Eintracht Frankfurt siegt spektakulär Mit "Wahnsinn" in die Winterpause

Eintracht Frankfurt verabschiedet sich mit einem Knall in die Winterpause. Der Last-Minute-Sieg gegen Gladbach ist spektakulär, das Spiel zeigt aber auch die Schwächen der Hessen. Die Pause kommt zur rechten Zeit, die Eintracht kann sich sammeln und zuversichtlich ins neue Jahr gehen.

Eintracht Jubel
Jubel bei der Eintracht nach dem späten Siegtreffer gegen Gladbach Bild © Imago Images
  • Link kopiert!
Videobeitrag
Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo von Eintracht Frankfurt und rechts das Logo von Borussia Mönchengladbach
Bild © hr
Ende des Videobeitrags

Es gibt so Momente, da meint man, eines der Flugzeuge, die den nahegelegenen Flughafen anfliegen, sei aus Versehen neben dem Stadion der Frankfurter Eintracht gelandet. Die 97. Minute im Spiel der Hessen gegen Borussia Mönchengladbach am Mittwochabend war so einer. Flanke von Niels Nkounkou, in der Mitte grätscht der aufgerückte Abwehrchef Robin Koch den Ball über die Linie. Frankfurt 2, Gladbach 1, und das nach Rückstand und dem ebenfalls erst späten Ausgleich in der 92. Minute – den Jubel dürfte man noch bis Terminal 2 gehört haben.

"Das ist Wahnsinn. Es gibt kein besseres Stadion, um kurz vor Schluss den Siegtreffer zu schießen", sagte ein ausgepumpter Koch nach der Partie. Kurioserweise hat er am Boden liegend zunächst gar nicht sehen können, ob der Ball drin war. "Beim Tor habe ich mich irgendwie reingeschmissen. Ich habe das Ergebnis erst gehört, bevor ich es gesehen habe. Denn was dann hier los war, war Wahnsinn mit unseren Fans. Da ist hier das Dach weggeflogen."

"Wir haben uns schwer getan, Torchancen herauszuspielen"

Vielleicht war der Jubel auch deshalb so laut, weil sich in der regulären Spielzeit nicht eben angedeutet hatte, dass die Partie einen so spektakulären Schlussakkord nehmen würde. "Es war kein einfaches Spiel, mit dem Rückstand gegen einen sehr tiefen Block. Wir haben uns schwer getan, Torchancen herauszuspielen", legte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche nach der Partie den Finger in die Wunde.

Über fast die gesamte Spielzeit verteidigte Borussia Mönchengladbach außerordentlich diszipliniert, Eintracht Frankfurt kämpfte mit dem altbekannten Problem, gegen tiefstehende, gut organisierte Gegner oft nur bis zum Sechzehner Ideen zu haben und anschließend zu oft die falsche Entscheidung zu treffen. Flanken segelten ins Nichts, Querpässe fanden keinen Mitspieler, bis zum gegnerischen Drittel aussichtsreich vorgetragene Angriffe verpufften – "Wir haben noch viele Bereiche, in denen wir es besser machen können. Die Besetzung der Box ist sicherlich ein Thema", so Krösche.

"Wir hatten alle den Willen"

Was man den Hessen aber nicht absprechen kann, ist der Wille. Nach dem Platzverweis von Gladbachs Maximilian Wöber, der in der 88. Minute mit Gelb-Rot vom Platz flog, zeigten die Hessen endlich die Zielstrebigkeit, die man zuvor über die gesamte Spieldauer vermisst hatte. Insbesondere der eingewechselte Nkounkou tat sich hervor und zeigte mit seinen beiden Vorlagen auf Buta (90.+2) und eben Koch, welches Potential in ihm schlummert. "Er kommt immer besser rein", lobte Krösche. Koch weitete das Lob auf die gesamte Mannschaft aus: "Wir hatten alle den Willen. Wir haben bis zum Ende alles reingeschmissen."

Bei allem Spektakel: Fakt ist aber auch, dass die Eintracht einen ungeheuren Aufwand betreiben muss, um erfolgreich zu sein. Insbesondere gegen defensivstarke Gegner tun sich die Hessen zu oft zu schwer, leichter fällt es ihnen, wenn sie Teams bespielen, die selbst die Initiative übernehmen wollen. Davon gibt es in der Liga aber nicht so viele. Auch taten sich die Bankspieler in der jüngeren Vergangenheit nicht unbedingt so hervor wie gegen Gladbach, oft war ein Leistungsabfall zu erkennen. Trotz des Sieges gibt es also Baustellen. Auch deshalb kommt die Winterpause gelegen.

Gute Ausgangsposition für 2024

Denn 24 Punkte und Platz sechs bedeuten nach einer wechselhaften Hinrunde nun eine fast überraschend gute Ausgangsposition fürs neue Jahr, in dem dann ein leicht veränderter Kader am 2. Januar das Training aufnehmen wird. Donny van de Beek, den Krösche etwas umständlich als "einen Spieler, der eine höhere Wahrscheinlichkeit hat, bei uns in der Rückrunde zu spielen" bezeichnete, wird dem Team Spielintelligenz und Kreativität zufügen, was gerade gegen tiefe Gegner nützlich sein wird. Zwingend muss auch noch ein klassischer Mittelstürmer kommen, der für die von Krösche angesprochene Besetzung der Box sorgt. Auch die Innenverteidigung könnte mehr Tiefe vertragen.

Und dann? Warten auf die Eintracht nach dem Spiel in Leipzig zu Jahresbeginn die Kellerkinder aus Darmstadt, Mainz, Köln und Bochum. Ein dankbares Programm, um in die Rückrunde zu starten. Eigentlich. Aber bei der Eintracht, wie das Spiel gegen Gladbach zeigte, weiß man eben nie.

Videobeitrag
Dino Toppmöller
Dino Toppmöller Bild © hessenschau.de
Ende des Videobeitrags

Quelle: hessenschau.de