Frankfurt schlägt Darmstadt 98 Eintracht menschelt und zeigt dann Weltklasse
Eintracht Frankfurt erweist sich im Derby gegen Darmstadt 98 erst als großzügiger Gastgeber, zieht dann aber verdient ins DFB-Pokal-Viertelfinale ein. Mario Götze und Randal Kolo Muani beeindrucken selbst den Gegner.
Als Mario Götze nach dem 4:2-Derby-Sieg von Eintracht Frankfurt gegen den SV Darmstadt 98 am späten Dienstagabend auf Randal Kolo Muani angesprochen wurde, geriet der Weltmeister von 2014 richtig ins Schwärmen. "Er hat eine unheimliche Qualität, er gibt unserem Spiel sehr, sehr viel", lobte Götze am ARD-Mikrofon und legte sogar noch nach: "Wir genießen es mit ihm, er ist ein sensationell guter Spieler."
Kolo Muani, dem die Eintracht-Anhänger nach nur einem halben Jahr bereits einen eigenen Fan-Song gewidmet haben, hatte zuvor mit zwei Treffern und einer Vorlage maßgeblich zum Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals beigetragen und gemeinsam mit dem ebenfalls überragenden Götze eine zwischenzeitliche Schwächephase der Eintracht kaschiert. Der Erfolg gegen den Zweitliga-Tabellenführer war zwar verdient und erneut Zeugnis herausragender individueller Klasse, er stand kurzzeitig aber auf wackligen Beinen. Die Eintracht erwies sich als großzügiger, dann aber auch gnadenloser Gastgeber.
Honsak nutzt Eintracht-Fehler eiskalt aus
Wie das zusammenpasst? Nach der schön herausgespielten und vom erneut starken Aurelio Buta vorbereiten Führung durch Kolo Muani (6. Minute), ließen zunächst Rafael Borré (11.) und Götze (23.) zwei hochkarätige Chancen liegen. "Wir müssen den Sack zumachen. Auch ich muss ein Tor machen", gab Götze zu. Dann bescherte die Frankfurter Defensive den südhessischen Gästen zwei astreine Umschaltsituationen.
Zuerst leitete ein von Makoto Hasebe und Sebastian Rode verschuldeter Ballverlust im Spielaufbau den Ausgleich ein (29.), nur zwei Minuten später genügte ein langer Ball und ein verlorenes Kopfball-Duell von Evan N’Dicka, um die komplette Frankfurter Abwehrkette zu überrumpeln (31.).
Doppelter Nutznießer: Mathias Honsak, der den Spielverlauf zwischenzeitlich auf den Kopf stellte und die mutigen Lilien in Führung schoss. "Wir sind bestraft worden, weil wir zu nachlässig waren und zu leichte Fehler gemacht haben. Aber Darmstadt hat es auch gut gespielt", analysierte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche.
Eintracht schüttelt sich und schlägt zurück
Die bislang in diesem Jahr so effiziente und abgebrühte Eintracht zeigte menschliche Züge und sorgte in dem zu diesem Zeitpunkt erstaunlich sachlichen Hessenderby für unnötige Unruhe. 3:0 hätte es stehen können, vielleicht sogar müssen. Die Realität auf der Anzeigetafel sagte nach etwas mehr als einer halben Stunde aber etwas anderes aus. "Plötzlich stand es 1:2. Wir haben es uns selbst schwer gemacht", fasste Kapitän Sebastian Rode passend zusammen und fügte an: "Wir sind aber gut zurückkommen." Auch das: absolut richtig.
Angeführt von Götze, der wieder einmal als Ballverteiler und Dirigent brillierte und von seinem Trainer Oliver Glasner als "bester Spieler des Spiels" geadelt wurde, schaltete die Eintracht umgehend nach dem Rückstand wieder in den Angriffsmodus und entfaltete die in dieser Saison so besondere Wucht. Borré, der den verletzten Jesper Lindström formidabel vertrat, traf noch vor der Pause, Daichi Kamada (63.) und der bereits erwähnte Kolo Muani (90.) machten nach dem Seitenwechsel alles klar.
Alle Tore mit dem gewissen Etwas
Das Besondere an den Toren: Alle drei waren sehenswert. Alle drei unterstrichen die besonderen Fähigkeiten dieser Mannschaft: Zweikampfstärke, fußballerische Extra-Klasse und enormes Tempo.
Beispiel Nummer eins: das 2:2. Philipp Max erzwang mit energischem Anlaufen einen frühen Ballverlust, nach etwas Pingpong im Strafraum legte Götze mit dem Rücken zum Tor stehend den Ball mit nur einem Kontakt quer zu Torschütze Borré. Erst viel Einsatz, dann viel Gefühl.
Beispiel Nummer zwei: das 3:2. Nach einem Doppelpass von Borré und Götze bediente der Kolumbianer Kolo Muani, der direkt mit dem Kopf auf Kamada ablegte, der ebenfalls nicht lange fackelte und Darmstadts Schlussmann Marcel Schuhen mit seiner Direktabnahme aus knapp 18 Metern keine Chance ließ. Vier Spieler, vier Ballkontakte, keine Abwehrchance.
Beispiel Nummer drei: das 4:2. Götze ließ nach einem Ballgewinn der Frankfurter Dreierkette mit einer kurzen Körpertäuschung seinen Gegenspieler ins Leere laufen und schickte Kolo Muani mit einem Pass in die Tiefe auf Reisen. Der junge Franzose schaltete den Turbo ein und sorgte mit einem überlegte Abschluss ins lange Eck für den Endstand. Ein perfekter Konter.
Honsak staunt über die Eintracht-Offensive
Zur ganzen Wahrheit gehört zwar dazu, dass auch die stark aufspielenden Lilien weitere Torchancen und sogar einen Pfostentreffer hatten, die immense Qualität der Frankfurter Angriffsreihe machte an diesem Abend aber den Unterschied aus und auch die Wackler in der Abwehr vergessen. Mit etwas mehr Konsequenz hätten Rode nach Götze-Flanke (62.) und Buta nach Götze-Traumpass (72.) das Ergebnis sogar noch ausbauen können. "Die Qualität der Eintracht ist einfach sehr gut. Es gab Phasen, da mussten wir richtig leiden", gab Lilien-Keeper Schuhen zu.
Klar ist: Die Lilien zeigten eindrucksvoll, dass sie in der Bundesliga definitiv mithalten können. Klar ist aber auch, dass die Eintracht in der aktuellen Form einfach noch besser ist und an diesem Abend vor allem dank der Weltklasse-Auftritte von Götze und Kolo Muani als Sieger vom Platz ging. "Das sind unglaubliche Spieler und unglaubliche Namen. Wenn die einen guten Tag haben, sind sie nicht zu stoppen", fasste Doppel-Torschütze Honsak zusammen. "Genau da wollen wir auch hin."