Eintracht zieht Mut aus der doppelten Wut
Erst verliert Eintracht Frankfurt bitter und unnötig durch ein spätes Tor gegen PAOK Saloniki, dann entsteht nach dem Spiel obendrauf noch eine Rudelbildung. Beides stößt den Hessen übel auf. Daraus könnte nun aber neue Kraft entstehen.
Dino Toppmöller hatte sich erst einmal umgedreht, es war schließlich Abpfiff. Und die späte 1:2 (0:1)-Niederlage im Conference-League-Grupppenspiel bei PAOK Saloniki nervte schon genug. Da entging dem Eintracht-Trainer, dass sich in seinem Rücken weiteres Ungemach anbahnte. Denn das emotionale Spiel ging nach dem Abpfiff in eine äußerst unschöne Verlängerung. Einige obszöne Gesten, mehrere deftige Wörter, ein halbes Dutzend wütende Frankfurter Spieler und gleich drei Rote Karten später hatte sich die Szenerie zumindest auf dem Platz wieder beruhigt. Die Eintracht hatte dadurch aber gleich zwei unschöne Szenen zu verdauen.
Zu allererst hatten die Hessen in Thessaloniki aber natürlich eine Partie verloren, die sie niemals hätten verlieren dürfen. Die Toppmöller-Elf lieferte im PAOK-Stadion einen ansprechenden Auftritt ab, kam nach dem ersten Gegentor durch einen Freistoß von Andrija Zivkovic (28. Minute) im zweiten Abschnitt durch Omar Marmoush (68.) wieder zurück und kontrollierte weite Strecken der Partie. Umso bitterer, dass sich die Frankfurter in der Nachspielzeit dann erneut per Freistoß den 1:2-Endstand durch Konstantinos Koulierakis einfingen.
Billard-Tor entscheidet das Spiel
"Wir haben fast gar nichts zugelassen, bis auf die zwei Standard-Situationen, die wir schlecht verteidigen", betonte auch Toppmöller nach der Partie. In der Defensive stand die Eintracht in der Begegnung wie sonst auch gewohnt gut, von PAOK kam aus dem Spiel heraus wenig. "Es ist bitter, dass man dann durch so ein Billard-Tor hier verliert", so Toppmöller. Womit Frust-Faktor Nummer eins schon beschrieben wäre.
Dass bei der Eintracht außerdem in der Offensive weiterhin vieles Stückwerk ist, war auch am späten Donnerstagabend mehr als deutlich zu sehen, war hinterher aber fast eine Randnotiz. Zwar gelang den Hessen nach zwei torlosen Partien endlich mal wieder ein eigener Treffer, dennoch kommt für den Aufwand, den die Frankfurter im Spiel nach vorne leisten, weiterhin viel zu wenig Ertrag heraus.
Krösche: "Müssen an der Zielstrebigkeit arbeiten"
"Nach vorne hatten wir viele Aktionen, wir müssen weiter dran arbeiten, dass wir aus diesen Situationen mehr Kapital schlagen", befand auch Toppmöller. Sportvorstand Markus Krösche ergänzte: "Wir müssen an der Zielstrebigkeit arbeiten." Es war bezeichnend, dass das einzige Frankfurter Tor nach einem schweren Schnitzer der PAOK-Defensive entstand. Auch wenn die Niederlage durch besagtes "Billard-Tor" bitter war, muss festgehalten werden: Mit deutlich mehr von eben beschriebener Zielstrebigkeit hätte die Eintracht gar nicht erst in dieser Situation sein müssen.
So oder so hätten sich die Hessen mit Abpfiff also schon über genug ärgern können. So richtig Wut kam aber erst mit dem unwürdigen Schlussakkord auf. Nicht nur, dass Kevin Trapp aus nicht wirklich verständlichen Gründen die Rote Karte sah ("Skandal"), es war vor allem das Verhalten der PAOK-Bank, das die Frankfurter verärgerte. "Die Provokationen gingen von PAOK aus", fasste es Keeper Trapp zusammen.
Die Wut soll in positive Energie umgewandelt werden
Deftige Worte sollen gefallen sein, auch obszöne Gesten in Richtung Eintracht-Profis fehlten wohl nicht. Etwas, das sich die Eintracht auf dem Platz nicht gefallen lassen wollte. Gleich mehrere Spieler der Hessen waren involviert und kaum zur Ruhe zu bringen. Kurzum: Die Wut war da nach Schlusspfiff. Und nun soll genau diese Wut umgewandelt werden.
Denn so schmerzhaft diese Niederlage mit all ihren Begleitumständen nach Abpfiff auch war, sie könnte bei den Frankfurtern auch etwas auslösen. "Wir wollen die Wut in positive Energie umwandeln", bekräftigte auch Trainer Toppmöller. So ein bitteres Ergebnis mit so einem hitzigen Ende kann ein Team, besonders, wenn es wie die Eintracht gerade viele neue und junge Spieler in ihren Reihen hat, auch zusammenschweißen.
Spürt die doppelte Wut schon Heidenheim?
Toppmöller kündigte daher auch direkt nach Abpfiff bereits an, dass sich PAOK auf einen heißen Tanz im Waldstadion gefasst machen darf. Aber vielleicht bekommt die doppelte Wut der Hessen am Sonntag ja auch schon Heidenheim in der Bundesliga zu spüren. Dann wäre diese bittere Niederlage in der Sommernacht von Thessaloniki definitiv für etwas gut gewesen.