Start ins Trainingslager Eintracht kämpft in Österreich mit allerlei Problemen
Wenig Zeit, Kader mit Fragezeichen: Trainer Dino Toppmöller steht bei Eintracht Frankfurt schon jetzt vor großen Herausforderungen und muss beim Start ins Trainingslager auch noch Verletzte beklagen. Gute Nachrichten gibt es für die Fans.
Beim ersten Training von Eintracht Frankfurt in Windischgarsten wurde es dann doch noch harmonisch. Nachdem die Hessen im Vorfeld ihres Aufenthalts im hochsommerlichen Oberösterreich angekündigt hatten, erst einmal ohne Fans ins Trainingslager starten zu wollen und dafür reichlich Kritik kassiert hatten, ruderten sie wenige Stunden vor der ersten Einheit zurück und öffneten am Sonntagnachmittag entgegen ihrer Ankündigung doch die Tore.
Die mitgereisten Anhänger nahmen auf bereitgestellten Bierbänken Platz, ließen sich von Hotelbesitzer Horst Dilly mit Bier versorgen und sahen ihrem Team bei rund 30 Grad beim lockeren Aufgalopp zu. Als Krönung gab es nach der Einheit noch Selfies und Autogramme sowie das Versprechen, auch in der restlichen Woche mindestens einmal am Tag am Trainingsplatz erscheinen zu dürfen. "Hier lässt es sich für die Fans ganz gut aushalten", fasste Toppmöller zusammen. Problem erkannt, Problem gelöst.
Toppmöller vor Herausforderungen
Ganz so leicht wird das Meistern der sportlichen Herausforderungen jedoch nicht. Die Eintracht sucht nach zwei Testspiel-Niederlagen mit teils erschreckend schwachen Leistungen gegen zwei Regionalligisten weiterhin ihre Form und muss dabei mit allerlei Unwägbarkeiten auskommen. Die Zeit bis zum Saisonstart am 13. August im DFB-Pokal bei Lokomotive Leipzig ist denkbar knapp, das Trainingslager fällt kürzer aus als geplant, der Kader ist ein Sammelbecken der Ungewissheit. "Es ist halt so, die Zeit drängt. Wir nehmen es so, wie es ist", so Toppmöller.
Der 42-Jährige, der den Auftritt seiner Mannschaft bei der 2:3-Pleite bei der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz mit einem Tag Abstand als "sehr schwach" bezeichnete, stellte zum Beginn des Trainingslagers klar, dass es ab jetzt keine Entschuldigungen mehr gebe. Die Phase des gegenseitigen Beschnupperns ist vorbei, ab sofort sollen die Ideen des Trainers auch auf dem Platz sichtbar sein. Dabei ganz oben auf der To-Do-Liste für Windischgarsten: das Verhalten bei gegnerischem Ballbesitz und das richtige Timing beim Pressing. "Das Wichtigste ist, dass wir schnell in die Zweikämpfe kommen und Ballgewinne haben," umriss Toppmöller seinen Plan für die kommenden fünf Tage.
Koch und Tuta müssen pausieren
Ob die Eintracht dabei mit der von Toppmöller leicht favorisierten Viererkette in einem 4-3-3-System oder in der altbekannten defensiven Dreier-Ordnung agiert, sei erst einmal egal. Da mit Innenverteidiger Tuta, der beim Testspiel in Fulda eine leichte Gehirnerschütterung erlitt, und dem designierten neuen Abwehrchef Robin Koch, der an Adduktoren-Problemen leidet, gleich zwei fest eingeplante Abwehrspieler am Sonntag nur leichtes individuelles Training absolvieren konnten, muss vorerst aber ohnehin improvisiert werden. "Wir haben da eine gewisse Problematik", so Toppmöller.
Doch damit nicht genug: Denn abgesehen vom Terminstress, dem neuen taktischen Input und den Verletzten fordert auch der Kader und das Finden einer potenziellen Stammelf Toppmöllers gesamten Gehirnschmalz. Auf der einen Seite buhlt die Eintracht weiter um die Dienste von Stürmer Elye Wahi oder Linksverteidiger Niels Nkounkou, auf der anderen Seite müssen weiterhin Spieler den Verein verlassen.
Zukunft von Lindström, Borré und Sow offen
Ganz oben auf der Liste der möglichen Abgänge: Rafael Borré, Djibril Sow und Jesper Lindström. Klar ist aber auch, dass noch nichts klar ist. "Das sind unsere Spieler und ich arbeite mit denen, die hier sind. Ich habe Lust, dass alle bleiben", betonte Toppmöller. Dass es so tatsächlich kommt und niemand den Verein verlässt, ist aber nicht realistisch. Toppmöller: "Wir müssen abwarten, wie es läuft."
Heißt: Der Trainer wird aller Voraussicht nach bis zum Ende der Transferphase am 31. August nicht wissen, wie sein Kader definitiv aussieht und bis dahin ständig an Übergangslösungen feilen müssen. Die Zukunft von Sow, Lindström (mit dem Toppmöller direkt nach der Ankunft ein Vier-Augen-Gespräch auf einem Hotel-Balkon führte) und Borré liegt eher nicht in Frankfurt. Solange sie da sind, wird Toppmöller sie aber einplanen. "Es werden bei mir immer die Besten spielen."
Keine Zeit für Teambuilding
Auf die Eintracht wartet in den nächsten Tagen, die wettertechnisch und vom Trainingsumfang her deutlich ungemütlicher werden sollen, jede Menge Arbeit. Nach dem entspannten 45-minütigen Anschwitzen inklusive einer Extra-Flanken-Einheit für Rekonvaleszent Ansgar Knauff am Sonntag wird es bis zum Testspiel am Freitag (14.30 Uhr) gegen Vitesse Arnheim mindestens sieben weitere Einheiten geben.
Die üblichen und von vielen Teams gerne medienwirksame inszenierten Teambuilding-Maßnahmen wie Rafting, Wandern oder Klettern fallen dieses Jahr aus. "Dafür haben wir keine Zeit", unterstrich Toppmöller. "Der Fokus liegt auf Fußball, der Fokus liegt auf dem Sport." Die Eintracht muss Probleme lösen.