Eintracht-Verteidiger in Topform Tuta träumt von der Seleção - und liefert Argumente
Viele Jahre galt Tuta bei Eintracht Frankfurt als Wackelkandidat. Mittlerweile ist der Verteidiger eine konstante Größe - und traut sich noch deutlich mehr zu.
Es ist nun wirklich nicht so, dass der brasilianische Fußball für brillante Abwehrarbeit stehen würde. Klar, es gibt sie auch in Südamerika, diese eisenharten Ballwegbolzer, die Schienbeintreter, selbst im Land der allerhöchsten Fußballkunst. Ohne sie funktioniert’s einfach nicht, in der Minderheit aber sind sie gewiss. Insofern mutet es nicht als ganz doofe Idee an, sich in jungen Jahren aufzumachen auf den Weg zum Profikicker und dabei das vergleichsweise größte Nadelöhr zu wählen, jenes als Verteidiger. Oft genug mit dem Ziel, irgendwann auch das eigene Land vertreten zu dürfen. So geschehen auch bei Lucas Silva Melo, kurz Tuta, 25 Jahre alt, angestellt bei Eintracht Frankfurt.
Natürlich, sagte er am Mittwoch während einer Medienrunde, "ist die Nationalmannschaft ein Traum für jeden Spieler", auch wenn er natürlich wisse, "dass es schwierig ist". Die Konkurrenz in der Seleção sei immens, derzeit aber fühle er, Tuta, sich "sehr nah dran". Daher: "Ich muss bereit sein." Inwiefern diese Selbsteinschätzung zutrifft, ist nicht bekannt, lediglich, dass der Frankfurter Verteidiger bisher die Halbserie seines Lebens spielt. Die beste, wohlgemerkt.
Tuta spielt so gut wie nie
2019 lotste die Eintracht einen damals 19-jährigen Juniorenspieler aus São Paulo ins Hessische, verlieh ihn kurzzeitig nach Belgien, um ihn später die Bürde des David-Abraham-Nachfolgers aufzulegen. Tuta versuchte, in die großen Capitano-Fußstapfen zu treten, wurde 2022 umjubelter Europa-League-Sieger, immer wieder aber verhaspelte er sich. Bei allen Fähigkeiten, gerade fußballerisch, schlichen sich über die Jahre konstant individuelle Patzer ein. Oder anders formuliert: Tuta fehlte eben jene Konstanz. Bis jetzt.
In der aktuellen Runde überzeugt er mit quasi fehlerlosen Auftritten. 15 wettbewerbsübergreifende Einsätze, ein Tor, eine Vorlage, dazu die zweitmeisten gewonnenen Zweikämpfe innerhalb der Mannschaft (nur Omar Marmoush gewinnt mehr Duelle), einmal trug er sogar die Kapitänsbinde. Ist dieser Tuta etwa der beste Tuta jemals, wollten die Reporter am Mittwoch von, na klar, Tuta wissen. Die Antwort: "Bis jetzt, ja." Wenn es beim gesamten Team funktioniere, sei es auch für jeden einzelnen Spieler einfacher. "Ich fühle mich sehr gut und will einfach so weitermachen." In der Vergangenheit habe er manchmal seinen Fokus verloren, aktuell passiere ihm das nicht mehr.
Eintracht peilt Vertragsverlängerung an
Es ist also längst keine Frage mehr, ob Tuta spielt, sondern nur noch wo. Als rechtes Glied einer Dreierabwehr, als Innenverteidiger einer Viererreihe, als Sechser. Egal sei ihm das, floskelte Tuta in die Aufnahmegeräte. Hauptsache er stehe auf dem Rasen und helfe dem Team. Die Ziele sind riesig für die aktuelle Runde, denn "wir alle fühlen den besonderen Geist" innerhalb des Teams. Daher sei einiges möglich. Er habe ein ähnliches Gefühl wie beim Europa-League-Titel 2022, "wir haben eine große Chance und wollen ins Finale".
Geht es nach der Eintracht, soll der Vater eines Sohnes seine Träume auch über den Sommer 2026 hinaus in Frankfurt verwirklichen. Bis dahin hat Tuta aktuell Vertrag, die Hessen würden diesen gerne verlängern. "Wir sind sehr happy mit seiner Entwicklung", sagte Sportvorstand Markus Krösche unlängst, "und würden uns freuen, wenn er länger bei uns bleibt."
Tuta verspürt "große Liebe" für die Eintracht
Auch Tuta zeigt sich von derlei Plänen durchaus angetan, er verspüre "eine große Liebe für den Verein". Festlegen aber wollte er sich lieber nicht lassen. Er wolle nicht zu viel darüber nachdenken und sich lieber aufs Sportliche konzentrieren. Ganz grundsätzlich sei es jedoch sein Ziel, unabhängig vom Arbeitgeber, stets international zu spielen.
Ein Kriterium, das die Eintracht seit Jahren erfüllt und, Stand November 2024, auch künftig erfüllen würde. Und wer weiß, vielleicht klopft dann ja wirklich irgendwann die Seleção an. Zur Wahrheit gehört aber auch: Dort verteidigten zuletzt Marquinhos (Paris Saint-Germain) und Gabriel (FC Arsenal), zwei weltweit anerkannte Fachkräfte ibn Sachen Abwehrarbeit, vor allem weitaus mehr als reine Ballwegbolzer und Schienbeintreter.