Das ist Eintracht-Gegner Slavia Prag Ein 5.000-Tore-Stürmer und ein slowakischer EM-Held

In Eintracht Frankfurts Europa-League-Gegner Slavia Prag steckt viel Geschichte. Eine Prager Legende soll bis zu 5.000 Tore geschossen haben, ein aktueller Stürmer wurde EM-Torschützenkönig.

Slavia-Stürmer Tomas Chory ist in dieser Saison treffsicher.
Slavia-Stürmer Tomas Chory ist in dieser Saison treffsicher. Bild © Imago Images
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Eintracht Frankfurt empfängt am Donnerstag (18.45 Uhr, live im hr-iNFO-Audiostream) Slavia Prag in der Europa League. Was macht den Verein aus der tschechischen Hauptstadt aus?

Der Verein

Viele Jahre lang war Slavia Prag quasi das "Vizekusen" der tschechischen Liga. Aus den ersten 13 Jahren seit der Ligagründung 1993 wurde der Verein unglaubliche neunmal Zweiter, die Meisterschaft war Slavia nur 1995 vergönnt. Titel en masse holte der Verein erst in den 2000er-Jahren, mittlerweile dürfen sich die Rot-Weißen sechsfacher Meister nennen. Damit ist Slavia national aber immer noch die Nummer zwei: Rekordmeister in Tschechien bleibt mit großem Abstand Sparta Prag. Der Erzrivale von der anderen Seite der Moldau liegt mit 14 Titelgewinnen deutlich vorne.

Immerhin, so wird man sich bei Slavia denken, kann der Verein überhaupt noch mit seinem Rivalen um den Meistertitel konkurrieren. Denn trotz seines sportlichen Erfolges wäre Slavia Prag 2011 fast in die Insolvenz gerutscht, ein Investor verhinderte mit einer Finanzspritze im letzten Moment Schlimmeres. Seit 2016 befindet sich der Verein zu 99 Prozent im Besitz eines chinesischen Konglomerats.

Dem Erfolg auf dem Feld tat das allerdings keinen Abbruch: Von 2018 bis 2021 gewann der Verein drei Meisterschaften in Folge, auch in der aktuellen Saison sieht es wieder richtig gut aus. Die "Červenobílí" (also die Rot-Weißen), wie Slavia Prag in Tschechien auch genannt wird, sind mit elf Siegen aus 13 Spielen Tabellenführer. Auf den ewigen Rivalen Sparta hat Slavia mittlerweile schon zehn Punkte Vorsprung.

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Der Star

Als Stürmer steht man bei Slavia Prag immer im Schatten des großen Josef Bican: Mindestens 805 Karrieretore erzielte der tschechisch-österreichische Stürmer, der zwischen 1937 und 1948 im rot-weißen Trikot auflief. Manche Statistikseite hat sogar mehr als 1.800 notiert, einigen Teamkollegen zufolge sollen es sogar über 5.000 Treffer gewesen sein. Wo die allerdings hergekommen sein sollen, konnte Bican schon zu Lebzeiten nie so wirklich erklären.

Wie viele Treffer es am Ende auch immer gewesen sind: Ivan Schranz wird an Bicans Torquote nicht mehr herankommen. Dennoch gehört der Slowake zu den wichtigsten Offensivspielern bei Slavia. In den vergangenen Jahren war der 31-Jährige stets ein Leistungsträger, bei der EM 2024 wurde er mit drei Treffern sogar geteilter Torschützenkönig.

In der aktuellen Saison kommt Schranz wegen einer Knieverletzung zwar noch nicht so richtig in Fahrt, das Toreschießen erledigt Sturmkollege Tomas Chory dafür genauso gut: Acht Tore erzielte der Neuzugang von Viktoria Pilsen in der laufenden Spielzeit bereits, in der Europa League traf er beim 1:1 gegen Ajax Amsterdam Anfang Oktober. Der Tscheche ist nicht nur abschlussstark, sondern mit 1,99 Meter Körpergröße auch noch ein echter Hüne – damit sehr unangenehm zu verteidigen für die Frankfurter Defensive.

Der Trainer

Für lange Zeit glich die Trainerstelle bei Prag einem Schleudersitz: Von 2010 bis 2017 versuchten elf (!) verschiedene Coaches ihr Glück bei Slavia, bis 2018 ein gewisser Jindřich Trpišovský von Ligakonkurrent Slovan Liberec kam. Unter dem Tschechen, der in seiner Spielerkarriere nie für einen höherklassigen Verein gespielt hatte, fand Slavia endlich zu seiner lang ersehnten Konstanz zurück.

Seit Trpišovský das Ruder übernahm, gewann Slavia dreimal die Meisterschaft und qualifizierte sich 2019 sogar für die Champions League. Zum ersten Mal überhaupt holten die Rot-Weißen das Double aus Meisterschaft und Pokal. In seinen mittlerweile sechs Jahren beim Verein weist Trpišovský einen beeindruckenden Punkteschnitt von 2,19 auf.

Der Tscheche setzt auf aggressives Pressing und eine hohe Intensität mit und gegen den Ball, was sich in diesem Jahr auch an einer starken Defensive zeigt: Gerade einmal vier Gegentore kassierte Slavia bisher in der Liga – selbst für das Frankfurter Traum-Duo Omar Marmoush und Hugo Ekitiké könnte das eine harte Nuss werden.

Und sonst so?

In einer Welt, in der Fußballspieler für immer astronomischere Summen einge- und verkauft werden, erscheint es fast schon unwirklich, dass die teuersten Transfers in der Slavia-Vereinsgeschichte aus den 1990er-Jahren stammen sollen. Damals stieg mit Boris Korbel ein Investor bei den Tschechen ein und pumpte für diese Zeit unerhörte 180 Millionen Kronen (inflationsbedingt heute etwa 30 Millionen Euro) in den Verein.

Für den damals wenig bekannten Stürmer Dragisa Bincic bezahlte der Verein damals astronomische 30 Millionen Kronen. Rechnet man die Inflation mit ein, wären das über fünf Millionen Euro – die höchste Ablöse, die ein tschechischer Verein je für einen Spieler bezahlte. 

Toptransfer Binic und Investor Korbel verließen den Verein zwar beide nach kurzer Zeit schon wieder, die Investitionen in den 1990er-Jahren legten bei Slavia aber den Grundstein für den Erfolg in den darauf folgenden Jahren. 

Redaktion: Henning Middeldorf

Quelle: hessenschau.de