Sportvorstand Krösche analysiert die bisherige Eintracht-Saison "Dino Toppmöller ist ein Überzeugungstäter"
Erst die Unruhe, dann der Erfolg: Die Bilanz von Eintracht Frankfurt in drei Wettbewerben sieht äußerst ansehnlich aus. Markus Krösche war nach eigenen Angaben nie nervös – auch nicht, als die Eintracht das Tor nicht traf. Jetzt zieht der Sportvorstand Bilanz.
Eintracht Frankfurt ist mit seinen Kräften am Ende. Die Spiele im DFB-Pokal bei Viktoria Köln, in der Conference League in Helsinki und die ersten 60 Minuten in der Bundesliga-Partie am Sonntag bei Werder Bremen haben gezeigt, dass die Spieler eine Pause brauchen: Mit bislang 19 Saisonspielen ist die Eintracht Rekordhalter in der Liga, müde Beine sind die Folge. Kurz vor der Länderspielpause stemmte sich das Team von Trainer Dino Toppmöller in Bremen dann aber doch noch gegen die drohende Niederlage – und erkämpfte sich ein 2:2.
Somit ist die bisherige Saison-Bilanz wettbewerbsübergreifend ziemlich ansehnlich: zehn Siege, sieben Unentschieden und zwei Niederlagen. Sportvorstand Markus Krösche zog am Montag ein entsprechend positives Resümee: "Klar haben wir am Anfang der Saison etwas gebraucht, aber das ist normal. Schon damals war zu sehen, dass es in die richtige Richtung geht. Jetzt haben wir sehr gute Ergebnisse erzielt und auch mit der Art und Weise können wir zufrieden sein, mit den vielen Toren." Die Mannschaft habe sich schneller entwickelt als erwartet.
Trotz Punkt- und Tor-Dürre: Eintracht "nicht nervös"
Die Entwicklung war sogar regelrecht rasant. Denn am Anfang herrschte noch die große Tor-Dürre. Nach dem Abgang von Topstürmer Randal Kolo Muani wusste in Frankfurt irgendwie keiner mehr, wo das Tor steht. Nur vier Treffer nach sechs Bundesliga-Spielen, das war dürftig. Doch all das machte die Eintracht-Führung "nicht nervös", wie Krösche rückblickend verriet. "Weil wir viele Dinge gesehen haben, von denen man ableiten konnte, dass es irgendwann funktioniert."
Krösche nannte Beispiele: "Wie sich Spieler schon damals auf dem Platz verhalten haben oder wie die Struktur auf dem Platz war: der Spielaufbau, die Umschaltmomente." Auch die Arbeit des Trainerteams mit der Mannschaft und die gute Stimmung sind Krösche aufgefallen. "Wenn ich sehe, dass alles in die richtige Richtung geht, es sich nur noch nicht in den Ergebnissen widerspiegelt, dann bin ich halt auch nicht nervös", erklärte Krösche.
Und am siebten Spieltag gegen Heidenheim platzte der Knoten: zwei Tore in einem Bundesliga-Spiel, das hatte es vorher noch nicht gegeben. Fortan wirbelte die Eintracht-Offensive und schoss – abgesehen vom müden 1:0-Sieg in Helsinki – immer mindestens zwei Tore pro Spiel. Oder drei gegen Dortmund, oder sechs daheim gegen Helsinki. "Die Automatismen nach vorne greifen. Die Spieler wie Marmoush, der sehr viel Torgefahr ausstrahlt, haben sich sehr gut entwickelt", so der 43 Jahre alte Sportvorstand.
Den Türstehern der Liga ging am Ende die Puste aus
Im Gegensatz zum Sturm war die Abwehr von Anfang an wie ein Bollwerk. Willian Pacho, Tuta und Robin Koch wurden zu den Türstehern der Liga, nach dem Motto: "Hier kommst Du nicht durch." Sehr zur Freude der Eintracht-Bosse: "Es hat wirklich sofort funktioniert mit Robin und Pacho. Beide haben zudem mitgeholfen, dass Tuta, der zuletzt keine so gute Rückrunde gespielt hatte, wieder sehr stabil ist", freute sich Krösche.
Koch tue der Mannschaft durch seine Führungsstärke und seine Präsenz sehr gut, Pacho sei "ein echter Abwehrspieler". Doch auch in der Abwehr schwanden ganz zum Schluss die Kräfte. In Helsinki ließ die Eintracht mehr gegnerische Torchancen zu, als Trainer Toppmöller lieb war. Aber in Helsinki fehlten mit Koch und Tuta auch zwei Stammkräfte. Wann Koch mit seiner Muskelverletzung wieder fit ist, darüber konnte Krösche am Montag keine Prognose abgeben.
Auch am Sonntag in Bremen sah die Eintracht bei den Gegentoren nicht gut aus. Grund war "beim ein oder anderen auch die Müdigkeit", so Krösche. Womit wir wieder beim Spiele-Rekordhalter der Liga wären: 19 Partien hat die Eintracht auf dem Buckel. Für den Gegner vom Sonntag, Werder Bremen, war es gerade einmal das zwölfte Saisonspiel.
Lob an Toppmöller: "Dino ist Überzeugungstäter"
Dass die runderneuerte Eintracht sich in dieser Spielzeit so schnell entwickelt hat, hat viel mit Trainer Toppmöller und seiner Linie zu tun. Toppmöller nimmt die ganze Mannschaft mit, auch die, die mal nicht spielen. Das war bei Vorgänger Oliver Glasner nicht immer so. Krösche schwärmt von Toppmöller: "Dino ist Überzeugungstäter. Wenn er von Dingen überzeugt ist, dann setzt er das um. Es geht ihm immer ums Ganze. Er reagiert auf das, was er sieht."
Das können durchaus auch mal kleine Dinge sein. Wie beim Spiel in Bremen, als Toppmöller zur Pause den gelb-rot-gefährdeten Leistungsträger Fares Chaibi rausnahm, um Schlimmeres zu verhindern. "Dieses direkte Eingreifen und Handeln kennen und schätzen die Jungs", berichtete Krösche. Toppmöller redet und macht. So nahm der Coach den zwischendurch trainingsmüden Junior Dina Ebimbe aus dem Kader, um ihn danach wieder einzubinden.
Eintracht-Pause für zahlreiche Nationalspieler
Oder im Fall von Stürmer Jessic Ngankam, der zuletzt im Kader fehlte. Der 23-Jährige arbeitet in der Länderspielpause weiter an seiner Fitness. Toppmöller soll Ngankam aber trotz der Maßnahmen das Gefühl gegeben haben, dass seine Zeit komme. Nun ist erstmal Länderspielpause, für viele Akteure ist es aber eher nur eine Eintracht-Pause, zahlreiche Frankfurter Profis sind mit ihren Nationalmannschaften unterwegs.
Für Krösche ist die Pause kein Grund, sich auszuruhen – mögliche Winter-Wechsel und die Planungen für die kommende Saison stehen an.