Eintracht-Keeper Kevin Trapp Kapitän in der Kritik
Kevin Trapp verschuldet gegen die Bayern ein Gegentor, prompt sieht er sich scharfer Kritik ausgesetzt. Eine echte Torwartdiskussion gibt es aber nicht. Zu Recht.

Es war ein absoluter Sahnetag in der Münchner Arena. Zahllose Chancen vereitelt, diverse Reflexe und Glanzparaden gezeigt, dann noch ein später Sieg der Eintracht bei den Bayern. "Ich habe vorher gesagt, wir werden einen überragenden Torhüter brauchen. Den haben wir heute gehabt mit Kevin Trapp", sagte Trapps Trainer Oliver Glasner anerkennend nach dem 2:1-Sieg. 2021.
Vier Jahre später steht Trapp erneut nach einem Spiel bei den Bayern im Fokus, allerdings aus weniger erfreulichem Anlass. 0:4 verloren die Hessen am vergangenen Sonntag beim FCB, zumindest das 0:2 ging dabei auf Trapps Kappe, als er an einem Eckball vorbeifaustete. "Ich bin niemand, der Ausreden sucht. Wenn ich rauskomme, dann muss ich den Ball haben", sagte Trapp nach dem Spiel.
Krise oder Fluch des Leistungsträgers?
Seit nun etwa anderthalb Jahren scheint ein wenig Sand im Getriebe bei Trapp. In einer schwachen Vorsaison war es oft der Keeper, der sich als einer der ersten der Kritik ausgesetzt sah. Auch in dieser Spielzeit geht es schnell, dass Trapp in Medien und Umfeld angezählt wird. Eine ernsthafte sportlich Krise? Oder eher der Fluch des Kapitäns und Leistungsträgers, der eben besondere Verantwortung schultern und besondere Leistungen liefern muss?
Dabei ist es nicht so, dass Trapp Woche für Woche patzen würde. Im Dezember sah er gegen Augsburg nicht gut aus, als er einen Fernschuss nach vorne klatschen ließ und FCA-Spieler Samuel Essende zum zwischenzeitlichen 2:1 abstaubte. Und in der Hinrunde ermöglichte er mit einer missglückten Fußabwehr ein Tor von Leverkusen. Aber ansonsten? Solide bis gute Leistungen.
Bereits siebenmal zu null
Das zeigen auch die Statistiken. Trapp hält in der aktuellen Spielzeit wettbewerbsübergreifend 71,5 Prozent aller Bälle, in beiden Vorsaisons lag der Wert lediglich bei knapp 63 Prozent. Zum Vergleich: Als Trapp in der Europa-League-Saison zum Held wurde, kam er auf 71,8 Prozent, also ein nahezu identischer Wert. Bei der Eintracht war er nur einmal besser, 2018/19 mit 72,4 Prozent gehaltener Bälle.
Auch hat Trapp in der aktuellen Saison bereits siebenmal zu Null gespielt, so oft wie in der gesamten Saison 2021/22. Bei noch mindestens 13 ausstehenden Pflichtspielen ist es gut möglich, dass er seinen Bestwert von zwölf "weißen Westen" aus der Saison 2018/19 einstellt.
Ligaweit nur zwei Keeper besser
Zumal Trapp in den "Expected Goals Conceded", also den erwarteten Gegentoren, gut abschneidet. Gemäß dieser Statistik hat Trapp mehr als fünf Treffer weniger kassiert, als es gemessen an den Gegnerchancen erwartbar gewesen wäre. Ligaweit sind nur zwei Keeper besser in diesem Ranking: Gladbachs Moritz Nicolas und Mainz‘ Robin Zentner.
Eine Verschlechterung zeigen die Daten lediglich bei den langen Bällen. Kamen 2018/19 noch derer 48,2 Prozent an, sind es aktuell nur noch 33,2. Die Passgenauigkeit hingegen ist gestiegen, was aber auch daran liegen dürfte, dass die Eintracht unter Toppmöller verstärkt von hinten heraus und Trapp mehr kurze Pässe spielt.
Krösche: "Kevin ist unser Kapitän"
Einen Patzer wie gegen die Bayern oder auch gegen Augsburg können die Statistiken schlecht abbilden, ebenso das Raunen im Stadion, wenn einer von Trapps Bällen im Seitenaus landet. Aber sie lügen auch nicht. Eine ernsthafte Torwartdiskussion gibt es bei der Eintracht entsprechend nicht. Zumal bei Trapp auch noch weiche Faktoren eine Rolle spielen. Er ist nicht nur Kapitän, sondern auch eines der Gesichter des Klubs. Und hat mit Kaua Santos einen Herausforderer, der durch seine jüngsten Patzern noch nicht so weit scheint.
"Kevin ist ein wichtiger Teil unserer Mannschaft und erfahren genug, um mit der Situation und der Kritik souverän umzugehen", sagte entsprechend auch Sportvorstand Markus Krösche. "Er ist unser Kapitän und wird am Samstag wieder eine gute Leistung bringen." Klar ist: Gegen den Meister aus Leverkusen wird Trapp einen ähnlichen Sahnetag brauchen wie 2021 gegen die Bayern.