Youngster erneut stark Konkurrenz beflügelt Eintracht-Küken Uzun
Die Antwort auf die Frage, ob Michy Batshuayi oder Elye Wahi der optimale Partner für Hugo Ekitiké in der Offensive von Eintracht Frankfurt ist, lautete gegen Kiel Can Uzun. Der 19-Jährige wird immer besser und erhöht damit die Flexibilität merklich.
![Fotocollage: zwei Vereinslogos nebeneinander: links Eintracht Frankfurt, rechts Kiel. Im Hintergrund unscharf ein Symbolbild des Frankfurter Fußballstadions.](https://www.hessenschau.de/sport/fussball/highlight-fussball-frankfurt-100~_t-1724405342699_v-16to9__small.jpg 320w, https://www.hessenschau.de/sport/fussball/highlight-fussball-frankfurt-100~_t-1724405342699_v-16to9__medium.jpg 480w, https://www.hessenschau.de/sport/fussball/highlight-fussball-frankfurt-100~_t-1724405342699_v-16to9__medium__extended.jpg 640w, https://www.hessenschau.de/sport/fussball/highlight-fussball-frankfurt-100~_t-1724405342699_v-16to9.jpg 960w, https://www.hessenschau.de/sport/fussball/highlight-fussball-frankfurt-100~_t-1724405342699_v-16to9__retina.jpg 1920w)
Es ist exakt zwei Wochen her, da drohte der Geduldsfaden von Can Uzun allmählich zu reißen. Nachdem der 19-Jährige im Spiel gegen den VfL Wolfsburg (1:1) wieder einmal nur eingewechselt worden war, dann aber prompt den Ausgleich erzielte, jubelte er mit ausgestrecktem Zeigefinger vor dem Mund und machte so seinem Ärger Luft. Das Bild, das er produzierte, war von außen betrachtet zwar nicht ganz stimmig. Uzun erklärte im Nachgang aber, dass er eben "einfach mehr spielen" wolle. Unklare Geste, klare Botschaft: Trainer, sieh her, was ich kann.
Der hochtalentierte Youngster, der mit seinen 19 Jahren das Küken in einer ohnehin sehr jungen Mannschaft ist, musste sich in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder hintenanstellen und die Konkurrenz im Sturm mal machen lassen. Insgesamt stand Uzun in der Bundesliga und der Europa League lediglich sechs Mal in der Startelf. Für einen Spieler mit seinen Ambitionen und seinem Selbstbewusstsein deutlich zu wenig.
Dass nach dem Abgang von Omar Marmoush in Gladbach selbst Neuzugang Michy Batshuayi nach gerade einmal zwei Trainingseinheiten den Vorzug erhielt, passte ins Bild und dürfte nicht zu einer Entspannung des angespannten Uzun'schen Gemüts geführt haben. Trainer Dino Toppmöller erklärte die Nominierung Batshuayis zwar nachvollziehbar damit, dass er gegen die Fohlen unbedingt zwei Stoßstürmer für mögliche lange Bälle auf dem Feld haben wollte. So oder so hat (oder hatte?) Uzun aber einen schweren Stand. "Es geht nicht nur um Tore", betonte Toppmöller in der vergangenen Woche vielsagend.
Uzun überzeugt gegen Kiel
Nach dem souveränen 3:1-Sieg gegen Holstein Kiel am Sonntag, und damit wären wir in der Gegenwart angekommen, sieht die Welt für Uzun aber plötzlich ganz anders aus. Der türkische Nationalspieler, vor der Saison für knapp zehn Millionen Euro vom 1. FC Nürnberg verpflichtet, zeigte gegen den überforderten Aufsteiger seine mit Abstand beste Leistung im Frankfurter Trikot. Seine Klasse am Ball und seine herausragende Schusstechnik waren zwar auch in vorherigen Begegnungen immer mal aufgeblitzt. Einen starken Auftritt in mehreren Facetten des Spiels – also genau das, was Toppmöller gefordert hatte – zeigte Uzun aber erst gegen Kiel.
Der Offensiv-Allrounder startete an der Seite von Mario Götze im offensiven Mittelfeld und kurbelte von dort das Spiel immer wieder an. 56 Ballkontakte sind in 70 Minuten zwar nicht die Welt, eine Passquote von 92 Prozent kann sich auf dieser Position aber mehr als sehen lassen. Uzun ist trotz seiner Jugendlichkeit und Verspieltheit enorm ballsicher, auch unter Druck findet er Lösungen. Dass er beim 1:0 durch Hugo Larsson seine Füße im Aufbau mit im Spiel hatte, das 2:0 durch Tuta mit einer Flanke vorbereitete und das 3:0 nach einem Kieler Fehlpass selbst erzielte, spricht für ihn. Uzun war der zentrale Mann des Spiels und letztlich der Matchwinner.
Uzun hat besondere Qualitäten
Dass er dieses Mal überhaupt zum Einsatz kam, lag vor allem an seinen fußballerischen Fähigkeiten, wie Trainer Toppmöller nach Abpfiff erklärte. Sein Plan: die engmaschige Holstein-Defensive vor allem durch Pässe in die Tiefe knacken und möglichst viele Spieler in die gefährliche Zone bringen. Götze, Uzun und Sechser Larsson sollten immer wieder nachrücken und den Druck erhöhen. Larsson erzielte den Führungstreffer, Uzun sorgte für die Entscheidung. "Man kann schon sagen, dass es aufgegangen ist", so Toppmöller.
Während Batshuayi, der seine Stärken vor allem als Stoßstürmer und Vollstrecker hat, und Wahi, der von seiner Schnelligkeit und seiner Dynamik lebt, also auf der Bank saßen, nutzte Uzun seine Bewährungschance und untermauerte seine Startelf-Ambitionen. Von der Konkurrenz beflügelt. "Can hatte eine sehr gut Trainingswoche, das wollten wir berücksichtigen und belohnen", lobte Toppmöller. Erst getroffen und – zumindest im Ansatz – gemeckert, dann hart gearbeitet und erneut getroffen. Uzun scheint verstanden zu haben. Zumal sich Uzun nach dem Abpfiff diesmal deutlich zurückhaltener äußerte und die gute Arbeit von Toppmöller lobte.
Toppmöller hat die Qual der Wahl
Dass der ebenso Hochtalentierte wie Hochgelobte auch in der kommenden Woche beim Topspiel gegen den FC Bayern (Sonntag, 17.30 Uhr) erneut von Beginn an ran darf, heißt das allerdings noch lange nicht. Toppmöller betonte zwar, Batshuayi und Wahi im Training behutsam an seine Idee und die Bundesliga ranführen zu wollen. Wer am Ende aufläuft, hängt aber immer von den taktischen Überlegungen ab. Hugo Ekitiké ist gesetzt, Techniker Uzun, Knipser Batshuayi und Unruhestifter Wahi balgen sich um den Platz an seiner Seite. Gerade Wahi bringt viel Tempo mit, das in München helfen könnte.
Für die Spieler mag das eine Herausforderung und nicht immer zufriedenstellend sein, für die Eintracht ist diese Flexibilität aber ein Gewinn. Jetzt liegt es an Toppmöller, die neuen Möglichkeiten zielführend einzusetzen und mögliche Eitelkeiten gut zu moderieren.