Torwart Kaua Santos erneut im Fokus Eintrachts Ekel-Spiel an der Castroper
Gegen Bochum wird Kaua Santos den neunten Saisoneinsatz für Eintracht Frankfurt absolvieren. Die Fans feiern ihn, und Kevin Trapp leidet wohl nicht nur an Schmerzen. Am Ende geht's beim VfL aber um Wichtigeres als die Torwartfrage.

Einmal benötigte Kaua Santos am Donnerstagabend dann doch die Unterstützung seines Kameraden, fühlte er sich zu unsicher, die Dinge selbst zu regeln. Für einen kurzen Austausch mit dem Schiedsrichter, mit Irfan Peljto aus Bosnien-Herzegowina, zitierte der Torwart von Eintracht Frankfurt lieber Verteidiger Tuta herbei und flötete seinem brasilianischen Landsmann ins Ohr, was dieser dem Unparteiischen übersetzen sollte. Die sprachliche Barriere war ihm, dem 21-Jährigen aus der Nähe Rio de Janeiros, zu hoch.
Ansonsten aber übersprang Santos beim 4:1-Erfolg gegen Ajax Amsterdam, der das Weiterkommen ins Viertelfinale der Europa League sicherte, die Hürden mühelos. Er machte ein gutes Spiel, parierte die wenigen Prüfungen, hatte gerade in der Luft alles fest im Griff, beging am Boden nur kleinere Abspielfehler, und strahlte alles in allem eine innere Überzeugung aus, mit der nicht unbedingt zu rechnen war. Seine Patzer aus dem Dezember, jene im versemmelten Heimspiel gegen Mainz 05, scheinen abgehakt. Richtig und wichtig, da dem Ballfänger mit der riesigen Spannweite auch am Sonntag (15.30 Uhr) eine wesentliche Rolle zukommen wird.
Fans feiern Santos - und Trapp schaut zu
Im so wichtigen, weil unbedingt mit drei Punkten zu beendenden Bundesliga-Spiel beim VfL Bochum wird Santos erneut das Eintracht-Tor vor Einschlägen beschützen müssen. Kevin Trapp ist mit einem schmerzenden Schienbein außen vor. "Kaua hat Sicherheit ausgestrahlt", lobte der Frankfurter Sportvorstand Markus Krösche. Die Fans im Waldstadion goutierten das bei jeder noch so simplen wie gelungenen Aktion des jungen Schlussmannes mit tosendem Applaus. Da wird einer gemocht, keine Frage.
Und was bedeutet das alles für Trapp, den angeschlagenen Stammkeeper, der sich in den vergangenen Wochen und Monaten diverser Kritik ausgesetzt sah? Vorerst nichts, natürlich wünscht er seinem Stellvertreter nichts Schlechtes, dafür ist er Sportsmann genug, noch dazu soll die Saison ja bestenfalls in der Champions League münden.
Einfach aber ist die Situation für ihn nicht. "Er ist ein Spieler, der vom Ehrgeiz fast zerfressen ist. Natürlich fällt es ihm nicht leicht", sagte Trainer Dino Toppmöller am Freitag. Zumal Trapps Körper zurzeit einfach nicht so will, wie er es sich wünscht. Der Keeper habe schon die vergangenen Wochen mehrfach auf die Zähne gebissen, verriet Toppmöller, bis der Coach irgendwann entschied, eine Erholungspause sei die "vernünftigste Herangehensweise". Nach der anstehenden Bundesliga-Pause soll Trapp am 29. März gegen Stuttgart wieder das Tor hüten.

Was passiert in Zukunft auf der Torwart-Position?
In Bochum wird daher Santos bereits zum neunten Mal in dieser Runde den ehemaligen Nationaltorwart vertreten. Manch einer wünscht sich, dass daraus spätestens mit Blick auf die kommende Saison eine Dauerlösung wird. Doch das ist Zukunftsmusik, und wie man hört noch immer keine besonders wahrscheinliche. In dieser Spielzeit bleibt Trapp ganz sicher unangefochten, wird er auf jeden Fall zurückkehren unter die Latte, sobald es sein Körper zulässt. "Davon gehen wir aus", antwortete Toppmöller auf entsprechende Frage.
Für Santos bedeutet das im Umkehrschluss, die sich bietenden Chancen auf hohem Niveau zur Weiterentwicklung zu nutzen. Es sollte nicht immer spektakulär sein bei ihm, das beherrscht er. Gerade am ruhigen Torwartspiel, das Schwere auch mal einfach aussehen zu lassen, wird er weiter an sich arbeiten müssen.
Koch stabilisiert die Abwehr
Hilfreich gegen Ajax war, dass der Gegner zum einen wenig Offensivdrang zeigte und die Eintracht-Abwehr zum anderen fast alles wegverteidigte. Ersatzkapitän Robin Koch, der zurückgekehrt war nach zwei Spielen Pause, gab dem Team sichtbar Halt. Ähnliches wünscht sich Toppmöller auch fürs Gastspiel in Bochum, das aus Sicht des Trainers "auch mal wehtun wird". Doch, so Toppmöller: "Das müssen wir aushalten."
Der VfL sammelte in der Rückrunde bisher neun Punkte und bewegt sich damit auf Augenhöhe mit den Hessen. Trainerfuchs Dieter Hecking hat das Team aus dem Ruhrgebiet stabilisiert, wieder zu einem ekligen Gegner gemacht, der unlängst Borussia Dortmund und den FC Bayern übertölpelte. Die Bochumer treten wie eine andere Mannschaft auf im Vergleich zum 7:2-Hinspielsieg der Eintracht.
Die traditionell tolle Stimmung an der Castroper Straße macht die Aufgabe gewiss nicht leichter. "Es ist ein enges Stadion, ein Hexenkessel", sagte Toppmöller: "Es wird ein knackiges Fußballspiel, in dem wir Qualität, Mentalität und Intensität auf den Platz bringen müssen." Heißt auch: Es geht für die Hessen in Bochum um wesentlich Wichtigeres als die Torwartfrage.

Groß-Rotation ist unwahrscheinlich
Personell wird der Coach neben Trapp womöglich auch auf Arthur Theate verzichten müssen. Den Linksverteidiger plagen muskuläre Probleme, es bestehe aber noch Hoffnung, sagte Toppmöller. Ansonsten will der Fußballlehrer auf eine Groß-Rotation verzichten und nur punktuell die Startelf im Vergleich zum Ajax-Sieg verändern. Hinten ist Nnamdi Collins ein Kandidat, im Mittelfeld könnte Oscar Höjlund reinrutschen, im Angriff vor allem der Abschlussstürmer Michy Batshuayi. "Es geht immer auch um Frische", sagte Toppmöller.
Insofern ist es nicht einmal sicher, dass einer wie Jean-Matteo Bahoya erneut beginnen wird, obwohl er gegen Ajax sein bestes Spiel im Eintracht-Dress machte - inklusive Debüt-Treffer. Es gehe in Personalfragen stets darum, wie derjenige Profi zum Gegner und dem eigenen System passe, erklärte Toppmöller. "Und in Bochum müssen wir eine gute Struktur auf zweite Bälle finden." Alles in allem könnte es eklig werden in Bochum. Am besten aus Eintracht-Sicht: eklig und erfolgreich.
So könnte die Eintracht in Bochum spielen:
