Eintracht Frankfurts neue Offensivpower Aus der Not einen Stürmer machen
Lange war der Sturm das Problem der Frankfurter Eintracht. Dann aber kam Omar Marmoush einer Forderung seines Trainers Dino Toppmöller erstaunlich schnell nach.
Gerade sechs Wochen ist es her, dass Eintracht-Coach Dino Toppmöller vor der Presse stand und fast schon verzweifelt wirkte. "Unser Aufwand wird nicht belohnt, der letzte Punch fehlt im Moment", sagte er beispielsweise. Oder: "Tore sind nun mal das Salz in der Suppe. Das ist für alle unbefriedigend." Oder: "Wir müssen es jetzt halt erzwingen". Und schließlich: "Entweder muss sich jetzt einer entwickeln. Oder wir wechseln uns selbst ein."
Eine ordentliche Portion Galgenhumor war das nach dem biederen 0:0 gegen den SC Freiburg, angesichts von nur vier Toren nach fünf Spieltagen. Toppmöllers Sturm bestand aus einem verletzten Lucas Alario, einem jungen Jessic Ngankam und dem eher als Lindström-Ersatz geholten Omar Marmoush. Ein echter Mittelstürmer stand nach dem Abgang von Randal Kolo Muani nicht zur Verfügung. "Uns fehlt der Go-to-Guy", so Toppmöller damals.
"Omar hat das Toreschießen jetzt ein bisschen entdeckt"
Sechs Wochen und satte 20 Tore in acht Pflichtspielen später sieht die Sache plötzlich ganz anders aus. Dank Omar Marmoush, der Toppmöllers Wunsch nach Entwicklung erstaunlich schnell nachkam. "Omar ist ein sehr guter Spieler, der das Toreschießen jetzt ein bisschen entdeckt hat", sagte Toppmöller nach dem 3:0 der Hessen beim 1. FC Union Berlin, bei dem Marmoush innerhalb der ersten 14 Minuten auf 2:0 stellte.
Tatsächlich scheint das Mittelstürmer-Problem der Hessen zumindest bis zum Winter überbrückbar. Dank Marmoushs neuentdeckter Qualität in vorderster Front. In Wolfsburg und auch auf seinen Leihstationen Stuttgart und St. Pauli spielte Marmoush oft eher hängend oder auf den Außen, in Ermangelung von Alternativen bildet er in Frankfurt nun den Stoßstürmer. Und das mit Erfolg. Zehn Pflichtspieltore stehen für Marmoush schon zu Buche, sechs davon in der Liga. Zum Vergleich: Für den VfL Wolfsburg schoss er in 33 Spielen in der Vorsaison ganze fünf Tore.
"Mir gefällt es einfach, dass er extrem fleißig ist"
"Wir sind da mit ihm am Arbeiten. Mir gefällt es einfach, dass er extrem fleißig ist, dass er zuhört, Bock hat und sich auch reinhängt", so Toppmöller über seinen neuen Go-to-Guy aus den eigenen Reihen. Frei nach dem Motto: Aus der Not einen Stürmer machen. "Die Tore, die jetzt gerade im Moment für ihn fallen, sind dann auch eine Belohnung für den Fleiß, den er hat."
Marmoush traf in Köpenick wie schon am vergangenen Wochenende gegen Dortmund doppelt, erzielte fünf Tore in den letzten drei Bundesliga-Partien. "Er hat durch seine Geschwindigkeit immer wieder Momente, die für einen Verteidiger unangenehm sind, dass er in die Tiefe geht", sagte der Trainer. "Er hat aber mittlerweile genauso auch ein Gespür, sich immer wieder in die rote Zone zu lösen und uns da fußballerisch mit seiner Technik zu helfen und als Wandspieler den Ball sauber abzulegen."
Zehn Punkte aus den letzten vier Spielen
Mit der Folge, dass von der anfänglichen Sturmflaute nicht mehr viel zu spüren ist. Die Hessen erzielten in den letzten drei Ligaspielen je drei Tore, haben durch zehn Punkte aus den letzten vier Spielen wieder Tuchfühlung zu den Top-Sechs aufgenommen. Im Winter wird ziemlich sicher trotzdem ein neuer Mittelstürmer kommen, möglicherweise wird dieser aber eher an der Seite von Marmoush spielen und nicht an seiner statt. Klar ist derweil: Selbst einwechseln muss sich Toppmöller in dieser Saison nicht mehr.