweise eine Halb-Serie praktisch ohne Mittelstürmer nach dem Last-Minute-Wechsel von Randal Kolo Muani. Und zudem dieser gigantische Umbruch im vergangenen Sommer. Hinzu kommt die Tatsache, dass es kaum Führungsspieler in der Mannschaft gab, Rode fehlte fast die komplette Saison verletzungsbedingt.
Bleibt die nicht geringe Tatsache, dass die Eintracht aktuell mitten in der Umschulung zu einer Ballbesitz-Mannschaft steckt. Eine große Last für die schmalen Schultern von Toppmöller. Sollten sich die Rahmenbedingungen im Sommer verbessern, könnte es auch unter dem 43-Jährigen als Eintracht-Trainer besser laufen.
Vermeintliche Milan-Offerte sorgt für Unbehagen
Themen gibt es also sowieso schon zur Genüge. Und wenn das nicht reicht, gab es am Donnerstag noch die Meldung der Bild-Zeitung, wonach Toppmöller ein umworbener Trainer sei. Englische Clubs, ja sogar der große AC Mailand, hätten beim Frankfurter Trainer angefragt, dieser habe aber abgelehnt. Da derartige Gerüchte nicht von der Eintracht kommen und sich auch der AC Mailand nicht dazu äußerte, kommen sie möglicherweise aus dem Umfeld des Trainers selbst.
Bei der Eintracht kommen derartige Schachzüge nicht so gut an. Vielleicht sind die vermeintlichen Offerten aus dem Ausland ja auch ein Thema für die Gespräche zwischen Toppmöller und Krösche nach dessen Rückkehr aus Japan.