Eintracht Frankfurt stürzt ab Und jährlich grüßt die miese Rückrunde?
Eintracht Frankfurt vergeigt nach einer starken Hinrunde mal wieder die Rückrunde. Mal wieder? Ein Blick in die Statistik verrät, ob die Hessen wirklich ein Rückrunden-Problem haben.
Es gibt Fußballvereine, die sich mit den Jahren einen Ruf aneignen, der schließlich zu einer Art Markenzeichen des Klubs wird. Bayer Vizekusen etwa, oder die Mia-san-Mia-Bayern, oder eben Eintracht Frankfurt, die Diva vom Main, die gegen die Großen gewinnt, um gegen die Kleinen zu stolpern.
Das Diva-Image scheint derzeit nicht mehr ganz so aktuell, bei den Hessen ist man ersatzweise aber fleißig dabei, sich einen Ruf zu erarbeiten, von dem man tunlichst vermeiden sollte, dass er in Fleisch und Blut des Klubs übergeht: Jener, in der Rückrunde einzubrechen und sich zunichtezumachen, was man sich in der sehr viel besseren Hinrunde aufgebaut hat.
"Das ist eine Scheiß-Phase"
"Das ist eine Scheiß-Phase", sagte Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche nach dem 0:4 bei Borussia Dortmund am Samstag. Und in der Tat: Vor der Rückrunde waren die Eintracht und der BVB noch punktgleich. Nun sind die Dortmunder Tabellenführer und erster Meisterschaftsfavorit, die Hessen haben seit acht Bundesliga-Spielen nicht mehr gewonnen und im März und April lausige vier Pünktchen gesammelt. Die Eintracht wurde vom vierten auf den neunten Platz durchgereicht.
Die "Scheiß-Phase" scheint allerdings auch eine altbekannte, wie ein Blick in die Statistik zeigt. Die Mutter aller Rückrunden-Einbrüche war die "Rückrunde der Schande" 2010/11, als die Hessen mit 26 Punkten auf Platz sieben nach Europa schielten, dann aber nach der Winterpause nur noch acht Zähler sammelten und sang- und klanglos abstiegen.
Nur viermal besser nach der Winterpause
Seither vergeigen die Hessen relativ regelmäßig die Rückrunde und berauben sich so bester Ausgangspositionen. In den zwölf folgenden Saisons schaffte es die Eintracht nur viermal, in der Rückrunde besser dazustehen als in der Hinrunde. 2013/14 (sechs Punkte mehr), 2015/16 (zwei Punkte mehr), 2019/20 (neun Punkte mehr) und zuletzt 2020/21 (sechs Punkte mehr).
Wobei sich zwei dieser vier Spielzeiten alles andere als nach Erfolg anfühlen: 2016 musste die Eintracht in die Relegation, 2021 verspielte sie nach dem Bekanntwerden von Adi Hütters Abschied sieben Punkte Vorsprung in den letzten vier Spielen und damit die Champions League. Ein Nackenschlag für den gesamten Klub, die sechs Zähler mehr in der Rückrunde dürften da relativ egal sein.
Der Europacup entschädigt
Einmal, 2018/19, sammelte man exakt dieselbe Anzahl an Punkten vor und nach der Winterpause. Siebenmal, diese Saison bereits mit eingerechnet, holten die Hessen weniger Punkte. Und brachen teils dramatisch ein: 2016/17 holte man satte 16 Punkte weniger als vor dem Winter und verpasste eine mögliche Qualifikation für den Europacup.
In der vergangenen Saison waren es in der Rückrunde zwölf Punkte weniger. Eine Diskrepanz, die am Ende niemanden störte, weil der Fokus auf dem Europapokal lag. Und das mit dem größtmöglichen Erfolg.
Krösche: "Müssen die kommenden Spiele gewinnen"
Und in der aktuellen Saison? Sind es derzeit sage und schreibe zwanzig Punkte weniger als in der Hinrunde, bei noch fünf ausstehenden Partien. "Wir müssen die kommenden Spiele gewinnen, egal wie. Und damit müssen wir am Samstag gegen Augsburg starten. Das ist ganz klar die Aufgabe des Trainerteams und der Mannschaft", sagte Krösche nach dem Spiel beim BVB.
Mehr Punkte als in der Hinrunde wird die Eintracht nicht mehr holen, so viel ist klar. Der Weg, diese Saison trotzdem noch als Erfolg verbuchen zu können, führt wohl eher über Berlin. Um überhaupt ins DFB-Pokalfinale einzuziehen, müssen die Frankfurter in der kommenden Woche aber zunächst beim VfB Stuttgart bestehen.