Eintracht-Kolumne: VAR für deutschen Comedypreis nominiert
Große Freude im deutschen Schiedsrichterwesen: Nach der fantastischen Leistung des Videoschiedsrichters im Spiel der Eintracht ist der VAR für den Deutschen Comedypreis nominiert. Reichs Resterampe gratuliert.
Großer Jubel, die ein oder andere geköpfte Sektflasche, die roten Clownsnasen waren sowieso bereits aufgesetzt, weil sie ja zur Dienstbekleidung gehören: Als die Nachricht von der Nominierung zum Deutschen Comedypreis den Kölner Keller erreichte, war die Freude unter den deutschen Videoschiedsrichtern groß. "Ich war gerade mit meinem Blindenhund Alfons Gassi, als ich die Nachricht bekommen habe. Das ist die Wertschätzung für über fünf Jahre Slapstick auf Top-Niveau", jubelte ein Schiedsrichter-Sprecher. "Wir haben hier im Keller ja schon einige rauschende Partys gefeiert. Erst am Samstag wieder. Aber das heute toppt alles."
Zurecht. Denn mit der Nominierung wird ein nun über fünf Jahre währendes Comedy-Experiment im deutschen Fußball endlich angemessen gewürdigt. Angefangen als Spin-off von Versteckte Kamera, hat sich der VAR zu einem fußballdystopischen, Truman-Show-artigen Und-täglich-grüßt-das-Murmeltier-Alptraum entwickelt, in dem arglose Fußballfans, die einfach verdammt noch mal ihre Ruhe haben wollen, Woche für Woche den immergleichen Schwachsinn durchleiden müssen.
Surreale Elemente und plumper Furzkissenhumor
Ein Slapstick-Format von gesellschaftlicher Relevanz, das surreale Elemente und plumpen Furzkissenhumor gleichermaßen vereint und Gelächter vor allem durch schiere Fassungslosigkeit hervorruft. Und darüber ein wöchentliches Gesprächsthema geworden ist, insbesondere die doppelten Fehlentscheidungen und die ewigen Wartezeiten sind ein steter Quell der Freude. "Möp, möp", sagte ein Videoschiri dazu treffend, während er seine Clownsnase drückte.
Den endgültigen Ausschlag für die (manche sagen: überfällige) Nominierung soll nun die spektakuläre Performance des VAR am vergangenen Wochenende im Spiel der Frankfurter Eintracht gegen Borussia Dortmund gegeben haben. Zum Leidwesen der Eintracht übrigens, deren Chancenverwertung ebenfalls gute Chancen auf eine Nominierung gehabt haben soll. Doch die Darbietung des VAR war zu überzeugend, eine Kanonade hanebüchen falscher Entscheidungen, die die Zuschauer so sehr verwirrte, dass sie am Ende einen transzendentalen Zustand der Belustigung irgendwo zwischen hysterischem Lachen, Wut, wildem Kopfschütteln und noch mehr Wut erreichten.
"Einer muss ja die Zapfanlage bedienen"
Ein Kunstwerk, das das Schiedsrichtergespann am Folgetag mit Verweis auf "handwerkliche Fehler" noch einmal auf eine weitere Ebene hob. "Da wollten wir die Grenzen mal testen. Wir haben einfach behauptet, wir hätten uns die Lindström-Szene nur aus vier Kameraperspektiven angesehen. 'Nur' aus vier, verstehen Sie? Hahahaha. Hahaha. Haha. Ha", so ein Videoschiedsrichter, der an der Szene unmittelbar beteiligt war. "Klar, ich war am Samstag auch im Einsatz. Einer muss ja die Zapfanlage bedienen."
Die eigentlich zur Feier des Tages anberaumte Pressekonferenz konnte leider doch nicht stattfinden, weil sich die Videoschiris nicht sicher waren, in welche Kamera sie hätten gucken müssen. Der guten Laune tat das aber keinen Abbruch. Fraglich ist indes noch, welcher Schiri die Videoschiedsrichter bei der Preisverleihung vertreten soll. "Die Verleihung ist samstagnachmittags, da haben wir sowieso frei und hätten alle Zeit. Es soll aber leider nur einer gehen", heißt es seitens der Videoschiris. "Wahrscheinlich machen wir es einfach so, wie wir es immer machen, wenn wir eine Entscheidung zu treffen haben: Wir würfeln."