Eintracht trotzt in Köln dem Favoritensterben
Eintracht Frankfurt trotzt der Müdigkeit und zeigt gegen einen engagierten Drittligisten Viktoria Köln die nötige Moral. Während der ruhende Ball immer häufiger hilft, kann sich die zweite Reihe nicht durchgehend in den Fokus spielen. Die Analyse in fünf Punkten.
Eintracht Frankfurt hat sich schmucklos bei Viktoria Köln durchgesetzt und das Achtelfinale des DFB-Pokals erreicht. Die Treffer beim 2:0-Erfolg am Mittwoch gegen den Drittligisten erzielten Ellyes Skhiri (14.) und Ansgar Knauff (90.). Die Frankfurter sind somit weiterhin in allen drei Wettbewerben vertreten.
1. Hauge und Ngankam können Chance nicht nutzen
Eintracht-Trainer Dino Toppmöller hatte die Startelf auf fünf Positionen verändert. Im Fokus standen vor allem der zuletzt auf die Tribüne verbannte Jessic Ngankam und Jens Petter Hauge. Angesprochen auf die Leistung der beiden Offensivspieler, wurde Toppmöller diplomatisch: "Jessic hatte ein paar ordentliche Aktionen. Dass er nicht unbedingt vor Selbstvertrauen strotzt, ist klar."
Und Hauge? "Er kann besser spielen und hatte einige Ballverluste zu viel. Am Ende hat er sich gut ins Kollektiv eingefügt." Herausgeragt habe niemand, sagte Toppmöller. Um an den Stammkräften Omar Marmoush, Farés Chaibi oder Knauff vorbeikommen zu wollen, wäre eine solche Leistung aber nötig gewesen. So bleibt für Hauge und Ngankam vorerst nur ein Platz auf der Bank. Einen Pluspunkt sammelte immerhin Paxten Aaronson, der frischen Wind in die Partie brachte und einen Assist gab.
2. Standards entscheiden inzwischen die Eintracht-Spiele
Wenn Chaibi in Richtung Eckfahne schlendert, seine Arme hebt und konzentriert in den Strafraum blickt, dann droht für den Gegner Gefahr. Der Algerier tritt den Ball mit der nötigen Schärfe in den Strafraum, es brennt zumeist lichterloh im Sechzehner. Nach 14 Minuten fand einer dieser scharf getretenen Eckbälle den Kopf von Robin Koch, der verlängerte auf den am zweiten Pfosten lauernden Skhiri: Fertig war die frühe Führung.
Es ist ein Element, das der Eintracht in der Vorsaison häufig fehlte. Mit Chaibi hat Sportvorstand Markus Krösche dem Kader nicht nur spielerische Qualität hinzugefügt. Er hat auch einen Spieler gefunden, der die große Schwäche "ruhender Ball" behoben hat.
3. Auf Grahl ist Verlass
Als Diant Ramaj vor der Saison an Ajax Amsterdam verkauft wurde, entschieden sich die Verantwortlichen bewusst für Jens Grahl als Nummer zwei. Und der 35-Jährige liefert solide Arbeit ab. In Köln war er vor allem in den Minuten 31 und 32 mit zwei starken Paraden zur Stelle.
Toppmöller weiß, dass er sich auf den Stellvertreter von Kevin Trapp, den weiterhin Rückenprobleme plagen, verlassen kann. Der Coach lobte Grahl: "Jens ist ein herausragend guter Torhüter. Er kam in allen drei Wettbewerben zum Einsatz und wir haben alle drei Spiele gewonnen."
4. Im Pokal ist jetzt richtig was möglich
Als die Partie der Eintracht in Köln abgepfiffen war, schalteten die Fans allesamt um und bereiteten sich noch auf einen längeren Fußballabend vor. Im Ludwigspark des 1. FC Saarbrücken stand es zu diesem Zeitpunkt gegen den FC Bayern München noch 1:1. Verlängerung? Von wegen! Der Drittligist setzte sich mit einem Last-Minute-Treffer noch durch - und kegelte den zwölften (!) Bundesligisten aus dem Wettbewerb.
Neben der Eintracht stehen mit Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach, dem VfL Wolfsburg und dem VfB Stuttgart nur noch sechs Erstligisten im Pokal-Achtelfinale - das gab es zuletzt vor 31 Jahren in der Saison 1992/93. Acht Zweitligisten und jeweils ein Dritt- und Viertligist komplettieren das Teilnehmerfeld. Sprich: Es ist richtig was möglich für die Eintracht, die zum kleinen Favoritenkreis zählt. Der Tanz auf den drei Hochzeiten geht somit weiter für die Frankfurter.
5. Eintracht muss zum Krisenklub Union Berlin
Die Frankfurter kamen in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag erst um halb drei in der Heimat an. "Sie haben sich einen freien Tag verdient", sagte Toppmöller angesichts des straffen Programms. Der enge Terminplan, der (auch aufgrund der NFL-Spiele im Frankfurter Waldstadion) insgesamt vier Auswärtsspiele in Folge vorsieht, sei "herausfordernd für alle", wie der Trainer betonte.
Nun warte ein "extrem schwieriges Auswärtsspiel" bei Union Berlin. Die Köpenicker befinden sich in einer handfesten Krise, haben wettbewerbsübergreifend elf (!) Spiele in Serie verloren. Bislang hält der Champions-League-Teilnehmer dennoch am bisherigen Erfolgs-Trainer Urs Fischer fest. Die Eintracht wird auch in der Hauptstadt wieder den von Toppmöller hervorgehobenen "Spirit" benötigen, um einen Kontrahenten, der bislang weit unter seinen Möglichkeiten agiert, zu knacken.