Nach Krisentreffen soll Trainer-Aus besiegelt sein Folgt auf Oliver Glasner jetzt Dino Toppmöller?
Nach dem Europapokal-Sieg flogen Oliver Glasner die Herzen zu. Doch aus Überflieger Glasner ist Glasner, der Angreifbare, geworden. Das Aus im Sommer scheint besiegelt. Und ein möglicher Nachfolger steht schon bereit: Dino Toppmöller.
Oliver Glasner ist ein ehrlicher und offener Mensch. Durch seine lockere Art hat er Fans und Spieler lange für sich eingenommen. Kaum ein Eintracht-Trainer, der die Journalisten so tief in seine Idee von Fußball hat blicken lassen. Auch hier war Glasner entwaffnend offen. Fast schon zu offen nach dem Geschmack des einen oder anderen bei der Eintracht. Doch Glasner hatte Erfolg. Unglaublichen Erfolg.
Das Erreichen des Champions-League-Achtelfinales in dieser Saison und natürlich der sensationelle Europa-League-Sieg vor gut einem Jahr gegen die Glasgow Rangers. Viel mehr als sich jeder Fan jemals erträumt hätte. Und die Eintracht hatte einen coolen Trainer. Nach dem Erfolg in Europa feierte Glasner mit Schlapphut am Ballermann auf Mallorca. Eine schöne Zeit.
Doch schon bald in der neuen, aktuellen Saison gab es die ersten Risse. Seit dem Sommer schwebte ein Thema über allem, welches Glasner und schließlich den ganz Verein immer und immer wieder beschäftigte: die Abwehrfrage. Nach dem Motto: Der Eintracht fehlen - nach dem Abgang von Martin Hinteregger - gestandene Abwehrspieler, um die großen Ziele zu erreichen. Und es gab den ersten großen Streit.
Nach dem Hertha-Spiel wurde es laut
Nach der 1:6-Saison-Auftaktpleite gegen Bayern München und dem schwachen 1:1 bei Hertha BSC knallte es zum ersten Mal. Zwischen Glasner und Sportvorstand Markus Krösche. Glasner wurde laut, und viele bekamen es mit. Immer wieder berichteten verschiedene Medien seitdem vom zerrütteten Verhältnis zwischen Glasner und Krösche. Vor allem, weil Glasner von Krösche - auch im Winter - nicht die geforderten Abwehrspieler bekommen habe. Doch mehrfach räumten die Beteiligten dieses Thema glaubhaft ab.
Zuletzt Ende März am Rande des Frühjahrsempfangs der Eintracht. Dort zeigte Glasner wieder seine ehrliche Seite. Nein, so Glasner, er und Krösche seien sich, was die - nicht getätigten - Abwehr-Transfers anbetreffe, absolut einig gewesen. Der eine Wunsch-Verteidiger sei schlichtweg zu teuer gewesen, beim anderen hätte der abgebende Verein einen Rückzieher gemacht. Sagte Glasner. Also kein Grund zur Aufregung.
Diese stieg bei den Verantwortlichen der Eintracht aber trotzdem. Weil Glasner zwar besagte ehrliche Aussagen tätigte, nach den Spielen in den Interviews 2023 aber immer wieder die alte Abwehr-Personal-Kritik durchblitzen ließ. Doch was die Eintracht-Bosse besonders störte: Mit Glasner gingen immer öfter die Emotionen durch. Intern in Mannschaftsbesprechungen, aber auch in der Öffentlichkeit.
Glasner: Frust-Reden ohne Linie
Das Jahr 2023 war etwas neu. Die Eintracht spielte zwar zunächst noch erfolgreich (3:0 gegen Schalke und Hertha, Unentschieden in Freiburg und bei den Bayern), aber irgendwie waren in der langen Winterpause die Souveränität und das Offensiv-Feuerwerk flöten gegangen. Dann ging es dahin. Erstmals klar zu erkennen im Februar bei der 0:3-Niederlage in Köln. Von da an zeigte sich auch immer deutlicher, dass die Abwehr der Eintracht so nicht konkurrenzfähig ist. Und nach der 0:2-Niederlage Mitte März bei Union Berlin knallte es erstmals gewaltig.
Denn Glasner ist Perfektionist. Die zunehmenden Fehler auf dem Platz machten ihn rasend. Nach der Union-Niederlage sprach Glasner seiner Mannschaft und vor allem der Abwehr die Klasse ab: "Qualität kann man nicht trainieren." Eine klare Kritik an der Zusammenstellung der Mannschaft. Dann im April die Pressekonferenz nach der ernüchternden 1:3-Niederlage in Leverkusen. Glasner fühlte sich durch eine Frage provoziert, verpasste sich einen Maulkorb und beendete die Runde mit den Worten "Frohe Ostern".
Kann man so machen. Wirkte aber zunehmend dünnhäutig. Höhepunkt des öffentlich zur Schau gestellten Glasner-Frustes war die 1:3-Niederlage am Wochenende bei der TSG Hoffenheim. Die Rote Karte, nachdem Glasner aus Protest über eine Schiedsrichter-Entscheidung einen zweiten Ball aufs Feld geschossen hatte und die Wutrede in der PK nach dem Spiel ("Hört mir mit diesem Müll auf"). Das war zu viel für Eintracht-Boss Axel Hellmann.
Glasner-Aus scheint nach Krisen-Treffen am Montag besiegelt
Hellmann kritisierte die Wut-Rede von Glasner in der Bild-Zeitung scharf: "Ich empfehle allen, sich sehr stark darauf zu konzentrieren, dass wir die letzten drei Bundesliga-Spiele sehr ernst nehmen. (...) Wir haben am 3. Juni das Pokalfinale. Das ist unsere Verantwortung als Verantwortliche, dass wir den Klub mit größtmöglicher Stärke aufstellen - dazu haben die Aussagen (von Glasner; d. Red.) sicherlich keinen Beitrag geleistet". Rumms. Die Kritik an Glasner häuft sich auch intern.
Man vermisste schon seit langem bei Glasner einen Plan B auf dem Platz. Zudem setze er immer auf die gleichen Spieler, die mittlerweile fast alle (Kolo Muani, Rode etc.) auf dem Zahnfleisch gingen. Ergänzungsspieler wie Faride Alidou, Ansgar Knauff oder Lucas Alario habe Glasner nicht genügend gefördert oder sogar vor den Kopf gestoßen. So soll Glasner große Teile der Mannschaft verloren haben. Zudem stelle Glasner seine Interessen voran, obwohl er in seinen Ansprachen an die Mannschaft immer wieder verkündete, dass die Belange des Vereins über allem stünden. Soweit die internen Vorwürfe.
Am Montag gab es dann ein Krisen-Gespräch zwischen Glasner und Sportvorstand Krösche. Ergebnis: Die Eintracht und Glasner werden sich nach einem Bericht der Bild nach dem Pokalfinale in Berlin trennen. Eine kurzfristige Trennung noch vor dem 3. Juni scheint damit vom Tisch zu sein – darüber war diskutiert worden. Glasner besitzt eigentlich einen Vertrag bis 2024. Die Eintracht wollte sich auf Nachfrage nicht zu dem Bericht äußern. es nicht.
Toppmöller soll im Sommer die Nachfolge von Glasner antreten
Ein möglicher Trainernachfolger steht schon bereit. Seit Wochen hat Sportvorstand Krösche nach Informationen des hr-sport bereits Kontakt zu Dino Toppmöller, der in der Saison 2002/03 ein Jahr für die Eintracht spielte und zuletzt Co-Trainer bei Bayern München war. Dem Vernehmen nach haben beide bereits über Details gesprochen.
Krösche und Toppmöller kennen sich aus gemeinsamen Leipziger Zeiten, der Eintracht-Sportvorstand schätzt den 42-Jährigen sehr. Toppmöller könnte im Sommer übernehmen. Die Eintracht wollte diesen Vorgang gegenüber dem hr-sport nicht bestätigen.