Klare Ansage an Coach Toppmöller: "Ich will mehr spielen" Eintracht-Jungstar Can Uzun: Geduldsfaden wird strapaziert
Die Treffsicherheit von Can Uzun nimmt zu, seine Spielzeit aber nicht. Der Langmut des 19-Jährigen wird ziemlich auf die Probe gestellt. Seine Aussagen werden fordernder.
Für sein selbstbewusstes Auftreten ist Can Uzun bekannt, auch für seine knappen wie prägnanten Aussagen. Insofern überraschte es am Sonntag in den Katakomben der Frankfurter Arena nicht, dass der junge Eintracht-Angreifer nach dem 1:1 gegen den VfL Wolfsburg seinen Torjubel, als er mit dem Zeigefinger vor den Lippen um Ruhe bat, mit nur wenigen Worten erklärte: "Ich will halt einfach mehr spielen." Eine grimmige Geste also, als deren Adressat sich wohl auch Dino Toppmöller fühlen darf.
Der Frankfurter Trainer fand nach dem zweiten Liga-Remis in Folge zwar lobende Worte für den 19-Jährigen, erklärte die Ersatzspieler-Rolle Uzuns aber gleich im nächsten Atemzug: "Es geht nicht nur um Tore. Er hat diese Qualität, hat diesen Zug zum Tor. Er macht die Wege in die Box. Das macht ihn sehr wertvoll." Jedoch: Die Spiele zuvor seien lediglich in Ordnung gewesen, mehr nicht, "da kann er Dinge noch besser machen". Alles in allem sei Uzun weiterhin "auf einem guten Weg, aber da brauchen wir noch Geduld mit ihm".
Chaibi und Knauff zuletzt mit mehr Kredit beim Trainer
Geduld! Ein Stichwort, das dem Zehn-Millionen-Euro-Sommerneuzugang so langsam aus den Ohren rauszuquellen scheint. Den Hinweis eines Reporters, dass die Sportliche Führung die Weiterentwicklung von ihm lobe, kommentierte Uzun wie folgt: "Wenn die Trainer es so sagen, wird es wahrscheinlich besser sein."
Zur Wahrheit gehört, dass im ersten Halbjahr der Saison an einem Omar Marmoush in Über- und einem Hugo Ekitiké in Topform für Uzun schlicht kein Vorbeikommen war. Doch jetzt, da Marmoush mit Manchester City vom FC Arsenal gedemütigt wird (1:5), ist theoretisch ein Platz im Team freigeworden. Praktisch aber begann Ansgar Knauff gegen Wolfsburg hinter Ekitiké, in der Europa League in Rom durfte sich dort Fares Chaibi probieren. Beide Versuche misslangen. Chaibi sollte mit der Nicht-Leistung in der Ewigen Stadt ohnehin den Kredit beim Trainer vorerst verbraucht haben. Knauff dagegen ist immerhin ein fleißiger Kerl, stets bei der Sache, die halt nur nicht immer gelingt.
Uzun trifft alle 154 Minuten ins Tor
Winken Uzun in naher Zukunft also mehr Minuten auf dem Feld? Steht er kommenden Samstag in Gladbach womöglich in der Startelf? Durchaus wahrscheinlich, zumal Wintereinkauf Elye Wahi bei der Borussia zwar zum Kader gehören soll, körperlich aber noch aufgepäppelt werden muss und daher vorerst nur für Einwechslungen infrage kommt. Ob am Deadline Day ein weiterer Offensivspieler dazukommt, ist offen. Mit nun wettbewerbsübergreifenden vier Treffern ist Uzun zudem hinter Ekitiké der zweitbeste Torjäger im Eintracht-Kader. In seinen 20 (Kurz-)Einsätzen gelang ihm alle 154 Minuten ein Tor. Zum Vergleich: Ekitiké steht bei 135 Minuten pro Treffer.
Gegen Wolfsburg zeigte der in der 68. Minute eingewechselte Uzun, der gerne aus der Tiefe des Mittelfelds vorstößt, seine größte Qualität: den Zug zum Tor. Im Rücken der Verteidiger schlich er sich in der 81. Minute in den Sechzehner und köpfte ein. Später vergab er noch den möglichen Sieg, als sein schwer zu nehmender Dropkick über die Latte zischte. "Ich habe ein gutes Spiel gemacht und bin bereit, wenn ich die Spiele bekomme, meine Qualitäten zu zeigen."
Krösche lobt die "Impulse" von der Ersatzbank
Ein bisschen Wut im Bauch schadet offenbar nicht. Uzuns Körpersprache jedenfalls war gegen Wolfsburg auf den Punkt, er wehrte sich, wollte das Spiel an sich reißen, was er in seinen vorherigen Einsätzen keinesfalls immer auszustrahlen vermochte. Überhaupt brachten die Frankfurter Einwechsler "wichtige Impulse", wie Sportvorstand Markus Krösche lobte. Jean-Matteo Bahoya flankte den Ausgleich auf den Kopf von Uzun, scheint gerade den nächsten Schritt in seiner Entwicklung hin zu mehr Zählbarem zu machen. Und selbst Niels Nkounkou, oft gescholten, drehte gegen den VfL auf, ersprintete sich Torchancen, heizte dem Publikum mit einer positiven Körpersprache ein. "Sie hatten Zug", so Krösche.
Was ihm der Trainer vor seiner Einwechslung gesagt habe, wollten die Reporter schließlich noch von Uzun wissen. Seine Antwort: "Ich soll einfach mein Spiel machen und mir etwas zutrauen. Aber das mache ich ja eh immer." Klare Ansage.