Eintracht sendet Lebenszeichen
Eintracht Frankfurt hat gegen Wolfsburg zwar wieder nicht gewonnen, immerhin mit dem Einsatz der Mannschaft konnten die Fans aber zufrieden sein. Für die Hessen gab's Applaus, für den Gegner Tennisbälle.
Eintracht Frankfurt ist gegen den VfL Wolfsburg am Sonntag zweimal in Rückstand geraten, erzielte in der Nachspielzeit aber noch das 2:2 und sicherte sich immerhin einen Punkt. Maxence Lacroix (2.) und Kevin Behrens (36.) trafen für die Gäste, Philipp Max (14.) und Omar Marmoush (90.+ 2) bewahrten die Hessen zumindest vorerst vor einer echten Krise. Das Spiel in fünf Punkten.
1. Toppmöller schmeißt die Rotations-Maschine an
Dass Trainer Dino Toppmöller nach dem blutleeren Auftritt in der Conference League unter der Woche ein Zeichen setzen musste, lag auf der Hand. Weil zudem mit dem zuletzt stets spielenden Ellyes Skhiri (angebrochene Rippe) und sein angedachter Stellvertreter Sebastian Rode (Knie) auch noch zwei zentrale Mittelfeldspieler fehlten, wirbelte der Coach die Startelf ordentlich durcheinander.
Hugo Ekitiké kam wohl wie geplant zu seinem Startelfeinsatz. Klares Zeichen: Es sollte nach vorne gehen gegen Wolfsburg. Im zentralen Mittelfeld halfen (eher notgedrungen) Donny van de Beek und Tuta aus, zudem durften Max links in der Viererkette und Junior Dina Ebimbe davor beginnen. Auf die Bank rotierten dafür Farès Chaibi, Mario Götze und Niels Nkounkou.
2. Die Mannschaft ist verunsichert
Was auch immer die Eintracht vorgehabt hatte, in der zweiten Minute setzte es den ersten Rückschlag. Nach einem Pfostenkracher von Maximilian Arnold bekam die SGE den Ball nicht aus der Gefahrenzone, eine Flanke an den langen Pfosten fand Lacroix, der zur frühen Gästeführung einnickte. Was für ein Nackenschlag für eine Mannschaft, die derzeit nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzt!
Auch während des Spiels gab es immer wieder diese Szenen, die bei den Hessen derzeit regelmäßig zu bestaunen sind: ein Pass von Kevin Trapp ins Aus, ein Abwehrspieler, der eine Kerze schlägt, ein Missverständnis im Mittelfeld. Als die Eintracht dem 1:2 hinterherlief und eine Konterchance hatte, spielte Ekitiké vielleicht etwas zu spät rechts raus auf Dina Ebimbe. Der Franzose hätte trotzdem ins Eins-gegen-Eins gehen können, trat stattdessen auf den Ball und stand sekundenlang einfach nur da. Als die Wolfsburger Hintermannschaft dann wieder sortiert war, spielte der junge Franzose den Ball zurück zu Robin Koch zum Neuaufbau (65.). Durchs Waldstadion ging nicht zum ersten Mal an diesem Nachmittag ein kollektives Raunen.
3. Antrieb für die SGE, Tennisbälle für den VfL
Die treuen Anhänger der SGE bewiesen an diesem Sonntagnachmittag viel Fingerspitzengefühl. Nach dem frühen Gegentreffer skandierte die Kurve zwar: "Wir wollen euch kämpfen sehen!" Vereinzelt waren Pfiffe zu hören. Nachdem die Hessen dann aber erneut in Rückstand geraten waren, hieß es: "Kämpfen und siegen!" Dass die Eintracht kämpfte, hatte sie zu diesem Zeitpunkt schon bewiesen. Das mussten die Fans nicht mehr fordern. Die Kurve stand hinter der Mannschaft und peitschte sie nach vorne.
Keine Liebe hatten die heimischen Fans für den VfL Wolfsburg übrig. Nachdem der Rest der Bundesliga seinen wochenlangen Tennisball-Protest gegen die DFL eingestellt hat, entschied sich der Eintracht-Anhang, mit dem Protest zu beginnen. Das Spiel musste in Halbzeit zwei für einige Minuten unterbrochen werden. "Der Protest, der zur Spielunterbrechung führte, bezog sich nicht auf den Investoren-Deal, sondern auf 50+1, also auf externen Kapitalzufluss", stellte Eintracht-Vorstand Philipp Reschke nach Schlusspfiff klar. Das entsprechende Spruchband in der Kurve: "Investorenvereine raus aus der DFL – Scheiß Wolfsburg".
4. Die Einstellung stimmt
Dass sich der Unmut der Fans auf die Niedersachsen konzentrierte, lag auch an der Einstellung der eigenen Mannschaft. Die Eintracht kann vielleicht momentan nicht die Sterne vom Himmel spielen, den Willen konnte man ihr am Sonntag aber nicht absprechen. "Man hat gesehen, dass die letzten Wochen am Selbstvertrauen genagt haben, aber die Mannschaft hat alles versucht und alles reingehauen", sagte Sportvorstand Markus Krösche treffend.
Als Beispiel sei hier einmal mehr Dina Ebimbe genannt, der die Fans zwar zur Weißglut bringen kann (siehe oben), der aber auch mehr als 90 Minuten lang unermüdlich über den Platz walzte. Dass es Marmoush war, der die Fans immer wieder mit Gesten dazu bewegte, die Mannschaft noch lauter anzufeuern, und der dann das fast schon erlösende 2:2 schoss, passte in die Symbiose zwischen Mannschaft und Fans. Das war nahe dran an dem Enthusiasmus, den man in Frankfurt in den vergangenen Jahren so oft erleben konnte.
5. Noch keine Erlösung
Das i-Tüpfelchen blieb freilich aus. Das 3:2, das tatsächlich eine Art Befreiung gewesen wäre, blieb den Hessen verwehrt. So kann sich die Eintracht zwar über ihre tolle Moral freuen, ist aber trotzdem seit sechs Bundesligaspielen sieglos.
"Ich sehe, wie Dino Toppmöller mit der Mannschaft arbeitet. Es ist eine Sache der Zeit. Das ist keine Autobahn, sondern eher Serpentinen", warb Krösche zwar erneut um Geduld. Der Geduldsfaden ist nach dem 2:2 aber immer noch angespannt. Nur weil er gegen Wolfsburg nicht gerissen ist, heißt das nicht, dass er auch die kommenden Spiele in Heidenheim, gegen Hoffenheim und in Dortmund hält.