Europa erneut das Ziel Hopp oder Top? Eintracht Frankfurt im Teamcheck

Die Ziele sind hoch bei der Eintracht. In der Liga soll es nach Europa gehen, in Europa sind magische Nächte das Vorhaben. Doch taugt der Kader dafür? Hält der Trainer dem Druck stand? Und wie ist eigentlich die Laune des Kassenwarts? Antworten im Teamcheck.

Endlich wieder Fußball: Die Saison geht los - auch für Eintracht Frankfurt.
Endlich wieder Fußball: Die Saison geht los - auch für Eintracht Frankfurt. Bild © Imago Images
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Trainer Toppmöller trifft im Training

Dino Toppmöller
Dino Toppmöller beim Trainingsauftakt Bild © Imago Images
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Eintracht Frankfurt startet am Montag, 18. August (20.45 Uhr/live in der ARD) gegen einen schwierigen Pokalgegner in die Pflichtspiel-Saison. Die Hessen müssen ran beim Zweitligisten Eintracht Braunschweig. Dem komplizierten Auftakt folgt eine noch kompliziertere Fortsetzung. In der Bundesliga beginnt die Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller bei Borussia Dortmund (24. August), ehe das Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim wartet (31. August). Der Teamcheck von Eintracht Frankfurt:

Welche Lehren wurden aus der vergangenen Saison gezogen?

Angeblich sehr viele. Dreimal sollen sich Trainer Dino Toppmöller und Sportvorstand Markus Krösche in der Sommerpause ausgetauscht und die Stotter-Saison (trotz Platz sechs) aufgearbeitet haben. Mit Erfolg, sagen sie. Toppmöller soll manch eigenen Fehler benannt und Besserung versprochen haben. Er durfte bleiben. Doch ob den Worten auch Taten folgen? Der Härtetest gegen Valencia (2:3) lässt diesen Schluss noch nicht zu, der Spielansatz war ein ähnlicher wie vergangene Runde. Viel Klein-Klein im eigenen Sechzehner, zu wenig Geradliniges im Angriff.

Krösche kündigte zudem an, dem Team Erfahrung und Führungsqualität zuführen zu wollen. Am liebsten im Mittelfeld. Es kam Rasmus Kristensen, ein Rechtsverteidiger. Lässig, laut, lustig, ab und an auch mal trinkfreudig (siehe Beweisstück A auf dem Oberschenkel). Ansonsten aber fehlen neue Leader. Auch hier: Ob Krösches Worten bis Ende August noch Taten folgen? Ach, zwei neue Co-Trainer sind da, mit Xaver Zembrod sogar ein erfahrener. Na immerhin.

Ist der Kader für die Dreifachbelastung gewappnet?

Zumindest lässt er es vermuten. Toppmöller stehen mehr Optionen zur Verfügung als zuletzt, gerade in der Offensive ist das Aufgebot wesentlich breiter aufgestellt. Mutmaßlich wird sich der Stamm aus 15, 16 Spielern bilden. Ob sie auch für Erfolg sorgen können, hängt freilich von diversen Entwicklungen ab, von jenen als gesamtes Team, aber auch von individuellen.

Bringt etwa Niels Nkounkou endlich Konstanz rein? Spielt Ellyes Skhiri eine bessere zweite denn erste Eintracht-Saison? Findet Torwart Kevin Trapp zu alter Form zurück? Trifft Hugo Ekitiké weiterhin verlässlich? Und, und, und. Nicht zu vergessen sicherlich: Wie manövriert sich der Coach diesmal durch die unruhige Eintracht-Welt? Siehe auch folgender Punkt.

Weitere Informationen

Zu- und Abgänge der Eintracht

Zugänge: Hugo Ekitiké (Paris Saint-Germain), Robin Koch (Leeds United), Krisztian Lisztes (Ferencvarosi TC), Aurèle Amenda (BSC Young Boys), Can Uzun (1.FC Nürnberg), Jessic Ngankam (Mainz 05/Leihende), Paxten Aaronson (Arnheim/Leihende), Igor Matanovic (Karlsruher SC/Leihende), Nathaniel Brown (1. FC Nürnberg/Leihende), Marcel Wenig (Nürnberg/Leihende), Faride Alidou (1.FC Köln/Leihende), Junior Awusi (eigene Jugend), Antonio Foti (Hannover 96/Leihende), Jerome Onguene (Servette FC/Leihende), Noah Fenyö (eigene Jugend), Anas Alaoui (eigene Jugend), Oscar Höjlund (FC Kopenhagen), Rasmus Kristensen (Leeds United).

Abgänge: Sebastian Rode (Karriereende), Makoto Hasebe (Karriereende), Kristijan Jakic (FC Augsburg), Dario Gebuhr (Hansa Rostock), Sidney Raebiger (Eint. Braunschweig), Sasa Kalajdzic (Wolverhampton/Leihende), Donny van de Beek (Manchester United/Leihende), Paxten Aaronson (FC Utrecht/Leihe), Hrvoje Smolcic (Linzer ASK/Leihe), Jessic Ngankam (Hannover 96/Leihe), Antonio Foti (Borussia Dortmund U23), Elias Baum (SV Elversberg/Leihe), Nacho Ferri (KV Kortrijk/Leihe), Simon Simoni (FC Ingolstadt/Leihe), Philipp Max (Panathinaikos Athen), Willian Pacho (Paris St.Germain).

Ende der weiteren Informationen

Wie geht der Trainer mit dem Druck um?

Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann hat seinen Standpunkt klar formuliert: "Ich erwarte, dass wir an Grenzen gehen. Dann ist das Ergebnis zweitrangig." Die Mannschaft soll die Fans wieder begeistern, sie mitnehmen auf ihrem Weg. Ein Hauptadressat von Hellmanns Ansage: Dino Toppmöller. Der Trainer steht vom Start weg unter Beobachtung - von Medien, Fans, aber eben auch von Hellmann und Kollegen.

Toppmöller wird nicht nur gute Ergebnisse, sondern auch schwungvollen Fußball liefern müssen. Er weiß das, will seine zweite Chance nutzen, tritt selbstbewusster, lauter, direkter auf. Über das anstrengende USA-Trainingslager jammerte er nicht, sondern hob stets das Positive hervor. Teambuilding deluxe! Da wirkt einer deutlich weiter, erfahrener, gereifter als vergangenen Sommer. Einzig auf dem Platz war das zuletzt gegen Valencia höchstens in Nuancen zu erkennen. Und: Es gibt auch im Kader noch diverse Baustellen - ganz leicht macht es ihm Manager Krösche nicht.

Woran muss dringend gearbeitet werden?

Es gibt nicht das eine große, sondern einige kleine Themen: Mehr Stabilität in der Abwehr wäre gut, Arthur Theate könnte Abhilfe schaffen. Auch mehr Vertikalität und Tempo im Mittelfeld sind gefragt, Tiefenläufe im Angriff ohnehin gern gesehen. Dazu bessere Standards. Auch Torwart Trapp sollte sicherer agieren mit Ball auf Fuß, oder einfach nicht so oft in die Bredouille gebracht werden. Zusammengefasst: nichts Neues.

Toppmöller braucht vor allem Lösungen, um seine besten Profis möglichst oft gemeinsam auf den Platz zu schicken. Omar Marmoush zum Beispiel sollte an der Seite von Hugo Ekitiké stürmen, Vorbereitungsgewinner Igor Matanovic aber hätte auch einen Startelfplatz verdient. Im Mittelfeld wäre ein fester Platz für Hugo Larsson ratsam, wenngleich dann ein Posten für Mario Götze gesucht werden müsste. Der breite Kader bringt so seine Tücken mit.

Es ist natürlich nicht alles schlecht, die Stimmung zum Beispiel soll prima sein unter den Kickern, die Vorbereitung lief (mit Ausnahme des Valencia-Tests) ebenfalls ordentlich. Verletzte gibt es kaum. Und ganz grundsätzlich steckt eine Menge Qualität in der Mannschaft.

Wie ist eigentlich die Stimmung des Kassenwarts?

Mutmaßlich bestens, schließlich nähert sich Oliver Frankenbach der Eintracht-Rente. Der Finanzvorstand hört 2025 auf, es ist sein letzter Transfersommer. Da darf er sich auch mal freuen über Scheich-Millionen aus Katar, überwiesen von Mittelsmännern in Paris. 40 Millionen Euro plus Boni streicht die Eintracht für Willian Pacho ein. Dufte Sache, selbst wenn der Verteidiger millionenschwer ersetzt wird. Frankenbach jedenfalls kennt auch andere Zeiten.

Zumal Ende August weit hin ist, zumindest in Fußball-Finanzvorstands-Rechnungen. Genügend Zeit für einen Marmoush-Verkauf bleibt allemal. Ob's sportlich vertretbar wäre? Darüber müssen andere entscheiden. Frankenbach wird seine Einschätzung intern mitteilen - in der Regel sind es kluge.

Welcher Spieler könnte positiv überraschen?

Nene, der Kleine und Igor, der Große - Verteidiger Brown und Stürmer Matanovic dürfen sich bisher angesprochen fühlen. Aus der zweiten Liga gekommen, überzeugten sie in der Vorbereitung, sind dran an der Startelf. Ob es über Strecke für den Durchbruch in Deutschlands Eliteklasse reicht, bleibt dagegen abzuwarten. Gleiches gilt für Abwehrmann Nnamdi Collins.

Die Rolle als Shootingsstar ist ansonsten prädestiniert für Can Uzun. Der 18-Jährige strotzt vor Selbstvertrauen, hat riesige Ziele. Die Eintracht soll sein Sprungbrett zu noch größeren Clubs werden, das benennt er recht offen. Doch er muss sich steigern im Vergleich zur Testphase. Ektiké ist da schon einen Schritt weiter, hat seine Bundesliga-Tauglichkeit bewiesen. Nun muss er sie konstant abrufen.

Wie könnte die Eintracht in Braunschweig starten?

Eine mögliche Eintracht-Aufstellung am Montag in Braunschweig.
Eine mögliche Eintracht-Aufstellung am Montag in Braunschweig. Bild © hr

Wie lautet das Saisonziel - und ist es realistisch?

Neben attraktivem Fußball ist Europa erneut das Ziel. Möglich ist das, hat ja nicht erst die vergangene Saison bewiesen. Die großen Vier - Bayern, Leverkusen, Dortmund und Leipzig - sind ein gutes Stück weg. Im Europa-Kampf mit Stuttgart, Wolfsburg, Freiburg oder Hoffenheim aber muss sich die Eintracht nicht verstecken.

In den Cup-Wettbewerben wird viel auf die noch nicht festehenden Gegner und den richtigen Fokus der Mannschaft ankommen. Die bringt genügend Qualität für eine erfolgreiche Saison mit, sie muss sie nur konstant abrufen. Oder wie Boss Hellmann sagte: "Die Mannschaft ist gewachsen und jetzt müssen wir die PS auf die Straße bringen." Brumm, brumm. Vollgas, bitte!

Quelle: hessenschau.de