Eine Eintracht-Niederlage, die folgenlos bleibt
Eintracht Frankfurt agiert beim FC Bayern auf Augenhöhe, ehe ein Ellenbogenschlag von Robin Koch die Partie aus dem Gleichgewicht bringt. Die Auswirkungen sind aus Sicht der Hessen aber nicht gravierend.
Bei einer Blindverkostung der Partie von Eintracht Frankfurt bei Bayern München hätte sich nicht benennen lassen, dass die Heimmannschaft in der Champions League ein Halbfinale bestreitet und in der Bundesliga an einer 100-Tore-Saison bastelt, während die andere mit zwölf Punkten Respektsabstand auf die Top fünf darum kämpft, auf europäischer Bühne überhaupt stattzufinden.
München diesmal ohne Albernheiten
Augenhöhe mit dem Rekordmeister, das ist ein Teilerfolg, den Dino Toppmöller und sein Team nach einer über weite Strecken ausgeglichenen Partie trotz einer verdienten 1:2 (1:1)-Niederlage für sich reklamieren können. Nach Harry Kanes frühem Führungstreffer musste der Eintracht kurzfristig mulmig werden, ansonsten hielten sie den Gegner weitgehend im Zaum. Um die Leistung einzuordnen, ist es allerdings wichtig herauszufinden, welcher Version des Rekordmeisters die SGE da gegenüberstand.
Es ließ sich früh feststellen, dass der FC Bayern sich Albernheiten, wie sie bei Niederlagen gegen Heidenheim, Bochum, Bremen oder beim 1:5 im Hinspiel zur Aufführung gekommen waren, diesmal verkneifen wollte. Das ist auch aus Franfurter Sicht zunächst positiv zu bewerten, weil die Eintracht das Spiel dennoch erfreulich offen gestaltete, nachdem Hugo Ekitiké mit schicker Einzelleistung (23.) den Schlüssel umdrehte. Diesen Erweckungsmoment hatte es dann allerdings schon gebraucht.
Koch zwischen Foul und Tätlichkeit
Weil sich danach trotz eines Chancenplus' der Münchner Argumente für eine Führung beider Teams finden ließen und so lange so viel möglich war, fällt es umso schwerer zu erklären, welcher Idee Robin Koch nach rund einer Stunde Spielzeit nachgegeben hatte. Der Innenverteidiger äußerte sich erst spät zu seiner Aktion im Grenzbereich von Foul und Tätlichkeit. Vorher hatten sich bereits andere in Interpretationen geübt, die Koch dann auch so bestätigte.
Allen voran Thomas Müller, den Koch ja mit dem "Ellenbogen im Mund" getroffen hatte, wie der Ober-Bayer höflich umschrieb. Eher Schlag als Wischer war das, in seinem Rücken dürfte Koch den Nationalmannschafts-Kollegen mindestens geahnt haben, so ließen zumindest die TV-Bilder vermuten. Einig waren sich trotzdem alle in der Analyse: keine Absicht. "Nie und nimmer", versicherte SGE-Torhüter Kevin Trapp. Auch Müller diagnostizierte ein Versehen: "Ich kenne ja den Kochi."
Der "Kochi" versicherte später dann auch: "Das ist keine Absicht von mir, ich sehe ihn nicht mal. Im Video sieht es ganz anders aus, als es sich auf dem Platz angefühlt hat."
Etwas weiter gingen die Meinungen darüber auseinander, was aus dieser Szene folgte. Schiedsrichter Daniel Schlager, am Samstag bei einigen Entscheidungen etwas wacklig, hatte die Szene weit abseits des Balls zunächst nicht registriert. Dass er nach Ansicht am Monitor auf Strafstoß entschied, war konsensfähig.
Toppmöller hadert mit dem Elfmeterpfiff
Dino Toppmöller meldete dennoch Gesprächsbedarf an: "Ob man den geben muss, darüber kann man sich streiten. Robin trifft ihn mit dem Ellenbogen schon ein bisschen, aber die Flanke fliegt klar ins Aus", argumentierte der Eintracht-Coach. Und auch Koch unterstrich: "Der Ball ist ganz woanders, ich versuche nur rauszugehen." Dass der Ball bei diesem Körperkontakt nicht mal eine Statistenrolle ausfüllte, verstärkte dabei nur die Argumente derer, die eine Tätlichkeit und damit zwingend einen Platzverweis für Koch erkannten.
Ohne eine tragende Säule in der Defensive wäre die Statik des Frankfurter Spiels womöglich kollabiert. So konnte sich die Eintracht am Ende einer vorzeigbaren Leistung rühmen. Einen "top Kampf" attestierte Toppmöller seinem Team. Was er nicht sagte: gegen vergleichsweise biedere Bayern, gegen die mehr möglich gewesen wäre.
Kochs Ellenbogen blieb daher der Schlüssel zu dieser Partie. Nicht Hugo Ekitiké, der seinen neuen Festvertrag bis 2029 prompt mit einem Tor beging. Nicht, dass die Eintracht den Nachweis ausreichender Leidenschaft diesmal nicht schuldig blieb.
Trapp: "Hier einen Rückstand aufzuholen ist schwierig"
Dass die Hessen nach dem zweiten Rückstand nichts Zwingendes mehr beizutragen hatten, hing wiederum eng damit zusammen, dass sie 1:2 hinten lagen, wie Trapp nachvollziehbar erläuterte: "Mit dem Elfmeter gehst du in Rückstand und musst noch mehr machen. Die Beine sind da aber eh schon schwer, weil du bei den Bayern immer viel hinterherrennen musst. Hier einen Rückstand aufzuholen, ist schwierig."
Übrig bleibt so eine knappe Niederlage beim Rekordmeister. Das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten kann dieses Spiel mit ein wenig Abstand also durchaus stärken. Die Stimmung in der Gästekabine der Münchner Arena wird spätestens beim Blick auf die Ergebnisse der Konkurrenz merklich aufgeklart sein: Nach Hoffenheim am Freitag verloren auch Freiburg und Augsburg und stehen damit Spalier für Frankfurts Weg nach Europa.