Europa-League-Viertelfinale in Tottenham Eintracht vor Date mit der Champions League

Eintracht Frankfurt bekommt bei Tottenham Hotspur schon mal einen Vorgeschmack auf mögliche Königsklassen-Reisen. Trainer Dino Toppmöller stapelt zwar tief, die Gier auf das Halbfinale ist aber spürbar. Personell gibt es Fragezeichen.

Dino Toppmöller von Eintracht Frankfurt in Tottenham
Eintracht-Trainer Dino Toppmöller freut sich aufs Viertelfinale gegen Tottenham. Bild © Imago Images
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Dino Toppmöller und Ellyes Skhiri bei der Pressekonferenz
Dino Toppmöller und Ellyes Skhiri bei der Pressekonferenz Bild © Imago Images
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Das neue Stadion von Tottenham Hotspur ist schon eine imposante Erscheinung. Wie so oft in England deutet im Umfeld des Milliarden-Tempels erst einmal nichts auf Fußball hin. Umrandet von zahlreichen Pubs, Barbershops und Fastfood-Läden taucht die im Volksmund "New White Hart Lane" genannte Arena plötzlich aber einfach auf. Eben schlenderte man noch durch ein normales Viertel in London und hielt die roten Doppeldecker-Busse für die imposantesten Sehenswürdigkeiten, schon ist sie da: die ganz große Fußball-Bühne.

Für Eintracht Frankfurt ist das Stadion nach dem Duell mit den Spurs in der Gruppenphase der Königsklassen-Saison 2022/23 zwar kein Neuland mehr, Eindruck hinterlässt der Mix aus Weltstadt draußen und Premier-League-Topclub drinnen aber dennoch. "Das fühlt sich hier schon nach dem höchsten Wettbewerb an, das hat Champions-League-Charakter", sagte Trainer Dino Toppmöller auf der Pressekonferenz vor dem Europa-League-Viertelfinale am Donnerstag (ab 21 Uhr im hr-iNFO-Audiostream). "Man spürt das Kribbeln."

Viele Spieler stehen vor Karriere-Highlight

Die Eintracht, die sich wie immer auf Reisen durch Europa am Mittwochabend im feinen Zwirn präsentierte, steht im Norden Londons vor einem Date mit der eigenen Zukunft. Die Spurs versprühen trotz der anhaltenden Krise in der Liga mit einem historisch schlechten 14. Tabellenplatz noch immer den Glanz europäischen Hochadels und befinden sich vor allem finanziell in Sphären, von denen die Eintracht nur träumen kann. Das sportliche Kräftemessen ist deshalb Ansporn und Herausforderung zugleich. "Für viele Spieler ist es das größte Spiel ihrer Karriere", so Toppmöller.

Doch wie geht die Eintracht eine solch große Partie an? Wichtig zuallererst: Ruhe bewahren. Trainer Toppmöller gab in den luxuriösen Katakomben am Mittwoch zwar alles, um die Favoritenrolle den Gastgebern zuzuschustern. Dass selbst ein englischer Journalist leicht verdutzt nachfragte und Toppmöller dann an die Qualität seiner eigenen Mannschaft erinnerte, zeigt aber, dass die Chance auf eine erneute Halbfinal-Teilnahme durchaus groß ist. Tottenham Hotspur ist ein prominenter Name, Angst müssen die Hessen aber keineswegs haben. "Das ist ein sehr guter Gegner, wir brauchen eine brutale Leistung. Dann ist alles möglich", fasste Ellyes Skhiri zusammen.

Eintracht braucht das Europa-League-Gesicht

Entscheidend wird zudem sein, dass die Eintracht den Rückschlag von Bremen aus den Klamotten schüttelt. Mit einer Leistung wie im Rückspiel gegen Ajax Amsterdam, in Bochum oder gegen den VfB Stuttgart ist auch in diesem Viertelfinale alles drin. Tottenham hat nach wie vor allerdings auch das Potenzial, schon im Hinspiel alles klarzumachen. "Tottenham hat einen Deluxe-Kader", so Toppmöller. Allerdings auch einen mit Deluxe-Problemen.

Womit wir beim nächsten kniffligen und womöglich ausschlaggebenden Punkt wären: Die Defensive ist die Achillesferse der von Coach Ange Postecoglou trainierten Spurs und definitiv verwundbar. 45 Gegentore in 31 Spielen sind deutlich zu viel, vor allem bei Tempo-Aktionen bekommt Tottenham regelmäßig Probleme. Heißt: Die Eintracht muss versuchen, diese vorhandenen Lücken auszunutzen. Deutlich erschwert wird diese Aufgabe allerdings dadurch, dass der Sturm der Spurs noch immer der drittgefährlichste in England ist. Mut ist wichtig, kleinste Fehler werden aber direkt bestraft. Es ist das Dilemma von Fußball auf höchstem Niveau.

Wie genau Trainer Toppmöller diese Aufgabe bewältigen will, ließ er sich wie gewohnt nicht entlocken. Daran, dass sein Team perfekt vorbereitet und extrem motiviert sei, ließ er aber keinen Zweifel aufkommen. "Die Spieler sind griffig. Wir wissen alle, was auf uns zukommt." Die Eintracht ist bereit.

Knauff fällt aus, Trapp zur Unterstützung dabei

Rein personell gibt es jedoch Dämpfer. Der weiterhin verletzte Torhüter Kevin Trapp, der schon vorher aus dem Kader gestrichen worden war, ist zwar mit nach England gereist. Mehr als eine moralische Unterstützung für seinen nominellen Vertreter Kaua Santos wird der Ex-Nationalkeeper aber nicht sein. Elye Wahi steht zwar im Kader, seine Fitness reicht aber noch lange nicht für die Startelf. Die Hoffnungen auf ein Comeback von Ansgar Knauff haben sich zudem komplett zerschlagen, der Rechtsaußen fällt aus. Wer für ihn auf der Außenbahn spielt? Auch das ist noch offen.

Da Toppmöller nach dem misslungenen Auftritt bei Werder Bremen aber durchblicken ließ, dass Mario Götze auf der Zehner-Position am besten aufgehoben sei, dürfte der Routinier wieder in die Zentrale rücken und den Platz auf rechts freimachen. Erste Option wäre dann wohl Nnamdi Collins, Rasmus Kristensen wird ohnehin für ihn in die Viererkette zurückkehren.

So startet die Eintracht gegen Tottenham.
So startet die Eintracht gegen Tottenham. Bild © hessenschau.de

Eintracht heiß aufs Halbfinale

So oder so sollte die Eintracht versuchen, das Spiel im Norden Londons zu genießen und befreit aufzuspielen. Tottenham muss gewinnen, um die Saison zu retten. Die Eintracht kann eine bislang ohnehin gelungene Spielzeit weiter aufwerten. "Die Anspannung darf nicht zu einer Verkrampfung werden", mahnte deshalb auch Toppmöller.

Die Eintracht, das war bereits am Mittwoch deutlich zu spüren, hat von ihrem Lieblings-Wettbewerb noch lange nicht genug. Wenn alles nach Plan läuft, könnte sie nächstes Jahr trotzdem ein Stockwerk höher in der Champions League spielen. Einen Vorgeschmack darauf, wie es dort so ist, bekommen die Hessen am Donnerstagabend in Tottenham.

Quelle: hessenschau.de