Eintracht nach dem Spiel in Sofia Willkommen in der Anti-Champions-League

Eintracht Frankfurt lässt bei Levski Sofia den Sieg liegen. Schon das Hinspiel zeigt, worauf sich die Hessen einstellen können. Nimmt der Verein die Conference League an, könnte der Wettbewerb den Hessen große Freude bringen.

Willian Pacho im Luftduell.
Willian Pacho im Luftduell. Bild © Imago Images
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Toppmöller: Haben die Struktur verloren

Markus Krösche
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Knapp ein Jahr ist es her, da schien Eintracht Frankfurt auf dem Gipfel angekommen. Europa-League-Sieg in Sevilla, ein triumphaler Autokorso durch Frankfurt und dann erklang wenig später tatsächlich die Champions-League-Hymne in Stadtwald. Überall glitzerte es, alles war mit den Sternen der Königsklasse gelabelt, Europas Elite gab sich im Waldstadion die Ehre. Der moderne Fußball, zu Gast bei einem Klub, der lange im Gestern lebte.

Ein Jahr später spielt die Eintracht 1:1 bei Levski Sofia und der Kontrast könnte nicht größer sein. Unter dem Dach der Haupttribüne des Vasil-Levski-Stadions nisten die Schwalben, die Tartanbahn hat schon Leichtathletik-Weltrekorde in den Sechzigern gesehen und scheint seither nicht renoviert worden, von den Katakomben ganz zu schweigen. Und spielt der Stadion-DJ mal nicht gerade Kirmestechno, sondern einen der Levski-Songs, fliegt dem Stadion das Dach weg, das es nicht hat. Diese erste Conference-League-Reise ist eine Zeitreise für Eintracht Frankfurt, europäischer Fußball in einem Rahmen, den es kaum noch gibt und nicht mehr lange geben wird.

Kein Spaziergang

Natürlich, sportlich ist der Unterschied eklatant. Kein Harry Kane oder Heung-min Son, kein italienischer Meister, der einem die Hosen auszieht. Levski Sofia hat seine liebe Mühe, spielt diverse Fehlpässe, nach einem unnötigen Ballverlust fällt schnell das 1:0 für die Eintracht. Aber ein Spaziergang im Park ist diese Conference League auch nicht. Die spielerische Überlegenheit der Eintracht blitzt zumindest in der ersten Halbzeit wieder und wieder auf, ihre Gewichtsklasse ist wohl doch eher die Europa League. Aber Levksi kämpft um jeden Meter, und rollt ein Angriff, wird er angeschoben von einer erstaunlichen Geräuschkulisse.

Und spätestens in der zweiten Halbzeit wird klar: Diese Liga muss man wollen. Und man muss sie annehmen. Auf dem Platz scheint aber Gegenteiliges zu passieren, der Gegner kratzt und beißt, während die Hessen fahrig wirken, Angriffe nicht sauber ausspielen, in der Abwehr immer mal wacklig wirken. Und so kippt die Partie, der Ausgleich per Traumtor in der 95. Minute lässt das Stadion explodieren. "Wer hier die Stimmung erlebt hat: Das ist schon Champions-League-Atmosphäre. Aber nächste Woche spielen wir in Frankfurt, da sind Europapokalabende etwas ganz Besonderes", sagte Trainer Toppmöller nach der Partie.

Blutige Knie und erdige Plätze

Und da ist es dann auch egal, ob Conference oder Champions League. Mehr noch: Dieser nahbare, erdige Wettbewerb passt außerordentlich gut zu den Hessen. Kein Chichi, keine allzu glatten Oberflächen, eher blutige Knie und erdige Plätze, ein Cup, den nur holt, wer sich die Ärmel hochkrempelt und in die Hände spuckt.

Spielerisch werden die Frankfurter viele Partien dominieren können. Gewinnen können sie sie aber nur durch jene Tugenden, mit denen die meisten Gegner anreisen, Leidenschaft, Kampf, Geschlossenheit. Dann kann es in diesem Wettbewerb weit gehen, in spannende Länder mit traumhaft altmodischen Stadien, in denen der Putz von der Decke bröckelt und die Schwalben ihre Nester bauen. Dafür muss aber erst einmal das Rückspiel gewonnen werden. Ein Spaziergang wird auch das nicht.

Quelle: hessenschau.de