Auswärtsfahrten immer komplizierter Der Barcelona-Fluch verfolgt die Eintracht-Fans
In Barcelona waren einst 30.000 Fans von Eintracht Frankfurt im Camp Nou. Der Abend bleibt für immer. Seitdem sind Auswärtsfahrten für Anhänger der Hessen aber selten ein Vergnügen. Auch in Lyon gibt es wieder strikte Vorschriften.
Es waren Bilder für die Ewigkeit. Mehr als 30.000 Eintracht-Fans im Camp Nou. Alle feiern gemeinsam mit der Mannschaft den Einzug ins Halbfinale. Das altehrwürdige Stadion des großen FC Barcelona: fest in hessischer Hand. Ein magischer Abend. Und manch einer der in weiß gekleideten Eintracht-Anhänger mag sich damals gedacht haben: So schön wird's nie wieder.
Was einerseits sowieso klar war, da dieser Abend natürlich nicht zu toppen ist. Dass diese Vermutung aber andererseits mit einer Wucht eingetreten ist, sorgt dann doch für Frust. Denn seit dem Abend im Camp Nou im Frühjahr 2022 verfolgt die Hessen so etwas wie der Barcelona-Fluch, der Fluch der guten Tat. Europa-Reisen mit der Eintracht sind mittlerweile selten ein echtes Vergnügen. Schikanen gibt es immer wieder in unschöner Regelmäßigkeit.
Betretungsverbot schon bei Union St. Gilloise
Natürlich sollte und darf nicht verschwiegen werden, dass sich Teile der Eintracht-Fans mit Gewalt und Attacken auf gegnerische Fans und Polizei wie beispielsweise in Antwerpen oder Neapel auch selbst ins Abseits manövrierten. Die Gastfreundschaft ließ in der Folgezeit aber auch gegenüber allen anderen Anhängern deutlich nach.
Das ging schon in der darauf folgenden Champions-League-Saison los mit den beiden schlimmen Krawall-Abenden von Marseille und Neapel (wo Eintracht-Fans gar ausgeladen wurden) und setzte sich auch in der Conference League fort. Im ersten K.o.-Spiel der Hessen ging es zu Union St. Gilloise nach Brüssel. Dort gab's für den hessischen Anhang rund um das Stadion erst einmal ein Betretungsverbot. Auswärts-Spaß sieht anders aus.
Vor Ort wurden dann auch noch zusätzlich etwa 140 Fans der Frankfurter festgesetzt, was Eintracht-Justiziar Philipp Reschke dazu veranlasste, von einem "rechtsstaatlich mindestens bedenklichen" Vorgehen der Brüsseler Behörden zu sprechen. Fußball vereint Europa? Im Europapokal immer weniger, wie die Frankfurter spätestens seit dieser Europa-League-Saison erfahren müssen.
Auch beim FC Midtjylland gab's Frust
Selbst im beschaulichen Herning, wo die Eintracht vor wenigen Wochen beim FC Mitdjylland antrat, gab es Unmut beim hessischen Anhang. Das Stadion der Dänen war nicht ausverkauft, Tickets bekamen deutsche Staatsangehörige, sprich Eintracht-Fans, trotzdem nicht. Eine Maßnahme, die vor Ort für Frust sorgte - die aber gar nicht viel mit den Frankfurtern zu tun hatte.
Denn zwei Jahre zuvor hatte Feyenoord Rotterdam in dem etwas verschlafenen 50.000-Einwohner-Örtchen für Chaos gesorgt. Mehrere hunderte Anhänger stürmten damals während der Europapokal-Partie Teile des Stadions und attackierten dänische Fans. Es waren Bilder, die beim FC Midtjylland noch zwei Jahre später präsent waren. So etwas sollte sich nie mehr wiederholen. Deswegen griff der FCM zur harschen Ticket-Entscheidung gegen die Eintracht-Fans. Rotterdam ist schuld, Frankfurt muss es ausbaden. Es passt ins Bild der vergangenen Jahre.
In Lyon wird's nicht besser
Auch in Lyon, wo die Hessen an diesem Donnerstag (ab 21 Uhr im hr-iNFO-Audiostream) bei Olympique antreten, wird die Reise alles andere als eine Vergnügungsfahrt. Die Eintracht rät - das ist fast schon zur unschönen Regel geworden - Fans ohne Tickets dringend davon ab, in die französische Stadt zu reisen. Anhänger, die eine Eintrittskarte haben, müssen diese an einem Treffpunkt am Stadtrand abholen. Von dort werden sie dann gemeinsam ins Stadion kutschiert. Eine individuelle Anreise ist nicht möglich.
Um die Europa-Reise noch unangenehmer zu machen, ist es zudem - ähnlich wie im Februar in Brüssel - verboten, sich am Spieltag in der Nähe des Stadions (sprich in den Stadtteilen Décines und Meyzieu) erkennbar als Eintracht-Anhänger aufzuhalten. Zudem empfiehlt der hessische Bundesligist, die zentralen Stadtteile Vieux Lyon und Presqu‘ile zu meiden. Sprich genau dort, wo Lyon am schönsten ist und am meisten zu bieten hat. Fußball-Auswärts-Herz, was will man weniger?
Wie viel Europa steckt noch im Europapokal?
So stellt sich schon ein wenig die Frage, wie viel Europa bei solch vielen Verordnungen und Schikanen noch im Europapokal steckt. Richtige Fan-Reisen gibt es selten, ausgelassenes Beisammen-Sein noch viel weniger. Es muss freilich nicht jede Fahrt wie Barcelona sein, ein bisschen mehr als nur das Stadion zu sehen, sollte es aber schon noch sein. In Lyon ist aber erst einmal wieder Schikane angesagt. Für die Eintracht-Fans ist das mittlerweile nichts Neues mehr.