Reschke kritisiert Sicherheitsbehörden Eintracht wehrt sich juristisch gegen Fan-Ausschluss

Dass Eintracht Frankfurt ohne Fans bei der SSC Neapel antreten wird, ist offiziell und nicht mehr zu verhindern. Die Hessen richten sich auf einen langen Rechtsstreit ein und appellieren daran, geplante "Lustreisen" nach Italien dringend zu stornieren.

Eintracht-Fans im Spiel gegen Neapel
Fans von Eintracht Frankfurt beim Hinspiel gegen Neapel. Bild © Imago Images
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Es ist Gewissheit: Eintracht Frankfurt wird das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League bei der SSC Neapel vor einer leeren Gästekurve austragen. Der entsprechende Erlass der italienischen Sicherheitsbehörden flatterte am Donnerstag in der Frankfurter Geschäftsstelle ein, die Sache ist damit klar. "Es steht drin, was wir schon wussten", sagte Vorstand Philipp Reschke im Gespräch mit dem hr-sport. "Neapel ist es nicht erlaubt, Karten an Personen mit deutschem Wohnsitz zu verkaufen." Heißt: Eintracht-Fans dürfen das Stadio Diego Armando Stadion am Mittwoch nicht betreten. So etwas gab es in dieser Form noch nie.

Reschke kritisiert italienische Sicherheitsbehörden

Begründet wird dieser drastische und im europäischen Fußball einmalige Schritt mit der angeblich nicht zu stemmenden Sicherheitslage vor Ort. Die Präfektur Neapel schätzt die Gefahr für Frankfurter Fans als zu groß ein und sperrt sie deshalb vorsorglich aus. Ein Unding, wie auch Reschke betonte. "Wir konnten uns seit dem Tag, als Hamit Altintop die Loskugel aufgeschraubt hat, auf diese Situation vorbereiten. Die neapolitanischen Sicherheitsbehörden hatten vier Monate Zeit, das zu organisieren", fasste der Jurist zusammen: "Das ist ihnen aber nicht gelungen." Die Leidtragenden sind jetzt die Frankfurter Fans.

Natürlich sollte nicht verschwiegen werden, dass es beim Hinspiel in Frankfurt Schlägereien auf offener Straße, Angriffe von Eintracht-Anhängern auf italienische Kleinbusse und jede Menge Festnahmen gab. Der Verweis der italienischen Behörden auf diese Ereignisse liefere laut Reschke jedoch nicht die Berechtigung einer solch drastischen Maßnahme. "Jeder wusste von der besonderen Lage, jeder konnte sich vorbereiten", so Reschke. Die Eintracht zeigt sich zu Recht schockiert und verständnislos. Eine Chance, das Verbot zu kippen, hat sie aber nicht.

Eintracht wehrt sich juristisch

Reschke betonte zwar, dass die Club-Anwälte bereits seit einigen Tagen an einer einstweiligen Verfügung arbeiten und diese nun konkretisiert und auf den Weg gebracht werden soll. Eine kurzfristige Änderung der bestehenden Tatsachen werde es aber nicht geben. "Wir können uns keine Hoffnung machen, in der Kürze der Zeit noch einen Erfolg zu erzielen." Heißt: Die Eintracht wird gegen den Fan-Ausschluss klagen und sich dann in einen langen Rechtsstreit begeben. "Das kann zwei bis drei Jahre dauern, wir kennen das aus Marseille", so Reschke.

Auf was er ansprach: Nach dem im September 2018 ausgesprochenen Stadt-Betretungsverbot in Marseille für Fans von Eintracht Frankfurt hatte es drei Jahre und drei Monate gedauert, ehe ein Berufungsgericht diese Entscheidung der zuständigen Polizeipräfektur für rechtswidrig erklärte. "Wir richten uns auf einen langes und mühsames Verwaltungsverfahren ein", so Reschke.

Eintracht rät von Reise nach Neapel ab

Bliebe die Frage nach der Möglichkeit, auch ohne Ticket nach Neapel zu reisen, um der Mannschaft zumindest in der Stadt nahe zu sein. Dies sei aktuell, da noch kein Stadtbetretungsverbot ausgesprochen wurde, zwar noch erlaubt, so Reschke. Die Eintracht rät allen Fans, die mit diesem Gedanken spielen, aber dringend davon ab, auf eigene Faust nach Neapel zu reisen.

"Es wird dort eine Atmosphäre herrschen, in der gezielt Ausschau nach Frankfurt-Fans gehalten wird", so Reschke. "Unser Tipp ist deshalb, von Lustreisen abzusehen." Ein verständlicher, für den Fußball aber auch trauriger Appell.

Quelle: hessenschau.de/Mark Weidenfeller, Philipp Hofmeister