Eintracht Frankfurt Wo sind eigentlich die Detari-Millionen?

Rund um Eintracht Frankfurt sind sie längst zur Legende geworden: die sagenumwobenen Detari-Millionen. Aber wo ist das viele Geld eigentlich hin, das die Eintracht einst für Lajos Detari kassierte?

Lajos Detari
Lajos Detari nach dem Pokalsieg 1988 Bild © Imago Images

Heutzutage wäre die Summe kaum mehr als eine Randnotiz. 95 Millionen Euro hier, 60 Millionen Euro da - was sind da schon 16 Millionen Mark bzw. acht Millionen Euro? 1988 jedoch war diese Summe, die Eintracht Frankfurt für Lajos Detari kassierte, der Bundesliga-Rekordtransfer. Eine fast unerhörte Summe, ein wirtschaftliches Erdbeben, und eine Menge Geld, mit der die Eintracht klug einen Kader hätte zusammenstellen können, um in die nationale Spitze vorzustoßen. Hätte, hätte.

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Schon der Wechsel Detaris nach Frankfurt 1987 war nicht weniger als spektakulär. Für die - ebenfalls - Rekordablöse von 3,6 Millionen Mark kam Detari von Honved Budapest, die er zuvor dreimal in Folge zur ungarischen Meisterschaft geschossen hatte und dabei – als Zehner – jeweils Torschützenkönig der Liga geworden war. Entsprechend groß waren die Erwartungen. "Er soll der neue Grabowski werden", schrieb der Kicker über den Mann, dem auch Angebote aus Barcelona und Monaco vorgelegen hatten.

"Er spielt schneller, als andere denken"

Zwar lief die Hinrunde schleppend für Detari, aber nach der Winterpause drehte er auf, schoss acht Tore und zeigte teils Weltklasse-Leistungen. "Er spielt schneller, als andere denken", schwärmte das Fußball-Magazin. Als Krönung schoss er die Eintracht per Freistoß zum Pokalsieg.

Es schien ganz so, als sei Detari in Frankfurt auf dem Weg zum Weltstar. Kein Wunder, dass über das Interesse ausländischer Spitzenklubs gemunkelt wurde. Detari indes wollte davon nichts wissen. "Wie oft soll ich es eigentlich noch sagen. Ja, ich bleibe in Frankfurt und damit basta", sagte Detari der Frankfurter Neuen Presse. Einen Tag später war er weg. Für etwa 17 Millionen Mark zu Olympiakos Piräus. "So hat Detari alle geleimt", schrieb der Kicker auf der Titelseite.

"Das war ein super Geschäft für den ungarischen Verband"

Was blieb, war die Legende der Detari-Millionen. 17 Millionen Mark, von denen man bei der Eintracht nicht sonderlich viel merkte, nur ein Jahr später spielten die Hessen in der Relegation gegen den Abstieg, Stars von der Klasse eines Detari suchte man im Kader vergebens. Weswegen man sich rund um die Eintracht bis heute fragt, wo die Detari-Millionen wohl hin sind. Im Wald vergraben? Versickert in irgendwelchen dunklen Kanälen?

Mitnichten. Schon im Nachgang des Transfers stellte Präsident Klaus Gramlich klar, dass von den 17 Millionen Mark nur etwas mehr als zehn Millionen Mark an die Eintracht gingen. Der Rest ging an den ungarischen Fußballverband, wie damals bei Transfers aus den Ländern Osteuropas nicht unüblich. "Das war ein super Geschäft für den ungarischen Verband und den Sportminister, die sagten: ‚Wir möchten, dass du nach Griechenland gehst", erinnerte sich Detari einst im Interview mit 11FREUNDE.

5,65 Millionen Mark für neue Spieler

Die zehn Millionen wolle man in den Kader reinvestieren, stellte Gramlich damals in Aussicht, aber das klappte nur teilweise. Zwar gab die Eintracht 5,65 Millionen Mark für neue Spieler aus, etwa für Dieter Eckstein und Peter Hobday. Der Rest der Millionen wurde aber anderweitig benötigt. So mussten im Jahr 1988 auch drei Trainer bezahlt und Manager Wolfgang Kraus abgefunden werden.

Den immer noch ordentlichen Rest musste die Eintracht in die Eishockey-Abteilung stecken, die damals Jahr für Jahr Schulden im siebenstelligen Bereich machte. Unter dem Titel "Die Wahrheit im Fall Detari" schrieb dann auch Gramlich in einem Beitrag im Eintracht-Magazin: "Gebremst wurden mögliche Aktivitäten auf dem Transfermarkt […] durch die problematische Situation im Bereich Eishockey".

"Die Verbindlichkeiten der Eintracht stiegen auf 5,8 Millionen"

Und die wurde auch nicht besser. "Die Verbindlichkeiten der Eintracht stiegen um 3,2 auf 5,8 Millionen Mark. Ein Sorgenkind ist und bleibt die Eishockeymannschaft, die zum fünften Mal eine negative siebenstellige Summe ausweist", hieß es noch 1990 in einem Beitrag des hr Sportkalender. 1991 wurde die Eishockey-Mannschaft schließlich vom Verein abgetrennt.

Und das Geld war weg. Nicht vergraben im Wald, nicht versickert in dunklen Kanälen. Sondern benutzt als lebenserhaltende Maßnahme für eine hoch defizitäre Eishockeysparte, die der Eintracht zeitweise gar Lizenzauflagen bescherte. Und Detari? Kickte zwei Jahre in Griechenland, es folgte eine rastlose Laufbahn bei sportlich zweitrangigen Klubs quer durch Europa. Eine Weltkarriere sieht anders aus. Eine Legende ist er trotzdem.