Eintracht in der Europa League Mit Lockerheit, Schärfe und Uzun gegen Riga
Eintracht Frankfurt ist im Flow, will auch in der Europa League "gierig bleiben" und den Underdog aus Riga besiegen. Trainer Toppmöller verteilt derweil ungewohnte Startelf-Garantien.
Eintracht Frankfurt wird am Donnerstag (18.45 Uhr/live im hr-iNFO-Audiostream) in der Europa League mit einer etwas überraschenden Personalie aufwarten, um Lettlands Topteam aus Riga beizukommen. In der Startelf nämlich, so hieß es am Mittwoch, "stehe ich". Ich, das ist Bartosz Niedzwiedzki, und bei wem es da nicht sofort klingelt, der sollte sich nicht lange grämen. Klar, der Mann ist ein Eintrachtler durch und durch, fing am Riederwald an, arbeitete sich zu den Profis hoch. Hauptberuflich aber ist er dann doch "nur" der Pressesprecher des Clubs.
Wie das alles kam? So! hr-sport-Reporter Phil Hofmeister, bekannt für findige Schlussfolgerungen, blickte aufs Podium und erkannte dort jemanden, der zuletzt kaum zum Einsatz gekommen war für den hessischen Bundesligisten. Er fragte also, nur logisch, ob dieser junge Mann womöglich in der Anfangsformation stehen werde gegen Riga. Und Dino Toppmöller, der Trainer, spontan-ulkig, schaute zur Seite und erblickte eben jenen Niedzwiedzki. Wie sieht's aus bei dir, Bartosz?
Startelfgarantie für Can Uzun
Um die überraschende Personalie fernab von Scherzen aufzulösen: Beginnen wird gegen Riga natürlich Can Uzun, rechts platziert neben Toppmöller bei der Pressekonferenz, und vom Coach wahrhaftig ausgestattet mit einer Einsatzgarantie. "Can hat richtig gute Schritte gemacht, gute Trainingseinheiten absolviert", begründete Toppmöller seine Entscheidung: "Ich habe ein gutes Gefühl, dass er bereit ist für die erste Elf."
Das Top-Talent, bald 19 Jahre alt, kam als Hype-Spieler zu den Hessen. Sprich: Nach einer herausragenden Saison in Nürnberg waren die Erwartungen hoch an den besten Profi der vergangenen Zweitligarunde. Für Furore sollte der Eintracht-Neuzugang auch im Fußball-Oberhaus sorgen, was noch nicht gelang. Lediglich auf 69 Pflichtspielminuten kam Uzun bisher, stets als Einwechselspieler.
Schon im Vorfeld des vergangenen Europa-League-Spiels der Eintracht in Istanbul (3:1-Sieg) soll die Presseabteilung aus naheliegenden Gründen darüber nachgedacht haben, den türkischen Nationalspieler zur medialen Frage-Antwort-Runde zu entsenden, verzichtete dann aber doch darauf. Zu viele kritische Fragen waren nicht ausgeschlossen.
Trainer Toppmöller wird rotieren - Namen nennt er nicht
Wie dem auch sei: Uzun präsentierte sich am Mittwoch keineswegs verärgert ob seiner bisheriger Reservistenrolle. "Ich vertraue mir, ich vertraue meinem Coach, wir haben einen gemeinsamen Plan. Es ist alles im Takt." Er freue sich schlicht auf die europäische Fußball-Nacht in einem nahezu ausverkauften Stadion, auch 900 Gästefans haben sich angekündigt. "Es gibt nichts Besseres", so Uzun. Außerdem sei es ja nicht so, dass er zwei Jahre gar kein Fußball mehr gespielt habe, "ich vertraue meinen Fähigkeiten".
An wessen Stelle Uzun starten wird, ließ Toppmöller offen, sagte stattdessen nur: "Es wird Wechsel geben." Mögliche Mannschaftsaufstellungen, siehe Textende, basieren darob eher auf fleißiger Raterei denn fundierten Kenntnissen. Wahrscheinlich ist, dass einige Stammkräfte ihre Kräfte schonen dürfen. Rasmus Kristensen oder Arthur Theate gelten in der Defensive als Kandidaten, vorne ein Vielsprinter wie Omar Marmoush.
Ohnehin bietet der Frankfurter Kader etliche Alternativen. Leute wie Igor Matanovic, Mo Dahoud, Jean-Mattéo Bahoya oder Aurèle Amenda drängen sich auf. "Wir werden eine Top-Mannschaft auf den Platz bringen", so Toppmöller.
Mit "Schärfe" gegen den Underdog aus Lettland
Das Ziel ist unabhängig vom Personal eindeutig: Ein Sieg muss her gegen den Underdog aus dem Baltikum, alles andere wäre eine Enttäuschung gegen den lettischen Fußballzwerg. Wenngleich Riga über zwei gute Stürmer sowie robuste Abwehrmänner mit durchschnittlicher Körperlänge von 1,95 Metern verfüge, "wollen wir weiter gierig sein und nach dem Spiel sieben Punkte haben", sagte Toppmöller.
Das unnötige Remis gegen Pilsen im ersten Europa-Heimspiel lässt kaum Spielraum für weitere Ausrutscher zu, will die Eintracht tatsächlich ohne Umwege ins Achtelfinale einziehen. Dafür muss sie mindestens Achter werden, aktuell ist sie Siebter. Das wohl entscheidende Erfolgsrezept gegen einen fußballerisch unterlegenen Gegner nannte Toppmöller auch: "Wir müssen Schärfe reinbringen." Und falls alles nichts mehr hilft, einfach mal Bartosz Niedzwiedzki fragen: Der sei, so heißt es aus gut informierten Quellen, nebenberuflich ein eiskalter Knipser samt Faible für Freistöße.