Eintracht verzweifelt am eigenen Chancen-Wucher
Eintracht Frankfurt holt gegen Gladbach trotz einer enorm starken zweiten Halbzeit nur einen Punkt und tritt auf der Stelle. Die Stimmung schwankt danach zwischen Optimismus und Verzweiflung. Die Analyse in fünf Punkten.
Eintracht Frankfurt hat gegen Borussia Mönchengladbach am Samstagabend 1:1 (0:1) gespielt. Jonas Hofmann hatte die Gäste früh in Führung gebracht (13. Minute), Randal Kolo Muani konnte für die Hessen kurz vor Schluss noch ausgleichen (83.).
1. Ein Tor nach bekanntem Muster
Was war nicht vor dem Spiel alles darüber geschrieben und gesprochen worden, wie es möglich wäre, die momentan doch recht triste Stimmung bei Eintracht Frankfurt ein für alle Mal zu vertreiben. All die trüben Gedanken, all die Suche nach der irgendwann im neuen Jahr verlorenen Leichtigkeit. Und was passiert im enorm wichtigen Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach? Die Eintracht macht es sich direkt noch schwerer.
Das 0:1 durch Jonas Hofmann in der 13. Minute war ein Gegentor nach bekanntem Muster. Der Gegner, in diesem Fall vertreten durch Marcus Thuram, schaltete schnell um, gab Gas und entwischte der hochstehenden Frankfurter Defensive. Hofmann musste im Anschluss nur noch dankbar einschieben. "In der Situation haben wir uns nicht so verhalten, wie wir es besprochen haben", bemängelte Eintracht-Coach Oliver Glasner hinterher. Es war nicht das erste Mal in den vergangenen Wochen.
2. Viel Aufwand, wenig Ertrag
Aber, und das war nicht immer so in dieser Rückrunde, viel mehr erlaubte sich die hessische Hintermannschaft nicht. Trotz zahlreicher Umstellungen und einer frühen verletzungsbedingten Auswechslung hielt die Eintracht-Defensive im Anschluss. Und das, obwohl die Frankfurter die Gäste spätestens ab Mitte der ersten Halbzeit und beinahe die ganze zweite Halbzeit über permanent in deren Hälfte einschnürten.
Die Eintracht drückte, die Eintracht wollte, die Eintracht machte, tat, ackerte und erspielte sich gleich eine Reihe an hochkarätigen Chancen. Den Hessen war in Sachen Einstellung, Aufwand, Bereitschaft und Offensiv-Bemühungen wahrlich nichts vorzuwerfen, alleine der Ertrag war, auch das nicht zum ersten Mal in dieser vermaledeiten Rückrunde, viel zu gering. Nur auf einen war einmal mehr Verlass.
3. Kolo Muani als Erlöser
Ohne Kolo Muani, um einen weiteren, nicht unbekannten Punkt in dieser Rückrunde zu bemühen, läuft im Eintracht-Sturm nichts zusammen. Der Franzose war der große Aktivposten, hatte im zweiten Abschnitt gleich mehrere Chancen, zielte einmal per Seitfallzieher aber zu hoch (66.), wurde einmal gerade so von Ko Itakura (67.) und einmal vom Pfosten (75.) gestoppt.
Und während nach seinem Pfostenschuss schon kurz die Tor-Musik im Stadtwald abgespielt wurde, durfte sie erlösenderweise kurze Zeit später doch in voller Länge gespielt werden. In der 83. Minute belohnte der Angreifer sich und die Eintracht für eine starke zweite Halbzeit. "Ich will der Mannschaft zu ihrer Willenskraft gratulieren, dazu, dass sie nicht verzagt hat, den Ausgleich erzwungen hat", lobte Glasner hinterher. Ein Lob, das verdient war. Die Gefühlslage war nach dem Spiel aber dennoch mindestens zwiegespalten.
4. Wieder kein Sieg – "es ist zum Kotzen"
Denn einerseits waren es "zwei verlorene Punkte", wie Sportvorstand Markus Krösche konsterniert feststellte. "Und das ist zum Kotzen." Denn: "Wir holen zu wenig Punkte, wenn man das Bochum- oder Stuttgart-Spiel sieht oder auch heute." Aber: Im Gegensatz zu so manch anderem Spiel, in dem die Hessen Punkte liegen ließen, gab es nach der Partie gegen Gladbach bis auf die Chancenverwertung wenig zu bemängeln.
"Die Leistung und die Dominanz machen uns Hoffnung", betonte auch Krösche. Und Glasner fügte hinzu: "Das macht Mut. Diese Mannschaft hat einen tollen Charakter. Alles andere darf uns nicht beeinflussen. Wenn wir weiter so auftreten, werden die Siege auch wieder kommen." Ehrlicherweise muss in diesem Punkt auch hinzugefügt werden: Zeit wär's.
5. Eintracht kommt einfach nicht voran
Denn so ansprechend die Leistung vor allem im zweiten Abschnitt gewesen sein mag, am Ende stand dann eben doch das mittlerweile siebte Bundesliga-Spiel in Serie ohne Sieg zu Buche. Lediglich elf Punkte holten die Hessen bislang in der Rückrunde und müssen schauen, nicht noch weiter nach unten durchgereicht zu werden. Das Ziel Platz vier, das im Wintertrainingslager in Dubai einst von Krösche ausgerufen wurde, ist schon längst Geschichte. Selbst Rang sechs dürfte ein schweres Unterfangen werden.
"Unser Ziel ist weiterhin, die internationalen Plätze zu erreichen", erklärte Kapitän Sebastian Rode nach Abpfiff. Für dieses Ziel sollten aber schon gegen Borussia Dortmund am kommenden Wochenende wieder Aufwand und Ertrag stimmen. Sonst könnten genau diese Plätze bald außer Reichweite sein. Und das würde nicht unbedingt dafür sorgen, dass sich die Stimmung in Frankfurt merklich aufhellt.