Eintracht kraftlos - und ohne Stürmer

Eintracht Frankfurt hat bei Bayer Leverkusen nach guter Anfangsphase die Grenzen aufgezeigt bekommen. Was vor allem gefehlt hat: Ein Stürmer à la Victor Boniface.

Farès Chaibi konnte als Eintracht-Stürmer zu wenig bewirken.
Farès Chaibi konnte als Eintracht-Stürmer zu wenig bewirken. Bild © Imago Images
  • Link kopiert!
Videobeitrag
Im Hintergrund sieht man ein Fussballstadion, davor links das Logo von Bayer 04 Leverkusen und rechts das Logo der Eintracht Frankfurt
Bild © hr
Ende des Videobeitrags

Eintracht Frankfurt konnte bei Bayer Leverkusen 45 Minuten passabel mithalten. Trainer Dino Toppmöller stellte am Sonntagabend fest: "Wenn du gegen Leverkusen spielst und die in der ersten Hälfte nur einmal aufs Tor schießen, dann sagt das was aus." Die Hessen griffen mutig an, wollten den Spitzenreiter ärgern. Doch ohne den gesperrten Omar Marmoush war es für die Eintracht kaum möglich, die für einen Erfolg nötige Torgefahr auszustrahlen. An der Höhe des Leverkusener Sieges gab es nichts zu rütteln, Bayer verdiente sich in Durchgang zwei das 0:3 (0:1). Die Analyse in fünf Punkten.

1. Bayer hat einen Stürmer, der der Eintracht fehlt

14 Minuten dauerte es bis zum ersten gelungenen Angriff der Leverkusener. Und es kam, wie es kommen musste. Boniface bekam den Ball zugespielt, ließ Tuta im Eins-gegen-Eins keine Chance und überlistete Torhüter Kevin Trapp. Der Nigerianer ragte aus einer starken Leverkusener Elf noch heraus, er bereitete auch die Tore von Jeremie Frimpong (51.) und Florian Wirtz (57.) vor. Da konnten die Hessen ganz vorne qualitativ mit Aushilfsangreifer Farés Chaibi nicht mithalten.

Der Algerier hatte zwar die beste Eintracht-Chance, doch diese konnte Bayer-Keeper Lukas Hradecky entschärfen. Ohne Marmoush geht nur wenig, wie auch Mario Götze feststellte: "Omar hat uns definitiv gefehlt." Sportvorstand Markus Krösche ist gefordert, diese Lücke in der kurzen Winterpause zu schließen. Trainer Toppmöller kann aktuell auf Ausfälle kaum reagieren, dadurch fehlt die Durchschlagskraft. So droht der Klub, die anspruchsvollen Ziele zu verpassen.

2. Trapp hat nicht den Sahnetag

Als Toppmöller davon sprach, dass das Duell in Leverkusen ein "Riesenbrett" sei, nahm er auch Trapp in die Pflicht, der ein "paar Unhaltbare halten" müsse. Dies gelang dem Eintracht-Schlussmann allerdings nicht - im Gegenteil. Der Nationaltorhüter sah beim Führungstreffer durch Boniface sehr unglücklich aus, der nicht sonderlich platzierte Abschluss des Sturmtanks ins lange Eck rutschte ihm unter der Hand durch.

Trapp suchte danach am Mikrofon bei DAZN keine Ausreden: "Das 0:1 geht klar auf meine Kappe, den muss ich auch an einem nicht guten Tag haben. Das tut mir leid für die Mannschaft." Für die bis zu diesem Zeitpunkt sehr diszipliniert auftretende Eintracht war dieses Tor jedoch ein Nackenschlag, von dem sie sich nicht mehr erholen konnte. Trapp, der seit Monaten mit Rückenproblemen zu kämpfen hat, erwischte nicht den von Toppmöller erhofften Sahnetag.

3. Koch-Aus schockiert und ärgert müde Eintracht

Die Eintracht wirkte nach Pflichtspiel Nummer 26 am Ende ausgelaugt. Bayer ließ nicht nur den Ball und Gegner laufen, die Leverkusener selbst blieben ebenfalls aktiv (122,28 zu 120,92 Kilometer). Coach Xabi Alonso wechselte im Vergleich zum Europa-League-Duell auf acht Positionen und sorgte so für die nötige Frische.

Frankfurt hingegen kriecht auf dem Zahnfleisch in Richtung Winterpause. Und das Verletzungspech schlägt aktuell gnadenlos zu. Diesmal erwischte es erneut Robin Koch. Ärgerlich: Er verletzte sich am Knie bei einer Rettungstat, die es nicht hätte geben müssen, wenn der Linienrichter das klare Abseits von Bayer sofort geahndet hätte. Toppmöller tobte deshalb nach der Partie. Das Comeback von Ellyes Skhiri rückte deshalb in den Hintergrund.

4. Van de Beek als Hoffnungsträger?!

Toppmöller blieb bei DAZN vor dem Anpfiff der Partie gegen Bayer zunächst noch zurückhaltend, als er auf Donny van de Beek angesprochen wurde: "Noch ist es nicht unser Spieler", sagte er über den Niederländer, den die Eintracht gerne von Manchester United ausleihen würde. Dann allerdings öffnete sich der Coach etwas: "Dass er ein herausragend guter Fußballer ist, ich glaube, das wissen alle, die sich mit Fußball ein bisschen auskennen." Der 43-Jährige will sich in dieser Personalie aber noch nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen: "Wir müssen schauen, das Ding ist ja noch nicht durch, es ist noch nicht final entschieden. Wenn er kommt, würden wir uns darauf freuen."

Noch steht die Bestätigung des Deals aus, allerdings deutet alles auf die zeitnahe Fixierung dieses Transfers hin. Vor allem mit Blick auf die Abwesenheit von Skhiri, der wochenlang beim Afrika-Cup mitwirkt, soll van de Beek helfen, die Lücke zu schließen. Der Mittelfeldspieler konnte in seinen dreieinhalb Jahren bei Manchester United und dem FC Everton zwar nicht mehr überzeugen. Bei der Eintracht hoffen sie aber, ihn wieder zu seiner Gala-Form aus Zeiten bei Ajax Amsterdam zu bringen.

5. Letzter Kraftakt gegen Mönchengladbach

Nach der Niederlage in Leverkusen ist die Eintracht auf Rang acht in der Bundesliga abgerutscht. Das Duell gegen Borussia Mönchengladbach am Mittwochabend (20.30 Uhr) wird deshalb sehr wichtig für die Hessen. Mit einem Sieg könnte die Toppmöller-Mannschaft den Anschluss an die Europapokalplätze wahren. Sind die ausgelaugt und sehr müde wirkenden Frankfurter bereit für einen letzten Kraftakt im Jahr 2023?

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, heimspiel! am Montag, 18.12.23, 23.15 Uhr

Ende der weiteren Informationen

Quelle: hessenschau.de/Christopher Michel