Eintracht-Abend voller Genuss, Streicheleien und "perfekter Antworten"

Götze trifft traumhaft, Bahoya dribbelt allen davon, Santos wird abgefeiert: Gegen die B-Elf von Ajax lässt die Eintracht nichts anbrennen und bekommt es im Europa-League-Viertelfinale mit einem abgeschmierten Schwergewicht zu tun.

Ein Kunstwerk von einem Tor: Mario Götze trifft aus 40 Metern zum 4:1-Endstand.
Ein Kunstwerk von einem Tor: Mario Götze trifft aus 40 Metern zum 4:1-Endstand. Bild © Imago Images
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Dino Toppmöller
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Die Arme seiner Mitspieler schnellten schon jubelnd nach oben, da streichelte er noch genüsslich den Ball hinauf in die kalte Luft des Waldstadions, ließ ihn fliegen und reinzappeln ins nasse Netz. Mario Götze, dieser Fußballer mit den feinen Füßchen, hatte getroffen zum 4:1-Endstand für seine Eintracht aus Frankfurt gegen Ajax Amsterdam. Aus 40 Metern. Ins verwaiste Tor. Ohne Auftitschen. Wie gemalt. Und doch war's für einen wie ihn keine große Kunst. So was können gute Kicker einfach, einstige Wunderknaben sowieso, auch mit 32 Jahren.

"Den schießt er von zehnmal wahrscheinlich zehnmal rein", sagte Eintracht-Trainer Dino Toppmöller, "er ist ein Champions-League-Spieler." Ja, Götze hat das Achtelfinal-Rückspiel der Europa League geprägt, hat nicht nur den Schlusspunkt gesetzt (82.), sondern auch das 2:0 wunderschön erzielt (25.). Brustannahme, Drehung, Heber – manch einer verspürte da (zumindest kurzzeitig) 2014er WM-Vibes. Als der Mittelfeldspieler acht Minuten vor dem Abpfiff nach seinem ersten Eintracht-Doppelpack vom Feld trottete, erhoben sich die Menschen in der Arena.

Matthäus-Wunsch geht in Erfüllung

Und Götze? Der machte kein großes Aufheben um seine starke Leistung, lächelte die Lobeshymnen im TV-Interview locker weg, selbst jene des ewigen Loddars, des Herrn Matthäus, dessen sehnlichster Wunsch sich später am Abend tatsächlich erfüllen sollte. Einmal "Doddenham" hatte er sich erbeten, "ins neue Stadion". Zu den Tottenham Hotspur, logo.

Dorthin nämlich reist die Eintracht nach ihrem 6:2-Gesamterfolg über Ajax am 10. April zum Viertelfinal-Hinspiel. Eine Woche später, 17. April, geht es im Stadtwald ums endgültige Weiterkommen. Die Spurs, denen die Hessen vor zweieinhalb Jahren in der Champions-League-Gruppenphase schon einmal begegneten (2:3 und 0:0), sind nur Dreizehnter in der Premier League. Im Europacup setzten sie sich gegen AZ Alkmaar durch.

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"Wer die Europa League nicht gewinnen möchte, ist fehl am Platz", sagte Götze schließlich noch, verschrumpfte seine Titelansage zwar mit den üblichen Von-Spiel-zu-Spiel-denken-Floskeln, traf unfreiwillig aber doch einen zentralen Punkt. Denn tatsächlich wollte im Frankfurter Stadion nur eine Mannschaft gewinnen, und es waren nicht die Gäste.

Ajax-Trainer wird deutlich kritisiert

Denn auch das gehört zur Wahrheit: Ajax-Trainer Francesco Farioli bot eine im Vergleich zum Hinspiel auf zehn Positionen veränderte Startelf auf. Es kamen Spieler zum Einsatz, die sonst nie zum Einsatz kommen. Ein Journalist aus den Niederlanden fragte den Gästecoach gar ironisch, ob an dessen Stelle nicht auch besser der A-Jugendcoach hätte mitfahren sollen nach Frankfurt. Zum Vergleich wäre es in etwa so gewesen, hätte Toppmöller in einem K.o.-Spiel plötzlich Leute wie Aurèle Amenda, Timmy Chandler oder Noah Fenyö von Anfang gebracht. Ajax war der Ausgang des Abends schlicht egal, steht am Wochenende in der Liga doch ein womöglich vorentscheidendes Spiel um den Titel an.

Das alles wiederum ist ja der Eintracht nicht vorzuwerfen, die von Anfang bis Ende ein gutes Spiel machte und "scharf" war, wie Toppmöller formulierte. Dessen Fazit lautete: "Perfektes Spiel, perfekte Antwort auf Sonntag." Nach der 1:2-Niederlage gegen Union Berlin sei Druck zu spüren gewesen, aber "die Jungs haben ihre Feuertaufe bestanden".

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Lob für Bahoya nach erstem Eintracht-Tor

Gemeint waren vor allem die jungen Jungs, gerade Jean-Matteo Bahoya. Der Flügelspieler vollendete nicht nur den schönsten Frankfurter Angriff des Abends nach doppeltem Doppelpass mit dem 1:0 und seinem ersten Eintracht-Tor (7.), er spielte auch ansonsten sehr auffällig. Auffällig gut. "Er ist ein top Junge, der fleißig ist, der zuhört, auf den ich mich immer verlassen kann", sagte Toppmöller. Gerade im Defensivverhalten habe Bahoya zugelegt.

Und wenn er es offensiv mal mit den Kaspereien übertrieb, geschehen Mitte der zweiten Hälfte mit einem gefloppten Übersteiger-Marathon, bekam er vom Kollegen Rasmus Kristensen prompt die Verbal-Watschn. Das zwischenzeitliche 3:0 gelang im Übrigen Hugo Ekitiké (67.).

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Bahoya: "Kein Zweifel zugelassen"

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Torwart Santos wird von den Fans abgefeiert

Fürs Toreverhindern war derweil neben des abgezockt agierenden Rückkehrers Robin Koch unter anderem Kaua Santos zuständig. Der Keeper rutschte für den unter einem schmerzenden Schienbein leidenden Kevin Trapp zwischen die Pfosten und machte seine Sache gut. Santos hielt, was er halten musste, und strahlte gerade bei hohen Bällen große Sicherheit aus. Das war insofern nicht selbstverständlich, lief doch im Dezember bei seinem letzten Auftritt im Heimspiel gegen Mainz so ziemlich alles schief.

Santos also wurde von den Fans stets besonders lautstark angefeuert, auch dann, als ihm früh ein Abspiel verrutschte und Ajax daraus kein Kapital schlagen konnte. Beim Gegentor, erzielt von Kenneth Taylor (78.), wuchtete Santos seine 1,96 Meter zwar auf den Boden, die Hand aber bekam er nicht mehr an den Ball. Stammtorhüter Trapp schaute dem Treiben von der Tribüne aus zu und wird dies auch am Sonntag im Ligaspiel beim VfL Bochum machen müssen.

Denn, so Toppmöller: "Kevin wollte unbedingt auf dem Platz stehen, aber die Schmerzen wurden immer schlimmer. Er wird am Sonntag nicht zur Verfügung stehen." Bei Verteidiger Arthur Theate, auch angeschlagen und nicht eingesetzt gegen Amsterdam, werde es ebenfalls "sehr eng", so der Coach.

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Krösche: "Verdient im Viertelfinale"

Krösche
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Quelle: hessenschau.de