"Wollen Grenzen verschieben" Eintracht schreibt weiter an der eigenen Geschichte
Das Jahr 2022 war aus Sicht von Eintracht Frankfurt historisch, 2023 soll aber nicht weniger erfolgreich werden. Die Herausforderungen und Ziele sind groß, genau wie die Gefahr eines Kaderumbruchs. Gute Nachrichten gibt es von Maskottchen Attila.
Eintracht Frankfurt hat sich schick gemacht. Pünktlich zum offiziellen Start ins Fußballjahr 2023 eröffnete der hessische Bundesligist am Donnerstag den neu eingerichteten Pressekonferenz-Raum auf dem Profi-Campus und präsentierte sich dabei im Stile eines Vorzeigeclubs. Die Zeiten von Holzstühlen, Automaten-Kaffee und lieblos belegten Schnittchen sind vorbei.
Wenn die Champions-League-Eintracht ab sofort zur (Medien-)Welt spricht, kann es sich diese in Sesseln bequem machen und Tomate-Mozzarella-Panini essen. Das Ambiente erinnert stark an ein Fernsehstudio, selbst die Technik funktioniert reibungslos. Die Eintracht ist zurück auf der großen Bühne und will das Rampenlicht noch ein bisschen genießen. Spot an!
Die Eintracht hat noch nicht genug
Zeit zum Ausruhen, das betonten die Premieren-PK-Gäste Markus Krösche und Axel Hellmann unisono, gibt es trotz der deutlich gemütlicheren Atmosphäre jedoch keine. "Für das Gewesene kriegen wir nichts mehr. Sondern nur für das, was kommt", betonte Vorstandssprecher Hellmann. "Wir dürfen nicht zufrieden sein. Es geht darum, anspruchsvolle Ziele zu formulieren", ergänzte Sportvorstand Krösche.
Die klare Botschaft: Nach dem atemberaubenden Jahr 2022, in dem die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner die Europa League gewann und in einer furiosen Hinserie bis auf Platz vier der Bundesliga-Tabelle stürmte, soll auch das Jahr 2023 historisch werden. Die Eintracht hat noch lange nicht genug und ist bereit für das nächste Kapitel im eigenen Geschichtsbuch. "Wir wollen das Maximale erreichen und uns nicht nach oben begrenzen. Wir wollen Grenzen verschieben", formulierte Krösche die gestiegenen Ambitionen der Hessen. The Sky is the limit. Jetzt bloß nicht umdrehen.
Neapel schlagen, ab in die Champions League
Doch was heißt das genau? Zuerst einmal, dass sich die Frankfurter in den neuen und vor ein paar Jahren noch unvorstellbaren Sphären pudelwohl fühlen und weiter Teil der fußballerischen Elite bleiben wollen.
National soll es, auch wenn Krösche das etwas zurückhaltender darstellte, gerne auch am Ende der Saison der aktuelle Platz vier und damit die erneute Qualifikation für die Champions League sein. International ist trotz des Hammerloses SSC Neapel das Viertelfinale der Königsklasse das große Ziel.
"Wir müssen an die Grenzen gehen und wollen die nächste Runde erreichen. Wir müssen besser werden, um gut zu bleiben", so Krösche. "Die Trauben hängen ja nicht niedriger, sondern sie hängen höher", so Hellmann. Zeit für Zurückhaltung? Das war einmal.
Zukunft von Kamada, N'Dicka und Sow offen
Klar ist aber auch, dass der kurzfristige sportliche Erfolg – zum einen – schnell vorbei sein kann. Und – zum anderen – die kommende Saison und den langfristigen Erfolg entscheidend beeinflussen könnte. Stichwort: Kaderzusammensetzung und Begehrlichkeiten anderer Clubs.
Dass Daichi Kamada und Evan N’Dicka, deren Verträge nach der Saison auslaufen, bei potenteren Vereinen auf dem Zettel stehen, ist kein Geheimnis. Dass auch Djibril Sow und allen voran WM-Shootingstar Randal Kolo Muani die Eintracht als Sprungbrett in die ganz große Glitzerwelt benutzen könnten, ebenfalls nicht. Sollte die Eintracht die selbst gesetzten Ziele und die Champions League verpassen, würden die Chancen auf einen Verbleib enorm sinken. Selbst bei einer furiosen Rückrunde droht auf lange Sicht aber ein erneuter Kaderumbruch.
"Es gibt andere Clubs, die mehr Geld haben. Das ist einfach so", fasste Krösche die Ausgangslage der Verhandlungen zusammen. Kamada, N’Dicka und Sow wüssten um die Pläne, die die Hessen mit ihnen haben. "Da schauen wir mal, was die nächsten Wochen bringen."
Krösche bei Kolo Muani entspannt
Bei Kolo Muani, der "absolut bodenständig und dankbar" sei, ist Krösche noch tiefenentspannt. "Er hat Frankreich fast zum Titel geschossen, aber auch gesehen, dass er noch lernen kann." Sprich: Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Und am besten für seine Entwicklung wäre eine Fortführung des Engagements in Frankfurt. Noch sieht Kolo Muani das wohl auch so.
Auf lange Sicht, auch das betonte Krösche, sei neben der Weiterentwicklung externer Talente wie Kolo Muani aber ohnehin auch die Integration eigener Talente ein primäres Anliegen. "Wir müssen es schaffen, dass regelmäßig Spieler aus unserem Nachwuchs Einsatzminuten in der Bundesliga bekommen." Ein Vorhaben, an dem jedoch schon viele andere Vereine und Kaderplaner gescheitert sind. Wie die Eintracht in der kommenden Saison aussehen wird: ungewiss.
Attila darf kommen
Ganz anders sieht die Sache, und damit bekam die erste Pressekonferenz in den neuen Räumen auch noch eine tierische Anekdote, bei Maskottchen Attila aus. Über die Zukunft des Steinadlers, für den die Tierschutz-Organisation Peta zum Wohle des Vogels ein Stadionverbot gefordert hatte, herrscht Klarheit.
"Das Spiel gegen Schalke wird in Anwesenheit von Attila stattfinden", verkündete Hellmann und beantwortete damit die wohl wichtigste Frage des Nachmittags. "Wir stehen in Kontakt mit Peta. Wir haben aber keine Anzeichen für Tierquälerei gefunden." Wäre auch das geklärt.