Der Eintracht fehlt noch das Feintuning
Die Partien gegen Schalke und nun in Freiburg zeigen: Eintracht Frankfurt ist noch weit entfernt von der Form im Herbst. Die Analyse zum Remis beim Sport-Club in fünf Punkten.
Eintracht Frankfurt hat am Mittwoch im letzten Spiel der Bundesliga-Hinrunde beim SC Freiburg 1:1 (1:0) gespielt. In einer umkämpften Partie traf erst Randal Kolo Muani zur Eintracht-Führung (42. Minute), Matthias Ginter sorgte per Kopf im zweiten Abschnitt für den verdienten Ausgleich (47.).
1. Eine erste Halbzeit, in der alles fehlte ...
Nach dem Sieg gegen Schalke war klar und unübersehbar, dass die Hessen noch nicht so ganz im Kalenderjahr 2023 angekommen sind. Spannend war daher die Frage, wie die Eintracht gegen den direkten Konkurrenten aus Freiburg zurecht kommen würde. Und die ersten 40 Minuten beantworteten diese Frage relativ deutlich: gar nicht.
Die Eintracht spielte Fehlpass über Fehlpass, war im Mittelfeld kaum präsent, verzettelte sich in beinahe jeder Offensivaktion und wackelte in der eigenen Defensive mehr als nur einmal bedenklich. Das Gute bis dahin jedoch: Ein Gegentreffer resultierte aus diesen Unzulänglichkeiten nicht. Die Freiburger verpassten es, die Eintracht für das fehlerhafte Spiel zu bestrafen. "In unserem Spiel nach vorne waren heute zu viele Ungenauigkeiten", bemängelte Oliver Glasner hinterher auch zurecht.
2. ... bis auf Randal Kolo Muani
Und trotzdem stand es zur Halbzeit 1:0. Und zwar für die Eintracht. Wie das passieren konnte, war für viele Beobachter ein Rätsel. Die Lösung eben dieses Rätsels trug aber einen Namen: Randal Kolo Muani. Den einzig wirklich sauber vorgetragenen Angriff der Hessen im ersten Abschnitt vollendete der Vize-Weltmeister staubtrocken zur Frankfurter Führung.
"Wir gehen mit der einzig richtig schönen Aktion in Führung. Randal schließt da super ab ", befand Eintracht-Coach Glasner hinterher. Dass auch der Franzose zuvor nicht gerade auffällig agierte - geschenkt. Kolo Muani war genau zum richtigen Zeitpunkt dort, wo er sein musste. "Mit dem Tor kam ein wenig Sicherheit rein", betonte der später eingewechselte Sebastian Rode. Genau das hatte den Hessen zuvor 40 Minuten lang gefehlt.
3. Rode auf der Höhe - der Rest nicht
Dass Matthias Ginter direkt nach Wiederanpfiff zum verdienten 1:1 einköpfte, sorgte dann zwar einerseits für das am Ende mehr als gerechte Remis, zeigte andererseits aber auch in einer Szene auf, woran es den Frankfurtern fehlte im Breisgau: Kein Spieler war wirklich auf der Höhe. Ginter wurde sträflich alleine gelassen und durfte ohne Bedrängung einköpfen. Daichi Kamada, der noch halbwegs in der Nähe zum Torschützen stand, gab lediglich Geleitschutz.
Die Mängelliste ließe sich aber noch munter weiterführen. Hrvoje Smolcic brachte die Kollegen mehr als nur einmal in Bedrängnis, Mario Götze und Jesper Lindström waren kaum zu sehen und Djibril Sow unterliefen ungewöhnlich viele Fehler. Einzige Ausnahme im Mittelfeld: der eingewechselte Rode. "Mit der Einwechslung von Sebastian haben wir das Spiel in den Griff bekommen. Da war mehr Ruhe drin und wir hatten mehr Ballbesitz", lobte Glasner nach dem Spiel. Wenigstens einer erhielt also noch ein Sonderlob.
4. Glasner will noch am Feintuning arbeiten
Allzu viel Ärger ob der vielen Unzulänglichkeiten herrschte hinterher aber nicht. Eintracht-Coach Glasner erkannte selbst, dass die Frankfurter noch lange nicht da sind, wo sie spielerisch schon waren und wieder hin möchten. "Die Selbstverständlichkeit in den Abläufen fehlt uns noch ein bisschen", beschrieb der Österreicher. "Wir haben noch zu viele Missverständnisse."
Die lange Bundesliga-Pause und die zerstückelte Winter-Vorbereitung nagen noch an den Hessen. "Wenn man neun Wochen nicht zusammen ist, merkt man das", betonte Glasner. Lange soll dieser Zustand aber nicht mehr anhalten. "Das Feintuning fehlt uns noch", so der Eintracht-Coach. "Das holen wir uns aber zurück."
5. Kein erster Bayer-Jäger mehr
Durch das Schrauben am Feintuning haben die Hessen aber die Rolle als erster Bayern-Jäger in der Tabelle erst einmal verloren. Die Hessen befinden sich weiter im großen Verfolgerpulk und nun auf Rang vier - was bei den Frankfurtern nach dem Spiel in Freiburg aber niemanden wirklich interessierte.
Viel mehr überwog bei der Eintracht der Stolz über die am Mittwochabend abgeschlossene Hinrunde. "Insgesamt bin ich mit jetzt 31 Punkten sehr zufrieden", erklärte Trainer Glasner. Und Rode fügte hinzu: "Auf unsere Hinrunde können wir stolz sein." Was freilich richtig ist. Viel spannender ist aber die Frage: Was ist für die Eintracht nach dem möglichen Feintuning noch drin in dieser Saison?
Sendung: Das Erste, Sportschau, 25.01.2023, 22.50 Uhr
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