Eintracht reist nach Leipzig Frankfurter Gipfelstürmer schleppen sich zum letzten Kraftakt
Nach drei sieglosen Spielen in Folge will Eintracht Frankfurt im Jahres-Endspurt noch einmal alle Kräfte mobilisieren und Platz zwei festigen. Trainer Dino Toppmöller greift vor dem Duell in Leipzig in die Motivations-Trickkiste.
Richtig gekleidet, das steht fest, war Trainer Dino Toppmöller am Samstag nicht. Der Trainer von Eintracht Frankfurt erschien zur obligatorischen Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel am Sonntag (19.30 Uhr) in Leipzig tatsächlich in kurzen Hosen. Angesichts der frostigen Temperaturen eine durchaus gewagte Wahl, und auch zu seinen Ausführungen passte die sommerliche Freizeitkluft überhaupt nicht. Toppmöller begab sich bei der Beschreibung der aktuellen Situation metaphorisch nämlich in ganz kalte Gefilde.
Eintracht erklimmt einen Achttausender
Angesprochen darauf, ob den Hessen im Jahresendspurt allmählich die Puste ausgehe, holte Toppmöller erst tief Luft und dann weit aus. So eine Saison sei vergleichbar mit einer Berg-Expedition, erklärte der 44-Jährige. "Wir haben uns vorgenommen, einen Achttausender zu erklimmen. Dass das nicht leicht ist und nicht immer alles flutscht, ist klar." Die ersten Etappen habe sein Team mit Leichtigkeit bewältigt. Bei so einem Aufstieg werde aber nun mal die Kraft immer weniger, das Wetter immer schlechter und überhaupt alles etwas beschwerlicher.
"Die Leute, die oben ankommen, haben oft Eiszapfen am Bart und sind komplett abgekämpft. Für die Aussicht von ganz oben lohnt sich das aber", so Toppmöller. Seine Botschaft, die er bildhaft über Minuten hinweg ausschmückte, war und ist klar: Wer ganz nach oben will, muss auch mit Gegenwind klarkommen und Widerstände überwinden. Natürlich tut alles gerade irgendwie weh, das alles darf aber keine Ausrede sein. "Wir müssen das jetzt als Chance sehen, nicht als Pflicht." Die Eintracht muss noch einmal alle Kräfte bündeln.
Eintracht hat Rechnung mit Leipzig offen
Dass der nächste Streckenabschnitt die Hessen nach Leipzig führt, rundete Toppmöllers Bild dabei fast schon perfekt ab. Die größte Stadt in Sachsen ist zwar nicht zwingend für steile Anstiege oder tiefe Schluchten bekannt. Dass so ein Ausflug ins Zentralstadion nichts mit einem fröhlichen Freizeit-Trip zu tun hat, bekam die Eintracht aber erst vor zehn Tagen im DFB-Pokal zu spüren. Die Frankfurter Leistung bei der 0:3-Niederlage war die mit Abstand schlechteste in der gesamten Spielzeit, das Pokal-Aus liegt den Hessen immer noch schwer im Magen. "Das ist noch nicht so lange her, wir haben da noch eine gewisse Wut im Bauch", so Toppmöller.
Rachegelüste, das betonte der Eintracht-Coach, gebe es trotz dieses Pokal-Dämpfers zwar nicht. Für die Eintracht, die seit drei Spielen auf einen Sieg wartet, steht in Leipzig trotzdem jede Menge auf dem Spiel. Mit einem Sieg soll der zweite Tabellenplatz verteidigt und die kurze sportliche Talfahrt gestoppt werden. Es geht darum, mit einem guten Gefühl ins letzte Heimspiel des Jahres in der kommenden Woche gegen den 1. FSV Mainz 05 und dann in die kurzen Weihnachtsferien zu gehen. "Wir müssen den Wut-Motor anschmeißen und das in positive Energie umwandeln", so Toppmöller.
Eintracht muss sich auf eigene Stärke besinnen
Im Gegensatz zu vielen anderen Trainern riet Toppmöller seinen Spielern und den Fans deshalb auch explizit dazu, im Vorfeld der Partie noch einmal einen Blick auf die Bundesliga-Tabelle zu werfen. Die Frankfurter Gefühlswelt ist nach der Klatsche in Leipzig, dem Remis gegen Augsburg und der Niederlage in Lyon zwar etwas getrübt. Dass die Eintracht als Tabellenzweiter aktuell immer noch Bayernjäger Nummer eins ist, dürfe dabei aber nicht in Vergessenheit geraten, forderte Toppmöller. "Wir haben richtig gut gespielt, das ist an den Ergebnissen abzulesen. Und genau dieses Selbstvertrauen will ich jetzt wieder sehen."
Toppmöller schlug damit in die gleiche Kerbe wie vor ihm schon mehrfach Sportvorstand Markus Krösche und warb darum, die aktuelle Situation richtig einzuschätzen. Anders als bei Krösche adressierte Toppmöller damit aber nicht das Umfeld, sondern direkt seine Spieler. "Wenn du mal verlierst, geht direkt der Kopf an. Wir haben bislang aber eine herausragende Runde gespielt und dürfen uns die Freude nicht nehmen lassen", fasste er zusammen. "Genau das hat uns bislang stark gemacht." Alles sicher leichter gesagt als getan, im Grunde aber der richtige Ansatz. Das Negative ausblenden, auf die eigenen Stärken besinnen.
Tuta fehlt, Uzun Startelf-Kandidat
Mit welchem Personal Toppmöller die schwierige Aufgabe in Leipzig bewältigen will, verriet der Frankfurter Coach wie immer nicht. Klar ist aber zumindest, dass Tuta (Wade) ausfallen und wohl durch Rückkehrer Hugo Larsson ersetzt werden wird. Can Uzun ist genauso ein Kandidat für die Startelf wie womöglich auch Oscar Höjlund. Niels Nkounkou und Farès Chaibi werden nach schwächeren Leistungen wieder auf der Bank Platz nehmen. "Wir werden den einen oder anderen Wechsel vornehmen", stellte Toppmöller klar. Frische Kräfte sind auf dem steinigen Weg in Richtung Gipfel sicher eine gute Idee.