Eintracht vor Gladbach Trainer Dino Toppmöller selbst verkörpert Frankfurts Entwicklungssprung

Vor einem Jahr wurde sein Rauswurf gefordert, nun soll er seinen Vertrag vorzeitig verlängern: Trainer Dino Toppmöller zeigt auch vor dem Spiel in Gladbach seine neue Mischung aus Klarheit und Lockerheit. Er ist genauso gewachsen wie sein Team.

Dino Toppmöller im Spiel gegen Wolfsburg.
Dino Toppmöller im Spiel gegen Wolfsburg. Bild © Imago Images

Am Ende sorgte Trainer Dino Toppmöller noch einmal für einen Lacher. Auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach (Samstag, 18.30 Uhr) hatte er über Stürmer Hugo Ekitiké gesprochen. "Er wird mich weiter einige Nerven kosten (...) Wir hoffen, dass seine positive Entwicklung so weitergeht", waren zwei seiner Sätze zum Angreifer. "Am besten morgen Abend", meinte Pressesprecher Bartosz Niedzwiedzki abschließend. "Was denn? Nerven kosten? Oder dass die Entwicklung weitergeht?", fragte Toppmöller lakonisch. Natürlich Zweiteres.

Es war nur eine kurze Episode, doch sie verdeutlichte noch einmal, dass der Trainer mindestens so große Entwicklungssprünge genommen hat wie viele seiner Spieler. Noch im vergangenen Jahr hatte der Coach mitunter verbissen und steif gewirkt, es auch gegenüber den Spielern manchmal zu gut gemeint mit taktischer Expertise. Nun findet Toppmöller eine angenehme Balance aus Lockerheit und offener Analyse. Dabei hätte gerade er allen Grund zum Griesgram. Nicht nur Ekitiké kostete ihn Nerven, sondern allein zwei bisher so nie dagewesene "Deadline Days", an deren Ende Toppmöller zwei Mal seine besten Angreifer verlor.

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Dino Toppmöller auf der Pressekonferenz
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Die Hunde bieten Ablenkung

Den einen, nämlich Omar Marmoush, hat der Trainer erst auf jenes Level gebracht, das ihn nun für Weltklubs wie Manchester City interessant machte. Als am Montag ein neuer Stürmer auf den allerletzten Drücker verplichtet wurde, blieb Toppmöller nichts anderes übrig als abzuwarten. "Ich war am Montag schon hibbelig und bin mit den Hunden raus, um mich abzulenken", erzählte Toppmöller über den Transfer von Michy Batshuayi. Wie oft die Hunde zum Stressabbau beim Trainer beigetragen haben, ist nicht überliefert, aber die Eintracht kann sich bei Toppmöllers Haustieren wohl bedanken.

Denn auch nach dem Verkauf von Randal Kolo Muani hat er sich nie öffentlich beklagt oder Verstärkungen gefordert. Erst nach dem Spiel gegen Wolfsburg und der Verletzung von Igor Matanovic deutete er eine Zusatzschicht von Markus Krösche eher charmant an. Toppmöller kann mittlerweile mit einem Lächeln moderieren. Das gilt auch für andere Punkte: Den zuletzt wieder schwächelnden Tuta stärkte er, indem er direkt bekannt gab, dass der Brasilianer in die Rolle des verletzten Robin Koch als Abwehr-Chef schlüpfe. Gleichzeitig benannte er auch die Fehler und Formkrise des Abwehrmannes unumwunden.

Er findet Uzuns Ungeduld in Ordnung

Nächstes Beispiel: die Diskussionen um den aufstrebenden Youngster Can Uzun, der eine gewisse Ungeduld in Bezug auf seine Spielzeit vor sich herträgt. "Er ist am Anfang einer tollen Karriere und sehr selbstbewusst", sagte Toppmöller. Die Unzufriedenheit und Emotionen bei jungen Spielern finde er absolut in Ordnung, weil die Öffentlichkeit sonst immer nach solchen Charakteren verlange. Auch den nicht für die Europa League nominierten Oscar Hojlund bedachte Toppmöller am Freitag mit einem Extra-Lob. Schon zu seiner Zeit als Co-Trainer bei den Bayern wurde Toppmöller ein exzellentes Verhältnis gerade zu den jungen Spielern attestiert.

Der 44-Jährige befindet sich erst in seiner zweiten Saison als Cheftrainer eines Bundesligisten und kann schon auf reichlich Erfahrungswerte zurückblicken. So stand er vor einem Jahr in der öffentlichen Meinung spätestens nach dem Pokalaus in Saarbrücken und dem Exit im Europapokal vor der Entlassung. Bezeichnend schien, dass Vorstand Markus Krösche nach dem Saisonschluss ein klares Bekenntnis zum Trainer vermied. Doch in der Analyse der ersten Spielzeit im Sommer überzeugte Toppmöller und könnte einem Bericht der Sport-Bild zufolge bald über eine vorzeitige Vertragsverlängerung bei der Eintracht verhandeln. Die Gespräche sollen entweder noch im Februar oder Mitte März stattfinden.

Gespräche über eine Vertragsverlängerung

Dem Bericht zufolge würden beide Seiten aber erst noch die kommenden Monate für eine Finalisierung abwarten wollen. Nicht ohne Grund: Denn auf Toppmöller warten wiederum einige Variablen. Noch sucht die Eintracht einen Weg, den Verlust von Marmoush zu kompensieren. Der Neue, Elye Wahi, steht nicht im Saft, Batshuayi braucht wohl ebenfalls Zeit zum Akklimatisieren. Abwehrchef Robin Koch fällt aus, Tuta sucht seine Form und das Überangebot im Mittelfeld könnte nicht nur bei der Nominierung für den Europa-League-Kader für Frust sorgen. Dabei muss die Eintracht weiter an ihr Limit gehen, um den großen Traum von der Champions League zu realisieren.

Gleich am Wochenende wartet mit Borussia Mönchengladbach eine Mannschaft mit Rückenwind, die ihrerseits mit einem Sieg an die ersten Vier der Tabelle heranrücken könnte. Toppmöller nannte Gladbachs Entwicklung "herausragend gut". Die Eintracht blieb zuletzt drei Mal ohne Sieg, sie braucht bei den Fohlen jene Mischung aus Klarheit und Lockerheit, die ihr Trainer derzeit ausstrahlt. Wie sagte der schließlich zum Stress der letzten Wochen? "Ach, es gab hier schon die eine oder andere stressige Phase."

Quelle: hessenschau.de