Frankfurter berauschen sich an sich selbst Eintracht feiert Torfestival gegen Schlusslicht Bochum

Die Frankfurter Eintracht schießt Schlusslicht Bochum aus dem eigenen Stadion, klettert auf Platz drei und hat sogar genügend Zeit, einen der Treuesten nach allen Regeln der Kunst abzufeiern.

Hugo Ekitiké
Gern geschehen: Hugo Ekitiké jubelt über sein frühes Führungstor. Bild © Imago Images
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Knapp zwanzig Minuten vor dem Abpfiff tobte das Waldstadion, feierten die Frankfurter Fußballfans einen ihrer Lieblinge, das Eintracht-Urgestein, den Gute-Laune-Bär der Mannschaft: Timothy Chandler betrat den Platz, das erste Mal in dieser Saison, unter riesigem Applaus des Anhangs. Es war diese Einwechslung beim 7:2 (4:1) gegen den VfL Bochum als Dank zu verstehen von Trainer Dino Toppmöller an einen seiner wichtigsten Leute innerhalb der Kabine.

Die Bundesliga-Partie war zu diesem Zeitpunkt ohnehin längst entschieden. Hugo Ekitiké (9. Minute), Omar Marmoush (18.), Ansgar Knauff (20.) und Nathaniel Brown (32.) hatten vor der Pause für die Frankfurter getroffen, Mo Dahoud (61.), Can Uzun (66.) und erneut Ekitiké (69.) danach. Die Bochumer Tore erzielten Dani de Wit (35.) und Philipp Hofmann (51.). "Es war ein verdienter Sieg, eine super Leistung", lobte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche. Es seien immer mehr Automatismen zu erkennen, die greifen. Und darüberhinaus hätten die Frankfurter Fußballer eben auch eine hohe individuelle Klasse.

Tänzchen und Schlenzer

Anfangs hatte sich Trainer Toppmöller gegen das Schlusslicht aus Bochum getraut, kräftig durchzumischen nach dem Pokal-Fight gegen Gladbach. Als größte Überraschung spülte es den 19-jährigen Außenstürmer Jean-Mattéo Bahoya in die Startelf. Er bildete auf links das Bubi-Pärchen mit Brown, auch erst 21. Dass Nnamdi Collins rechts hinten ran durfte, war dagegen erwartet worden.

Die Eintracht hatte dennoch anfangs keinerlei Mühe mit den verunsicherten Gästen, die eindrucksvoll ihre fehlende Erstliga-Qualität unterstrichen. Nach neun Minuten schaltete Marmoush erstmals in den sechsten Gang, ließ seinen Gegenspieler stehen, passte zu Sturmpartner Ekitiké, der im Eins-gegen-Eins zum Tänzchen lud und die frühe Führung erzielte. Was einfach aussah, war doch Ausdruck purer Qualität. Wie beim 2:0. Da schlenzte Marmoush einen Freistoß ins kurze Eck. Es war bereits der zehnte Saisontreffer des Ägypters, obendrein die 15. Torbeteiligung bei bis dahin 18 Frankfurter Bundesliga-Treffern insgesamt. Weltklasse, nicht mehr und nicht weniger.

Nur eine kurze Schwächephase inmitten des Fußballfests

Das alles ist auch deshalb erwähnenswert, da sich anschließend Ungewohntes im Frankfurter Stadtwald zutrug. Bei den Treffern von Knauff und Brown hatten weder Marmoush noch Ekitiké ihre Füße im Spiel. Knauff eroberte selbst den Ball und vollendete, Brown bekam ihn bei seinem Debüt-Treffer im Fußball-Oberhaus von Collins perfekt serviert. Das Anschlusstörchen von Bochums de Wit fuchste zwar Frankfurts Torwart Kevin Trapp tierisch, an den Kräfteverhältnissen aber sollte es nach dieser fast perfekten Eintracht-Hälfte nicht rütteln. Oder etwa doch?

Denn so bockstark die Frankfurter bis zum Pausenpfiff agierten, so lethargisch kamen sie aus der Kabine. Hofmann verkürzte per Brust-Tor auf 2:4, die Eintracht machte in dieser Phase unerklärliche Fehler, wirkte plötzlich verunsichert. Eine Schwächephase, wie sie in dieser Saison nahezu in jedem Spiel der Hessen zu beobachten war. Eine jedoch, die lediglich eine Viertelstunde andauerte.

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Eintracht-Trainer Dino Toppmöller nach dem Sieg gegen Bochum.
Eintracht-Trainer Dino Toppmöller nach dem Sieg gegen Bochum. Bild © hr
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Fans feiern Publikumsliebling Chandler

Spätestens als Dahoud mit links sein erstes Eintracht-Tor gelang, war die Begegnung endgültig entschieden. Kurz darauf erhöhten der eingewechselte Uzun mit seinem ersten Bundesliga-Tor sowie Ekitiké auf nun schon 7:2. Die Eintracht, keine Frage, berauschte sich spätestens jetzt wieder an sich selbst und ihren in dieser Saison herausragenden Offensivqualitäten. Und ein Stück weit an Timmy Chandler. Der nämlich wurde von den Fans des aktuellen Tabellendritten der Bundesliga bei jedem noch so profanen Ballkontakt nach allen Regeln der Kunst abgefeiert. Mehr als verdient.

Weitere Informationen

Eintracht Frankfurt – VfL Bochum 7:2 (4:1)

Frankfurt: Trapp - Collins, Tuta (81. Amenda), Koch (73. Chandler), Brown - Dahoud, Skhiri (73. Larsson) - Knauff, Bahoya (65. Uzun) - Marmoush (73. Matanovic), Ekitiké

Bochum: Drewes - Passlack, Ordets, Wittek (33. Holtmann), Masovic - Sissoko, Losilla, de Wit, Miyoshi (46. Oermann) - Hofmann (82. Daschner), Broschinksi (46. Bero)

Tore: 1:0 Ekitike (9.), 2:0 Marmoush (18.), 3:0 Knauff (20.), 4:0 Brown (32.), 4:1 de Wit (35.), 4:2 Hofmann (51.), 5:2 Dahoud (62.), 6:2 Uzun (65.), 7:2 Ekitike (69.)
Schiedsrichter: Schlager

Gelbe Karten: Knauff / Hofmann, Ordets
Zuschauer: 58.000 (ausverkauft)

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